Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

keiten einzusammlen, wie wir denn auch die andern
nahe gelegenen besuchten, und solchergestalt fast mehr
zusammen brachten, als unsere Schiffe zu ertragen
vermögend waren. * Meine Leute nahmen sich
demnach vor, ein grosses Schiff zu bauen, in wel-
chem wir sämmtlich bey einander bleiben, und unsere
Güter desto besser fortbringen könten, ich selbst sahe
dieses vor gut an, zumahlen wir nicht allein alle Be-
dürffnisse darzu vor uns sahen, sondern uns auch der
Einwohner redlicher Beyhülffe getrösten konten.
Demnach wurden alle Hände an das Werck ge-
legt, welches in kürtzerer Zeit, als ich selbst vermeyn-
te, zum Stande gebracht wurde. Die Einwohner
selbiger Jnsuln fuhren zwar selbsten auch in einer Art
von Schiffen, die mit Seegeln und Rudern verse-
hen waren, doch verwunderten sie sich ungemein,
da das unsere ihnen, auf so sonderbare Art zugerich-
tet, in die Augen fiel. Wir schenckten ihnen zwey
von unsern mit dahin gebrachten Schiffen, nahmen
aber das dritte an statt eines Boots mit uns, wie wir
denn auch zwey kleine Nachen verfertigten, um selbi-
ge auf der Reise nützlich zu gebrauchen.

Nachdem wir uns also mit allen Nothdürfftig-
keiten wohl berathen hatten, seegelten wir endlich
von dannen, und kamen nach einer langweiligen
und beschwerlichen Fahrt an ein festes Land, allwo

wir
* Es ist fast zu vermuthen, daß der Autor solcher gestalt
auf die jetziger Zeit so genannten In ulas Salomonis gekom-
men, jedoch in Erwegung anderer Umstände können auch
wohl nur die Peru und Chili gegen über gelegenen Jnsuln
gemeynet seyn.

keiten einzuſammlen, wie wir denn auch die andern
nahe gelegenen beſuchten, und ſolchergeſtalt faſt mehr
zuſammen brachten, als unſere Schiffe zu ertragen
vermoͤgend waren. * Meine Leute nahmen ſich
demnach vor, ein groſſes Schiff zu bauen, in wel-
chem wir ſaͤmmtlich bey einander bleiben, und unſere
Guͤter deſto beſſer fortbringen koͤnten, ich ſelbſt ſahe
dieſes vor gut an, zumahlen wir nicht allein alle Be-
duͤrffniſſe darzu vor uns ſahen, ſondern uns auch der
Einwohner redlicher Beyhuͤlffe getroͤſten konten.
Demnach wurden alle Haͤnde an das Werck ge-
legt, welches in kuͤrtzerer Zeit, als ich ſelbſt vermeyn-
te, zum Stande gebracht wurde. Die Einwohner
ſelbiger Jnſuln fuhren zwar ſelbſten auch in einer Art
von Schiffen, die mit Seegeln und Rudern verſe-
hen waren, doch verwunderten ſie ſich ungemein,
da das unſere ihnen, auf ſo ſonderbare Art zugerich-
tet, in die Augen fiel. Wir ſchenckten ihnen zwey
von unſern mit dahin gebrachten Schiffen, nahmen
aber das dritte an ſtatt eines Boots mit uns, wie wir
denn auch zwey kleine Nachen verfertigten, um ſelbi-
ge auf der Reiſe nuͤtzlich zu gebrauchen.

Nachdem wir uns alſo mit allen Nothduͤrfftig-
keiten wohl berathen hatten, ſeegelten wir endlich
von dannen, und kamen nach einer langweiligen
und beſchwerlichen Fahrt an ein feſtes Land, allwo

wir
* Es iſt faſt zu vermuthen, daß der Autor ſolcher geſtalt
auf die jetziger Zeit ſo genannten In ulas Salomonis gekom-
men, jedoch in Erwegung anderer Umſtaͤnde koͤnnen auch
wohl nur die Peru und Chili gegen uͤber gelegenen Jnſuln
gemeynet ſeyn.
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0594" n="580"/>
keiten einzu&#x017F;ammlen, wie wir denn auch die andern<lb/>
nahe gelegenen be&#x017F;uchten, und &#x017F;olcherge&#x017F;talt fa&#x017F;t mehr<lb/>
zu&#x017F;ammen brachten, als un&#x017F;ere Schiffe zu ertragen<lb/>
vermo&#x0364;gend waren. <note place="foot" n="*">Es i&#x017F;t fa&#x017F;t zu vermuthen, daß der <hi rendition="#aq">Autor</hi> &#x017F;olcher ge&#x017F;talt<lb/>
auf die jetziger Zeit &#x017F;o genannten <hi rendition="#aq">In ulas Salomonis</hi> gekom-<lb/>
men, jedoch in Erwegung anderer Um&#x017F;ta&#x0364;nde ko&#x0364;nnen auch<lb/>
wohl nur die <hi rendition="#aq">Peru</hi> und <hi rendition="#aq">Chili</hi> gegen u&#x0364;ber gelegenen Jn&#x017F;uln<lb/>
gemeynet &#x017F;eyn.</note> Meine Leute nahmen &#x017F;ich<lb/>
demnach vor, ein gro&#x017F;&#x017F;es Schiff zu bauen, in wel-<lb/>
chem wir &#x017F;a&#x0364;mmtlich bey einander bleiben, und un&#x017F;ere<lb/>
Gu&#x0364;ter de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er fortbringen ko&#x0364;nten, ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ahe<lb/>
die&#x017F;es vor gut an, zumahlen wir nicht allein alle Be-<lb/>
du&#x0364;rffni&#x017F;&#x017F;e darzu vor uns &#x017F;ahen, &#x017F;ondern uns auch der<lb/>
Einwohner redlicher Beyhu&#x0364;lffe getro&#x0364;&#x017F;ten konten.<lb/>
Demnach wurden alle Ha&#x0364;nde an das Werck ge-<lb/>
legt, welches in ku&#x0364;rtzerer Zeit, als ich &#x017F;elb&#x017F;t vermeyn-<lb/>
te, zum Stande gebracht wurde. Die Einwohner<lb/>
&#x017F;elbiger Jn&#x017F;uln fuhren zwar &#x017F;elb&#x017F;ten auch in einer Art<lb/>
von Schiffen, die mit Seegeln und Rudern ver&#x017F;e-<lb/>
hen waren, doch verwunderten &#x017F;ie &#x017F;ich ungemein,<lb/>
da das un&#x017F;ere ihnen, auf &#x017F;o &#x017F;onderbare Art zugerich-<lb/>
tet, in die Augen fiel. Wir &#x017F;chenckten ihnen zwey<lb/>
von un&#x017F;ern mit dahin gebrachten Schiffen, nahmen<lb/>
aber das dritte an &#x017F;tatt eines Boots mit uns, wie wir<lb/>
denn auch zwey kleine Nachen verfertigten, um &#x017F;elbi-<lb/>
ge auf der Rei&#x017F;e nu&#x0364;tzlich zu gebrauchen.</p><lb/>
          <p>Nachdem wir uns al&#x017F;o mit allen Nothdu&#x0364;rfftig-<lb/>
keiten wohl berathen hatten, &#x017F;eegelten wir endlich<lb/>
von dannen, und kamen nach einer langweiligen<lb/>
und be&#x017F;chwerlichen Fahrt an ein fe&#x017F;tes Land, allwo<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[580/0594] keiten einzuſammlen, wie wir denn auch die andern nahe gelegenen beſuchten, und ſolchergeſtalt faſt mehr zuſammen brachten, als unſere Schiffe zu ertragen vermoͤgend waren. * Meine Leute nahmen ſich demnach vor, ein groſſes Schiff zu bauen, in wel- chem wir ſaͤmmtlich bey einander bleiben, und unſere Guͤter deſto beſſer fortbringen koͤnten, ich ſelbſt ſahe dieſes vor gut an, zumahlen wir nicht allein alle Be- duͤrffniſſe darzu vor uns ſahen, ſondern uns auch der Einwohner redlicher Beyhuͤlffe getroͤſten konten. Demnach wurden alle Haͤnde an das Werck ge- legt, welches in kuͤrtzerer Zeit, als ich ſelbſt vermeyn- te, zum Stande gebracht wurde. Die Einwohner ſelbiger Jnſuln fuhren zwar ſelbſten auch in einer Art von Schiffen, die mit Seegeln und Rudern verſe- hen waren, doch verwunderten ſie ſich ungemein, da das unſere ihnen, auf ſo ſonderbare Art zugerich- tet, in die Augen fiel. Wir ſchenckten ihnen zwey von unſern mit dahin gebrachten Schiffen, nahmen aber das dritte an ſtatt eines Boots mit uns, wie wir denn auch zwey kleine Nachen verfertigten, um ſelbi- ge auf der Reiſe nuͤtzlich zu gebrauchen. Nachdem wir uns alſo mit allen Nothduͤrfftig- keiten wohl berathen hatten, ſeegelten wir endlich von dannen, und kamen nach einer langweiligen und beſchwerlichen Fahrt an ein feſtes Land, allwo wir * Es iſt faſt zu vermuthen, daß der Autor ſolcher geſtalt auf die jetziger Zeit ſo genannten In ulas Salomonis gekom- men, jedoch in Erwegung anderer Umſtaͤnde koͤnnen auch wohl nur die Peru und Chili gegen uͤber gelegenen Jnſuln gemeynet ſeyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/594
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/594>, abgerufen am 22.11.2024.