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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Schlunde erstrecken. Derowegen wurde bald An-
stalt gemacht, diese Farth anzutreten, und ohngeacht
der König Chiapes dieselbe hefftig wiederrieth, in-
dem er angemerckt hatte, daß um diese Zeitzwey biß
drey Monate nach einander die See entsetzlich zu
stürmen und zu wüten pflegte, so wolte doch Valboa
hiervon im geringsten nicht abstehen, sondern ließ et-
liche Jndianische kleine Schifflein zurechte machen,
in welche wir uns mit etlichen 80. der muthigsten
Kriegs-Leute setzten, und von dannen seegelten.

Allein, nunmehro hatte das unerforschliche
Verhängniß beschlossen, mich vor dießmahl nicht
allein von dem Valboa, sondern nach etlichen Jah-
ren auch von aller andern menschlichen Gesellschafft
abzusondern, denn wenige Tage nach unserer Ab-
farth entstund ein entsetzlicher Sturm, welcher die
kleinen Schifflein aus einander jagte, und unter
andern auch das meinige, worauf ich nebst 9.
Kriegs-Leuten saß, in den Abgrund des Meers
zu versencken drohete. Jndem nun kein Mittel
zu erfinden war, dem jämmerlichen Verderben zu
entgehen, überliessen wir uns gäntzlich den un-
barmhertzigen Fluthen, und suchten allein bey
GOtt in jenem Leben Gnade zu erlangen, weil er
uns selbige in diesen Zeitlichen abzuschlagen schien.
Jedoch, nachdem wir noch zwey Tage und Nacht
recht wunderbarer weise bald in die erstaunlichste
Höhe, bald aber in grausame Abaründe zwischen
Fluth und Wellen hin verschlagen und fortgetrie-
ben worden, warffen uns endlich die ergrimmten
Wellen auf eine halb überschwemmte Jnsul, die

zwar

Schlunde erſtrecken. Derowegen wurde bald An-
ſtalt gemacht, dieſe Farth anzutreten, und ohngeacht
der Koͤnig Chiapes dieſelbe hefftig wiederrieth, in-
dem er angemerckt hatte, daß um dieſe Zeitzwey biß
drey Monate nach einander die See entſetzlich zu
ſtuͤrmen und zu wuͤten pflegte, ſo wolte doch Valboa
hiervon im geringſten nicht abſtehen, ſondern ließ et-
liche Jndianiſche kleine Schifflein zurechte machen,
in welche wir uns mit etlichen 80. der muthigſten
Kriegs-Leute ſetzten, und von dannen ſeegelten.

Allein, nunmehro hatte das unerforſchliche
Verhaͤngniß beſchloſſen, mich vor dießmahl nicht
allein von dem Valboa, ſondern nach etlichen Jah-
ren auch von aller andern menſchlichen Geſellſchafft
abzuſondern, denn wenige Tage nach unſerer Ab-
farth entſtund ein entſetzlicher Sturm, welcher die
kleinen Schifflein aus einander jagte, und unter
andern auch das meinige, worauf ich nebſt 9.
Kriegs-Leuten ſaß, in den Abgrund des Meers
zu verſencken drohete. Jndem nun kein Mittel
zu erfinden war, dem jaͤmmerlichen Verderben zu
entgehen, uͤberlieſſen wir uns gaͤntzlich den un-
barmhertzigen Fluthen, und ſuchten allein bey
GOtt in jenem Leben Gnade zu erlangen, weil er
uns ſelbige in dieſen Zeitlichen abzuſchlagen ſchien.
Jedoch, nachdem wir noch zwey Tage und Nacht
recht wunderbarer weiſe bald in die erſtaunlichſte
Hoͤhe, bald aber in grauſame Abaruͤnde zwiſchen
Fluth und Wellen hin verſchlagen und fortgetrie-
ben worden, warffen uns endlich die ergrimmten
Wellen auf eine halb uͤberſchwemmte Jnſul, die

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[571/0585] Schlunde erſtrecken. Derowegen wurde bald An- ſtalt gemacht, dieſe Farth anzutreten, und ohngeacht der Koͤnig Chiapes dieſelbe hefftig wiederrieth, in- dem er angemerckt hatte, daß um dieſe Zeitzwey biß drey Monate nach einander die See entſetzlich zu ſtuͤrmen und zu wuͤten pflegte, ſo wolte doch Valboa hiervon im geringſten nicht abſtehen, ſondern ließ et- liche Jndianiſche kleine Schifflein zurechte machen, in welche wir uns mit etlichen 80. der muthigſten Kriegs-Leute ſetzten, und von dannen ſeegelten. Allein, nunmehro hatte das unerforſchliche Verhaͤngniß beſchloſſen, mich vor dießmahl nicht allein von dem Valboa, ſondern nach etlichen Jah- ren auch von aller andern menſchlichen Geſellſchafft abzuſondern, denn wenige Tage nach unſerer Ab- farth entſtund ein entſetzlicher Sturm, welcher die kleinen Schifflein aus einander jagte, und unter andern auch das meinige, worauf ich nebſt 9. Kriegs-Leuten ſaß, in den Abgrund des Meers zu verſencken drohete. Jndem nun kein Mittel zu erfinden war, dem jaͤmmerlichen Verderben zu entgehen, uͤberlieſſen wir uns gaͤntzlich den un- barmhertzigen Fluthen, und ſuchten allein bey GOtt in jenem Leben Gnade zu erlangen, weil er uns ſelbige in dieſen Zeitlichen abzuſchlagen ſchien. Jedoch, nachdem wir noch zwey Tage und Nacht recht wunderbarer weiſe bald in die erſtaunlichſte Hoͤhe, bald aber in grauſame Abaruͤnde zwiſchen Fluth und Wellen hin verſchlagen und fortgetrie- ben worden, warffen uns endlich die ergrimmten Wellen auf eine halb uͤberſchwemmte Jnſul, die zwar

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/585>, abgerufen am 25.11.2024.