Er fragte mich, so bald sie hierauf ihr Fenster zu- geschlagen, was sie gesprochen? ich merckte aber den Braten einiger massen, und gab vor: Sie hätte sich bedanckt, und uns eine geruhige Nacht gewünscht. Demnach hing sein Liebes-Himmel überall voller Geigen, er drückte mir auf der Stelle 2. spec. Duca- ten in die Hand, und weilen seine Geschäffte durch- aus nicht erlauben wolten, diese Nacht ausser sei- nem Hause zu schlafen, ließ er sich in aller Stille sein Pferd bringen, und ritte darvon, mit dem Verspre- chen: übermorgen Mittags, gantz gewiß wiederum bey uns zu seyn, da ich ihm denn die vermuthliche Antwort des Fräuleins einhändigen und erklären solte.
Jch | versprach seine Liebes-Affairen bestens zu beobachten, legte mich hernach aufs Ohr, stund aber gewöhnlicher weise sehr frühe auf, und divertirte mich auf dem, im Garten befindlichen Vogel-Heer- de, allwo mir durch eine, Charlotten sehr getreue Magd, nachfolgende Zeilen eingehändiget wurden, die ich also nothwendiger weise ebenfalls ablesen muß:
Monsieur.
Verstellet eure Hand wie ihr wollet, seyd aber versichert, daßCharlottedieselbe un- ter tausenden, dennoch erkennen wird. Allein saget mir, warum ihr so verrätherisch han- deln, und auf die Seite meiner Feinde treten könnet, da doch ich von Jugend auf, meines Wissens, lauter Redlichkeit uud unsträfliche Liebe gegen eure Person bezeiget habe, und wenn ich offenhertzig schreiben soll, bisdato
noch
Er fragte mich, ſo bald ſie hierauf ihr Fenſter zu- geſchlagen, was ſie geſprochen? ich merckte aber den Braten einiger maſſen, und gab vor: Sie haͤtte ſich bedanckt, und uns eine geruhige Nacht gewuͤnſcht. Demnach hing ſein Liebes-Himmel uͤberall voller Geigen, er druͤckte mir auf der Stelle 2. ſpec. Duca- ten in die Hand, und weilen ſeine Geſchaͤffte durch- aus nicht erlauben wolten, dieſe Nacht auſſer ſei- nem Hauſe zu ſchlafen, ließ er ſich in aller Stille ſein Pferd bringen, und ritte darvon, mit dem Verſpre- chen: uͤbermorgen Mittags, gantz gewiß wiederum bey uns zu ſeyn, da ich ihm denn die vermuthliche Antwort des Fraͤuleins einhaͤndigen und erklaͤren ſolte.
Jch | verſprach ſeine Liebes-Affairen beſtens zu beobachten, legte mich hernach aufs Ohr, ſtund aber gewoͤhnlicher weiſe ſehr fruͤhe auf, und divertirte mich auf dem, im Garten befindlichen Vogel-Heer- de, allwo mir durch eine, Charlotten ſehr getreue Magd, nachfolgende Zeilen eingehaͤndiget wurden, die ich alſo nothwendiger weiſe ebenfalls ableſen muß:
Monſieur.
Verſtellet eure Hand wie ihr wollet, ſeyd aber verſichert, daßCharlottedieſelbe un- ter tauſenden, dennoch erkennen wird. Allein ſaget mir, warum ihr ſo verraͤtheriſch han- deln, und auf die Seite meiner Feinde treten koͤnnet, da doch ich von Jugend auf, meines Wiſſens, lauter Redlichkeit uud unſtraͤfliche Liebe gegen eure Perſon bezeiget habe, und wenn ich offenhertzig ſchreiben ſoll, bisdato
noch
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Er fragte mich, ſo bald ſie hierauf ihr Fenſter zu-
geſchlagen, was ſie geſprochen? ich merckte aber den
Braten einiger maſſen, und gab vor: Sie haͤtte ſich
bedanckt, und uns eine geruhige Nacht gewuͤnſcht.
Demnach hing ſein Liebes-Himmel uͤberall voller
Geigen, er druͤckte mir auf der Stelle 2. ſpec. Duca-
ten in die Hand, und weilen ſeine Geſchaͤffte durch-
aus nicht erlauben wolten, dieſe Nacht auſſer ſei-
nem Hauſe zu ſchlafen, ließ er ſich in aller Stille ſein
Pferd bringen, und ritte darvon, mit dem Verſpre-
chen: uͤbermorgen Mittags, gantz gewiß wiederum
bey uns zu ſeyn, da ich ihm denn die vermuthliche
Antwort des Fraͤuleins einhaͤndigen und erklaͤren
ſolte.
Jch | verſprach ſeine Liebes-Affairen beſtens zu
beobachten, legte mich hernach aufs Ohr, ſtund aber
gewoͤhnlicher weiſe ſehr fruͤhe auf, und divertirte
mich auf dem, im Garten befindlichen Vogel-Heer-
de, allwo mir durch eine, Charlotten ſehr getreue
Magd, nachfolgende Zeilen eingehaͤndiget wurden,
die ich alſo nothwendiger weiſe ebenfalls ableſen
muß:
Monſieur.
Verſtellet eure Hand wie ihr wollet, ſeyd
aber verſichert, daß Charlotte dieſelbe un-
ter tauſenden, dennoch erkennen wird. Allein
ſaget mir, warum ihr ſo verraͤtheriſch han-
deln, und auf die Seite meiner Feinde treten
koͤnnet, da doch ich von Jugend auf, meines
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Liebe gegen eure Perſon bezeiget habe, und
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/121>, abgerufen am 24.11.2024.
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