Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen. Seyd aber so gütig, eine besondere
Avanture von mir anzuhören, und mich eures kräff-
tigen Schutzes geniessen zu lassen.

Hiermit überreichte ich ihm den Beutel mit 150.
Ducaten, und erzehlte sodann nach der Länge, was
ich, als ein junger Amadis Ritter, seit zen Tagen
vor besondere Zufälle gehabt hatte, welches er alles
mit ziemlicher Verwunderung anhörete, und letz-
lich sagte: Jch muß gestehen, das dieses ein ver-
wirrter Handel ist, und sonderlich wird mir die Af-
faire
wegen des blessirten Adjutanten und der er-
schossenen Hottentotten gantz gewiß Verdruß ma-
chen, doch verspreche ich euch wegen des letztern
meinen Schutz, allein was den William van Raac
anbelanget, so braucht dieses eine fernere Untersu-
chung, weßwegen ich euch so wenig als noch andere
deßwegen arrestirte drey Personen in Freyheit se-
tzen kan.

Jch war, und muste auch damit zu srieden seyn,
inzwischen verdroß mich die schändliche und so
schlecht gegründete Diebstahls-Beschuldigung
weit grausamer, als die andere Affaire, jedoch zu
meinem grösten Vergnügen lieff gegen Mittag die
Zeitung ein, daß William van Raac seinen Beutel
mit den 100. Ducaten an einem solchen Orte, wo
er ihn in Gedancken selbst hin versteckt hatte, wie-
der gefunden, und dennoch solches gern verschwie-
gen hätte, wenn ihn nicht andere dabey ertappt,
und sein Gewissen geschärfft hätten. Demnach
musten Raac, ich und die 3. andern, Nachtmittags
bey dem Hauptmann erscheinen/ welcher die Sa-
che beylegen wolte, weil die 3. Mittbeschuldigten

dem

kommen. Seyd aber ſo guͤtig, eine beſondere
Avanture von mir anzuhoͤren, und mich eures kraͤff-
tigen Schutzes genieſſen zu laſſen.

Hiermit uͤberreichte ich ihm den Beutel mit 150.
Ducaten, und erzehlte ſodann nach der Laͤnge, was
ich, als ein junger Amadis Ritter, ſeit zen Tagen
vor beſondere Zufaͤlle gehabt hatte, welches er alles
mit ziemlicher Verwunderung anhoͤrete, und letz-
lich ſagte: Jch muß geſtehen, das dieſes ein ver-
wirrter Handel iſt, und ſonderlich wird mir die Af-
faire
wegen des bleſſirten Adjutanten und der er-
ſchoſſenen Hottentotten gantz gewiß Verdruß ma-
chen, doch verſpreche ich euch wegen des letztern
meinen Schutz, allein was den William van Raac
anbelanget, ſo braucht dieſes eine fernere Unterſu-
chung, weßwegen ich euch ſo wenig als noch andere
deßwegen arreſtirte drey Perſonen in Freyheit ſe-
tzen kan.

Jch war, und muſte auch damit zu ſrieden ſeyn,
inzwiſchen verdroß mich die ſchaͤndliche und ſo
ſchlecht gegruͤndete Diebſtahls-Beſchuldigung
weit grauſamer, als die andere Affaire, jedoch zu
meinem groͤſten Vergnuͤgen lieff gegen Mittag die
Zeitung ein, daß William van Raac ſeinen Beutel
mit den 100. Ducaten an einem ſolchen Orte, wo
er ihn in Gedancken ſelbſt hin verſteckt hatte, wie-
der gefunden, und dennoch ſolches gern verſchwie-
gen haͤtte, wenn ihn nicht andere dabey ertappt,
und ſein Gewiſſen geſchaͤrfft haͤtten. Demnach
muſten Raac, ich und die 3. andern, Nachtmittags
bey dem Hauptmann erſcheinen/ welcher die Sa-
che beylegen wolte, weil die 3. Mittbeſchuldigten

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0064" n="52"/>
kommen. Seyd aber &#x017F;o gu&#x0364;tig, eine be&#x017F;ondere<lb/><hi rendition="#aq">Avanture</hi> von mir anzuho&#x0364;ren, und mich eures kra&#x0364;ff-<lb/>
tigen Schutzes genie&#x017F;&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Hiermit u&#x0364;berreichte ich ihm den Beutel mit 150.<lb/><hi rendition="#aq">Ducat</hi>en, und erzehlte &#x017F;odann nach der La&#x0364;nge, was<lb/>
ich, als ein junger <hi rendition="#aq">Amadis</hi> Ritter, &#x017F;eit zen Tagen<lb/>
vor be&#x017F;ondere Zufa&#x0364;lle gehabt hatte, welches er alles<lb/>
mit ziemlicher Verwunderung anho&#x0364;rete, und letz-<lb/>
lich &#x017F;agte: Jch muß ge&#x017F;tehen, das die&#x017F;es ein ver-<lb/>
wirrter Handel i&#x017F;t, und &#x017F;onderlich wird mir die <hi rendition="#aq">Af-<lb/>
faire</hi> wegen des <hi rendition="#aq">ble&#x017F;&#x017F;irt</hi>en <hi rendition="#aq">Adjutant</hi>en und der er-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen <hi rendition="#aq">Hottentott</hi>en gantz gewiß Verdruß ma-<lb/>
chen, doch ver&#x017F;preche ich euch wegen des letztern<lb/>
meinen Schutz, allein was den <hi rendition="#aq">William van Raac</hi><lb/>
anbelanget, &#x017F;o braucht die&#x017F;es eine fernere Unter&#x017F;u-<lb/>
chung, weßwegen ich euch &#x017F;o wenig als noch andere<lb/>
deßwegen <hi rendition="#aq">arre&#x017F;tir</hi>te drey Per&#x017F;onen in Freyheit &#x017F;e-<lb/>
tzen kan.</p><lb/>
        <p>Jch war, und mu&#x017F;te auch damit zu &#x017F;rieden &#x017F;eyn,<lb/>
inzwi&#x017F;chen verdroß mich die &#x017F;cha&#x0364;ndliche und &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlecht gegru&#x0364;ndete Dieb&#x017F;tahls-Be&#x017F;chuldigung<lb/>
weit grau&#x017F;amer, als die andere <hi rendition="#aq">Affair</hi>e, jedoch zu<lb/>
meinem gro&#x0364;&#x017F;ten Vergnu&#x0364;gen lieff gegen Mittag die<lb/>
Zeitung ein, daß <hi rendition="#aq">William van Raac</hi> &#x017F;einen Beutel<lb/>
mit den 100. <hi rendition="#aq">Ducat</hi>en an einem &#x017F;olchen Orte, wo<lb/>
er ihn in Gedancken &#x017F;elb&#x017F;t hin ver&#x017F;teckt hatte, wie-<lb/>
der gefunden, und dennoch &#x017F;olches gern ver&#x017F;chwie-<lb/>
gen ha&#x0364;tte, wenn ihn nicht andere dabey ertappt,<lb/>
und &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;cha&#x0364;rfft ha&#x0364;tten. Demnach<lb/>
mu&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Raac,</hi> ich und die 3. andern, Nachtmittags<lb/>
bey dem Hauptmann er&#x017F;cheinen/ welcher die Sa-<lb/>
che beylegen wolte, weil die 3. Mittbe&#x017F;chuldigten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0064] kommen. Seyd aber ſo guͤtig, eine beſondere Avanture von mir anzuhoͤren, und mich eures kraͤff- tigen Schutzes genieſſen zu laſſen. Hiermit uͤberreichte ich ihm den Beutel mit 150. Ducaten, und erzehlte ſodann nach der Laͤnge, was ich, als ein junger Amadis Ritter, ſeit zen Tagen vor beſondere Zufaͤlle gehabt hatte, welches er alles mit ziemlicher Verwunderung anhoͤrete, und letz- lich ſagte: Jch muß geſtehen, das dieſes ein ver- wirrter Handel iſt, und ſonderlich wird mir die Af- faire wegen des bleſſirten Adjutanten und der er- ſchoſſenen Hottentotten gantz gewiß Verdruß ma- chen, doch verſpreche ich euch wegen des letztern meinen Schutz, allein was den William van Raac anbelanget, ſo braucht dieſes eine fernere Unterſu- chung, weßwegen ich euch ſo wenig als noch andere deßwegen arreſtirte drey Perſonen in Freyheit ſe- tzen kan. Jch war, und muſte auch damit zu ſrieden ſeyn, inzwiſchen verdroß mich die ſchaͤndliche und ſo ſchlecht gegruͤndete Diebſtahls-Beſchuldigung weit grauſamer, als die andere Affaire, jedoch zu meinem groͤſten Vergnuͤgen lieff gegen Mittag die Zeitung ein, daß William van Raac ſeinen Beutel mit den 100. Ducaten an einem ſolchen Orte, wo er ihn in Gedancken ſelbſt hin verſteckt hatte, wie- der gefunden, und dennoch ſolches gern verſchwie- gen haͤtte, wenn ihn nicht andere dabey ertappt, und ſein Gewiſſen geſchaͤrfft haͤtten. Demnach muſten Raac, ich und die 3. andern, Nachtmittags bey dem Hauptmann erſcheinen/ welcher die Sa- che beylegen wolte, weil die 3. Mittbeſchuldigten dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/64
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/64>, abgerufen am 24.11.2024.