wir aussteigen, und uns abermahls mit frischen Wasser nebst andern Bedürffnissen versorgen wol- ten, wurden aber sehr übel empfangen, indem uns gleich andern Tages mehr als 300. wilde Leute ohn- versehens überfielen, gleich aufänglich drey der unsern mit Pfeilen erschossen, und noch fünff andere gefährlich verwundeten. Ob nun schon im Ge- gentheil etliche 20. von unsern Feinden auf dem Platze bleiben musten, so sahen wir uns doch ge- nöthiget, aufs eiligste nach unserm Schiffe zurück zu kehren, mit welchen wir etliche Meilen an der Küste hinter fuhren, und endlich abermahls auf einer kleinen Jnsul anländeten, die zwar nicht mit Menschen, aber doch mit vielerley Arten von Thie- ren besetzt war, anbey einen starcken Vorrath an nützlichen Früchten, Wurtzeln und Kräutern zeigte. Allhier hatten wir gute Gelegenheit auszuruhen, biß unsere Verwundeten ziemlich geheilet waren, fuhren hernachmahls immer Südwerts von einer Jnsul zur andern, sahen die Küsten des festen Lan- des lincker Seits beständig mit sehnlichen Augen an, wolten uns aber dennoch nicht unterstehen, da- selbst anzuländen, weiln an dem Leben eines ein- tzigen Mannes nur allzuviel gelegen war, endlich, nachdem wir viele hundert Meilen an der Land- Seite hinunter geseegelt, ließ sich die äuserste Spitze desselben beobachten, um welche wir herum fuhren, und nebst einer kalten und verdrießlichen Witterung vieles Ungemach auszustehen hatten. Es war leichtlich zu muthmassen, daß allhier ein würckli- ches Ende des sesten Landes der neuen Welt ge- funden sey, derowegen machten wir die Rechnung,
im
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wir ausſteigen, und uns abermahls mit friſchen Waſſer nebſt andern Beduͤrffniſſen verſorgen wol- ten, wurden aber ſehr uͤbel empfangen, indem uns gleich andern Tages mehr als 300. wilde Leute ohn- verſehens uͤberfielen, gleich aufaͤnglich drey der unſern mit Pfeilen erſchoſſen, und noch fuͤnff andere gefaͤhrlich verwundeten. Ob nun ſchon im Ge- gentheil etliche 20. von unſern Feinden auf dem Platze bleiben muſten, ſo ſahen wir uns doch ge- noͤthiget, aufs eiligſte nach unſerm Schiffe zuruͤck zu kehren, mit welchen wir etliche Meilen an der Kuͤſte hinter fuhren, und endlich abermahls auf einer kleinen Jnſul anlaͤndeten, die zwar nicht mit Menſchen, aber doch mit vielerley Arten von Thie- ren beſetzt war, anbey einen ſtarcken Vorrath an nuͤtzlichen Fruͤchten, Wurtzeln und Kraͤutern zeigte. Allhier hatten wir gute Gelegenheit auszuruhen, biß unſere Verwundeten ziemlich geheilet waren, fuhren hernachmahls immer Suͤdwerts von einer Jnſul zur andern, ſahen die Kuͤſten des feſten Lan- des lincker Seits beſtaͤndig mit ſehnlichen Augen an, wolten uns aber dennoch nicht unterſtehen, da- ſelbſt anzulaͤnden, weiln an dem Leben eines ein- tzigen Mannes nur allzuviel gelegen war, endlich, nachdem wir viele hundert Meilen an der Land- Seite hinunter geſeegelt, ließ ſich die aͤuſerſte Spitze deſſelben beobachten, um welche wir herum fuhren, und nebſt einer kalten und verdrießlichen Witterung vieles Ungemach auszuſtehen hatten. Es war leichtlich zu muthmaſſen, daß allhier ein wuͤrckli- ches Ende des ſeſten Landes der neuen Welt ge- funden ſey, derowegen machten wir die Rechnung,
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wir ausſteigen, und uns abermahls mit friſchen
Waſſer nebſt andern Beduͤrffniſſen verſorgen wol-
ten, wurden aber ſehr uͤbel empfangen, indem uns
gleich andern Tages mehr als 300. wilde Leute ohn-
verſehens uͤberfielen, gleich aufaͤnglich drey der
unſern mit Pfeilen erſchoſſen, und noch fuͤnff andere
gefaͤhrlich verwundeten. Ob nun ſchon im Ge-
gentheil etliche 20. von unſern Feinden auf dem
Platze bleiben muſten, ſo ſahen wir uns doch ge-
noͤthiget, aufs eiligſte nach unſerm Schiffe zuruͤck
zu kehren, mit welchen wir etliche Meilen an der
Kuͤſte hinter fuhren, und endlich abermahls auf
einer kleinen Jnſul anlaͤndeten, die zwar nicht mit
Menſchen, aber doch mit vielerley Arten von Thie-
ren beſetzt war, anbey einen ſtarcken Vorrath an
nuͤtzlichen Fruͤchten, Wurtzeln und Kraͤutern zeigte.
Allhier hatten wir gute Gelegenheit auszuruhen,
biß unſere Verwundeten ziemlich geheilet waren,
fuhren hernachmahls immer Suͤdwerts von einer
Jnſul zur andern, ſahen die Kuͤſten des feſten Lan-
des lincker Seits beſtaͤndig mit ſehnlichen Augen
an, wolten uns aber dennoch nicht unterſtehen, da-
ſelbſt anzulaͤnden, weiln an dem Leben eines ein-
tzigen Mannes nur allzuviel gelegen war, endlich,
nachdem wir viele hundert Meilen an der Land-
Seite hinunter geſeegelt, ließ ſich die aͤuſerſte Spitze
deſſelben beobachten, um welche wir herum fuhren,
und nebſt einer kalten und verdrießlichen Witterung
vieles Ungemach auszuſtehen hatten. Es war
leichtlich zu muthmaſſen, daß allhier ein wuͤrckli-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/595>, abgerufen am 25.11.2024.
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