Händel auf dem Schiffe machten. Jch wolte die ehe- malige Schärffe gebrauchen, allein Jean le Grand trat nunmehro öffentlich auf, und sagte: Es wäre keine Manier, Frey-Beuter also zu tractiren, ich sol- te mich moderater aufführen, oder man würde mir etwas anders weisen.
Dieses war genung geredet mich völlig in Har- nisch zu jagen, kaum konte mich enthalten, ihm die Fuchtel zwischen die Ohren zu legen, doch ließ ihn durch einige annoch Getreuen in Arrest nehmen, und krumm zusammen schliessen. Hiermit schien es, als ob alle Streitigkeiten beygelegt wären, indem sich kein eintziger mehr regte, allein, es war eine verdammte List, mich und diejenigen, die es annoch mit mir hielten, recht einzuschläffern. Da- mit ich es aber nur kurtz mache: Einige Nächte hernach machten die Rebellen den Jean le Grand in der Stille von seinen Ketten loß, erwehlten ihn zu ihrem Capitain, mich aber überfielen sie des Nachts im Schlaffe, banden meine Hände und Füsse mit Stricken, und legten mich auf den un- tersten Schiffs-Boden, allwo zu meinem Lebens- Unterhalte nichts anders bekam als Wasser und Brodt. Die Leichtfertigsten unter ihnen hatten beschlossen gehabt, mich über Boord in die See zu werffen, doch diejenigen, so noch etwa einen halben redlichen Bluts-Tropffen im Leibe gehabt, mochten diesem unmenschlichen Verfahren sich eiffe- rig wiedersetzt haben, endlich aber nach einem aber- mahls überstandenen hefftigen Sturme, da das Schiffe nahe an einen ungeheuren Felsen auf den Sand getrieben | worden, und nach 2. Tagen erst-
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Haͤndel auf dem Schiffe machten. Jch wolte die ehe- malige Schaͤrffe gebrauchen, allein Jean le Grand trat nunmehro oͤffentlich auf, und ſagte: Es waͤre keine Manier, Frey-Beuter alſo zu tractiren, ich ſol- te mich moderater auffuͤhren, oder man wuͤrde mir etwas anders weiſen.
Dieſes war genung geredet mich voͤllig in Har- niſch zu jagen, kaum konte mich enthalten, ihm die Fuchtel zwiſchen die Ohren zu legen, doch ließ ihn durch einige annoch Getreuen in Arreſt nehmen, und krumm zuſammen ſchlieſſen. Hiermit ſchien es, als ob alle Streitigkeiten beygelegt waͤren, indem ſich kein eintziger mehr regte, allein, es war eine verdammte Liſt, mich und diejenigen, die es annoch mit mir hielten, recht einzuſchlaͤffern. Da- mit ich es aber nur kurtz mache: Einige Naͤchte hernach machten die Rebellen den Jean le Grand in der Stille von ſeinen Ketten loß, erwehlten ihn zu ihrem Capitain, mich aber uͤberfielen ſie des Nachts im Schlaffe, banden meine Haͤnde und Fuͤſſe mit Stricken, und legten mich auf den un- terſten Schiffs-Boden, allwo zu meinem Lebens- Unterhalte nichts anders bekam als Waſſer und Brodt. Die Leichtfertigſten unter ihnen hatten beſchloſſen gehabt, mich uͤber Boord in die See zu werffen, doch diejenigen, ſo noch etwa einen halben redlichen Bluts-Tropffen im Leibe gehabt, mochten dieſem unmenſchlichen Verfahren ſich eiffe- rig wiederſetzt haben, endlich aber nach einem aber- mahls uͤberſtandenen hefftigen Sturme, da das Schiffe nahe an einen ungeheuren Felſen auf den Sand getrieben | worden, und nach 2. Tagen erſt-
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Haͤndel auf dem Schiffe machten. Jch wolte die ehe-
malige Schaͤrffe gebrauchen, allein Jean le Grand
trat nunmehro oͤffentlich auf, und ſagte: Es waͤre
keine Manier, Frey-Beuter alſo zu tractiren, ich ſol-
te mich moderater auffuͤhren, oder man wuͤrde mir
etwas anders weiſen.
Dieſes war genung geredet mich voͤllig in Har-
niſch zu jagen, kaum konte mich enthalten, ihm die
Fuchtel zwiſchen die Ohren zu legen, doch ließ ihn
durch einige annoch Getreuen in Arreſt nehmen,
und krumm zuſammen ſchlieſſen. Hiermit ſchien
es, als ob alle Streitigkeiten beygelegt waͤren,
indem ſich kein eintziger mehr regte, allein, es war
eine verdammte Liſt, mich und diejenigen, die es
annoch mit mir hielten, recht einzuſchlaͤffern. Da-
mit ich es aber nur kurtz mache: Einige Naͤchte
hernach machten die Rebellen den Jean le Grand
in der Stille von ſeinen Ketten loß, erwehlten ihn
zu ihrem Capitain, mich aber uͤberfielen ſie des
Nachts im Schlaffe, banden meine Haͤnde und
Fuͤſſe mit Stricken, und legten mich auf den un-
terſten Schiffs-Boden, allwo zu meinem Lebens-
Unterhalte nichts anders bekam als Waſſer und
Brodt. Die Leichtfertigſten unter ihnen hatten
beſchloſſen gehabt, mich uͤber Boord in die See
zu werffen, doch diejenigen, ſo noch etwa einen
halben redlichen Bluts-Tropffen im Leibe gehabt,
mochten dieſem unmenſchlichen Verfahren ſich eiffe-
rig wiederſetzt haben, endlich aber nach einem aber-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/95>, abgerufen am 24.11.2024.
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