äuserste, die Sachen aus dem gestrandeten Schiffe herüber auf die Jnsul zu schaffen, welches nach und nach mit gröster Beschwerlichkeit ins Werck gerich- tet wurde, indem wir an unser kleines Boot der Län- ge nach etliche Floß-Höltzer fügten, welche am Vor- dertheil etwas spitzig zusammen lieffen, hinten und vorne aber mit etlichen darauff befestigten Queer- Balcken versehen waren, und solchergestalt durfften wir nicht allein wegen des umschlagens keine Sorge tragen, sondern konten auch ohne Gefahr, eine mehr als vierfache Last darauff laden.
Binnen Monats-Frist hatten wir also alle unsere Güter, wie auch das zergliederte untüchtige Schiff auf die Jnsul gebracht, derowegen fiengen wir nun- mehro an Hütten zu bauen, und unsere Haußhaltung ordentlich einzurichten, worbey der Mangel des rech- ten Brodts uns das eintzige Mißvergnügen erweck- te, jedoch die Vorsoege des Himmels hatte auch hier- innen Rath geschafft, denn es fanden sich in einer Ki- ste etliche wohl verwahrte steinerne Flaschen, die mit Europäischen Korne, Weitzen, Gerste, Reiß und Erbsen, auch andern nützlichen Sämereyen ange- füllet waren, selbige säeten wir halben Theils aus, und ich habe solche edle Früchte von Jahr zu Jahr mit sonderlicher Behutsamkeit fortgepflantzt, so daß sie, wenn GOtt will, nicht allein Zeit meines Lebens sich vermehren, sondern auch auf dieser Jnsul nicht gar vergehen werden, nur ist zu befürchten, daß das allzuhäuffig anwachsende Wild solche edle Aehren, noch vor ihrer völligen Reiffe, abfressen, und die selbst eigene Fortpflantzung, welche hiesiges Orts gantz sonderbar zu bewundern ist, verhindern werde.
* Du
aͤuſerſte, die Sachen aus dem geſtrandeten Schiffe heruͤber auf die Jnſul zu ſchaffen, welches nach und nach mit groͤſter Beſchwerlichkeit ins Werck gerich- tet wurde, indem wir an unſer kleines Boot der Laͤn- ge nach etliche Floß-Hoͤltzer fuͤgten, welche am Vor- dertheil etwas ſpitzig zuſammen lieffen, hinten und vorne aber mit etlichen darauff befeſtigten Queer- Balcken verſehen waren, und ſolchergeſtalt durfften wir nicht allein wegen des umſchlagens keine Sorge tragen, ſondern konten auch ohne Gefahr, eine mehr als vierfache Laſt darauff laden.
Binnen Monats-Friſt hatten wir alſo alle unſere Guͤter, wie auch das zergliederte untuͤchtige Schiff auf die Jnſul gebracht, derowegen fiengen wir nun- mehro an Huͤtten zu bauen, und unſere Haußhaltung ordentlich einzurichten, worbey der Mangel des rech- ten Brodts uns das eintzige Mißvergnuͤgen erweck- te, jedoch die Vorſoege des Himmels hatte auch hier- innen Rath geſchafft, denn es fanden ſich in einer Ki- ſte etliche wohl verwahrte ſteinerne Flaſchen, die mit Europaͤiſchen Korne, Weitzen, Gerſte, Reiß und Erbſen, auch andern nuͤtzlichen Saͤmereyen ange- fuͤllet waren, ſelbige ſaͤeten wir halben Theils aus, und ich habe ſolche edle Fruͤchte von Jahr zu Jahr mit ſonderlicher Behutſamkeit fortgepflantzt, ſo daß ſie, wenn GOtt will, nicht allein Zeit meines Lebens ſich vermehren, ſondern auch auf dieſer Jnſul nicht gar vergehen werden, nur iſt zu befuͤrchten, daß das allzuhaͤuffig anwachſende Wild ſolche edle Aehren, noch vor ihrer voͤlligen Reiffe, abfreſſen, und die ſelbſt eigene Fortpflantzung, welche hieſiges Orts gantz ſonderbar zu bewundern iſt, verhindern werde.
* Du
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0603"n="589"/>
aͤuſerſte, die Sachen aus dem geſtrandeten Schiffe<lb/>
heruͤber auf die Jnſul zu ſchaffen, welches nach und<lb/>
nach mit groͤſter Beſchwerlichkeit ins Werck gerich-<lb/>
tet wurde, indem wir an unſer kleines Boot der Laͤn-<lb/>
ge nach etliche Floß-Hoͤltzer fuͤgten, welche am Vor-<lb/>
dertheil etwas ſpitzig zuſammen lieffen, hinten und<lb/>
vorne aber mit etlichen darauff befeſtigten Queer-<lb/>
Balcken verſehen waren, und ſolchergeſtalt durfften<lb/>
wir nicht allein wegen des umſchlagens keine Sorge<lb/>
tragen, ſondern konten auch ohne Gefahr, eine mehr<lb/>
als vierfache Laſt darauff laden.</p><lb/><p>Binnen Monats-Friſt hatten wir alſo alle unſere<lb/>
Guͤter, wie auch das zergliederte untuͤchtige Schiff<lb/>
auf die Jnſul gebracht, derowegen fiengen wir nun-<lb/>
mehro an Huͤtten zu bauen, und unſere Haußhaltung<lb/>
ordentlich einzurichten, worbey der Mangel des rech-<lb/>
ten Brodts uns das eintzige Mißvergnuͤgen erweck-<lb/>
te, jedoch die Vorſoege des Himmels hatte auch hier-<lb/>
innen Rath geſchafft, denn es fanden ſich in einer Ki-<lb/>ſte etliche wohl verwahrte ſteinerne Flaſchen, die mit<lb/>
Europaͤiſchen Korne, Weitzen, Gerſte, Reiß und<lb/>
Erbſen, auch andern nuͤtzlichen Saͤmereyen ange-<lb/>
fuͤllet waren, ſelbige ſaͤeten wir halben Theils aus,<lb/>
und ich habe ſolche edle Fruͤchte von Jahr zu Jahr<lb/>
mit ſonderlicher Behutſamkeit fortgepflantzt, ſo daß<lb/>ſie, wenn GOtt will, nicht allein Zeit meines Lebens<lb/>ſich vermehren, ſondern auch auf dieſer Jnſul nicht<lb/>
gar vergehen werden, nur iſt zu befuͤrchten, daß das<lb/>
allzuhaͤuffig anwachſende Wild ſolche edle Aehren,<lb/>
noch vor ihrer voͤlligen Reiffe, abfreſſen, und die ſelbſt<lb/>
eigene Fortpflantzung, welche hieſiges Orts gantz<lb/>ſonderbar zu bewundern iſt, verhindern werde.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">* Du</fw><lb/></div></div></back></text></TEI>
[589/0603]
aͤuſerſte, die Sachen aus dem geſtrandeten Schiffe
heruͤber auf die Jnſul zu ſchaffen, welches nach und
nach mit groͤſter Beſchwerlichkeit ins Werck gerich-
tet wurde, indem wir an unſer kleines Boot der Laͤn-
ge nach etliche Floß-Hoͤltzer fuͤgten, welche am Vor-
dertheil etwas ſpitzig zuſammen lieffen, hinten und
vorne aber mit etlichen darauff befeſtigten Queer-
Balcken verſehen waren, und ſolchergeſtalt durfften
wir nicht allein wegen des umſchlagens keine Sorge
tragen, ſondern konten auch ohne Gefahr, eine mehr
als vierfache Laſt darauff laden.
Binnen Monats-Friſt hatten wir alſo alle unſere
Guͤter, wie auch das zergliederte untuͤchtige Schiff
auf die Jnſul gebracht, derowegen fiengen wir nun-
mehro an Huͤtten zu bauen, und unſere Haußhaltung
ordentlich einzurichten, worbey der Mangel des rech-
ten Brodts uns das eintzige Mißvergnuͤgen erweck-
te, jedoch die Vorſoege des Himmels hatte auch hier-
innen Rath geſchafft, denn es fanden ſich in einer Ki-
ſte etliche wohl verwahrte ſteinerne Flaſchen, die mit
Europaͤiſchen Korne, Weitzen, Gerſte, Reiß und
Erbſen, auch andern nuͤtzlichen Saͤmereyen ange-
fuͤllet waren, ſelbige ſaͤeten wir halben Theils aus,
und ich habe ſolche edle Fruͤchte von Jahr zu Jahr
mit ſonderlicher Behutſamkeit fortgepflantzt, ſo daß
ſie, wenn GOtt will, nicht allein Zeit meines Lebens
ſich vermehren, ſondern auch auf dieſer Jnſul nicht
gar vergehen werden, nur iſt zu befuͤrchten, daß das
allzuhaͤuffig anwachſende Wild ſolche edle Aehren,
noch vor ihrer voͤlligen Reiffe, abfreſſen, und die ſelbſt
eigene Fortpflantzung, welche hieſiges Orts gantz
ſonderbar zu bewundern iſt, verhindern werde.
* Du
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/603>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.