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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Wurtzeln und andern nahrhafften Früchten einzu-
sammlen. Nachdem wir aber 3. von den allerdick-
sten Bäumen umgehauen, und in wenig Wochen so
viel Schiffe daraus gezimmert, die da weit stärcker
als die vorigen, auch mit Seegel-Tüchern von ge-
flochtenen Matten und zusammen gedreheten Bast-
Stricken versehen waren, suchten wir mit guter Ge-
legenheit von diesen unsern Wohlthätern Abschied zu
nehmen, und nach dem Furth St. Michael zurück zu
kehren, allein, da meine Gefährten von den Einwoh-
nern dieser Jnsul vernahmen, daß weiter in See hin-
ein viel grössere bewohnte Jnsuln anzutreffen wären,
worinnen Gold, edle Steine, und sonderlich die Per-
len in gröster Menge befindlich, geriethen sie auf die
Verwegenheit, dieselben außusuchen. Jch setzte mich
zwar so viel als möglich darwider, indem ich ihnen
die gröste Gefahr, worein wir uns begäben, sattsam
vorstellete, allein es halff nichts, ja es trat alsobald
einer auf, welcher mit gröster Dreustigkeit sagte:
Don Valaro, bedencket doch, daß Valboa nebst
unsern andern Cameraden im Meere begraben
worden, also dürffen wir uns auf unsere geringen
Kräffte so wenig, als auf die ehemahligen Bünd-
nisse und Freundschafft der Jndianischen Könige
verlassen, welche ohne Zweiffel des Valboa Un-
glück zeitig genung erfahren haben, diesemnach uns
Elenden auch bald abschlachten werden. Lasset uns
also viellieber neue Jnsuln und Menschen aufsu-
chen, welche von der Grausamkeit und dem Geitze
unserer Landes-Leute noch keine Wissenschafft ha-
ben, und seyd versichert, daß, so ferne wir christ-

lich
O o

Wurtzeln und andern nahrhafften Fruͤchten einzu-
ſammlen. Nachdem wir aber 3. von den allerdick-
ſten Baͤumen umgehauen, und in wenig Wochen ſo
viel Schiffe daraus gezimmert, die da weit ſtaͤrcker
als die vorigen, auch mit Seegel-Tuͤchern von ge-
flochtenen Matten und zuſammen gedreheten Baſt-
Stricken verſehen waren, ſuchten wir mit guter Ge-
legenheit von dieſen unſern Wohlthaͤtern Abſchied zu
nehmen, und nach dem Furth St. Michael zuruͤck zu
kehren, allein, da meine Gefaͤhrten von den Einwoh-
nern dieſer Jnſul vernahmen, daß weiter in See hin-
ein viel groͤſſere bewohnte Jnſuln anzutreffen waͤren,
worinnen Gold, edle Steine, und ſonderlich die Per-
len in groͤſter Menge befindlich, geriethen ſie auf die
Verwegenheit, dieſelben auſzuſuchen. Jch ſetzte mich
zwar ſo viel als moͤglich darwider, indem ich ihnen
die groͤſte Gefahr, worein wir uns begaͤben, ſattſam
vorſtellete, allein es halff nichts, ja es trat alſobald
einer auf, welcher mit groͤſter Dreuſtigkeit ſagte:
Don Valaro, bedencket doch, daß Valboa nebſt
unſern andern Cameraden im Meere begraben
worden, alſo duͤrffen wir uns auf unſere geringen
Kraͤffte ſo wenig, als auf die ehemahligen Buͤnd-
niſſe und Freundſchafft der Jndianiſchen Koͤnige
verlaſſen, welche ohne Zweiffel des Valboa Un-
gluͤck zeitig genung erfahren haben, dieſemnach uns
Elenden auch bald abſchlachten werden. Laſſet uns
alſo viellieber neue Jnſuln und Menſchen aufſu-
chen, welche von der Grauſamkeit und dem Geitze
unſerer Landes-Leute noch keine Wiſſenſchafft ha-
ben, und ſeyd verſichert, daß, ſo ferne wir chriſt-

lich
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[577/0591] Wurtzeln und andern nahrhafften Fruͤchten einzu- ſammlen. Nachdem wir aber 3. von den allerdick- ſten Baͤumen umgehauen, und in wenig Wochen ſo viel Schiffe daraus gezimmert, die da weit ſtaͤrcker als die vorigen, auch mit Seegel-Tuͤchern von ge- flochtenen Matten und zuſammen gedreheten Baſt- Stricken verſehen waren, ſuchten wir mit guter Ge- legenheit von dieſen unſern Wohlthaͤtern Abſchied zu nehmen, und nach dem Furth St. Michael zuruͤck zu kehren, allein, da meine Gefaͤhrten von den Einwoh- nern dieſer Jnſul vernahmen, daß weiter in See hin- ein viel groͤſſere bewohnte Jnſuln anzutreffen waͤren, worinnen Gold, edle Steine, und ſonderlich die Per- len in groͤſter Menge befindlich, geriethen ſie auf die Verwegenheit, dieſelben auſzuſuchen. Jch ſetzte mich zwar ſo viel als moͤglich darwider, indem ich ihnen die groͤſte Gefahr, worein wir uns begaͤben, ſattſam vorſtellete, allein es halff nichts, ja es trat alſobald einer auf, welcher mit groͤſter Dreuſtigkeit ſagte: Don Valaro, bedencket doch, daß Valboa nebſt unſern andern Cameraden im Meere begraben worden, alſo duͤrffen wir uns auf unſere geringen Kraͤffte ſo wenig, als auf die ehemahligen Buͤnd- niſſe und Freundſchafft der Jndianiſchen Koͤnige verlaſſen, welche ohne Zweiffel des Valboa Un- gluͤck zeitig genung erfahren haben, dieſemnach uns Elenden auch bald abſchlachten werden. Laſſet uns alſo viellieber neue Jnſuln und Menſchen aufſu- chen, welche von der Grauſamkeit und dem Geitze unſerer Landes-Leute noch keine Wiſſenſchafft ha- ben, und ſeyd verſichert, daß, ſo ferne wir chriſt- lich O o

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/591>, abgerufen am 25.11.2024.