ten könte. Dem ohngeacht, ließ sich der schon so offt betrogene Hojez abermahls betriegen, indem ihn die gefangenen Jndianer viel Wesens von einer austräglichen Gold-Grube machten, welche bey dem 12000. Schritt von unserm Schloß gelegenen Dorffe Tirafi, anzutreffen wäre. Wir zogen also dahin, vermeynten die Einwohner plötzlich zu über- fallen und alle zu erschlagen, allein selbige empfien- gen uns mit ihren vergiffteten Pfeilen dermassen be- hertzt, daß wir mit Zurücklassung etlicher Todten und vieler verwundeten schimpflich zurück eilen mu- sten.
Folgendes Tages kamen wir in einem andern Dorffe eben so übel, ja fast noch schlimmer an, auf dem Rück-Wege aber begegnete dem Gouverneur Hojez der allerschlimmste und gefährlichste Streich, denn es kam ein kleiner König, dessen Ehefrau von dem Hojez gefangen genommen war, und gab vor, dieselbe mit 20. Pfund Goldes auszulösen, wie denn auch 8. Jndianer bey ihm waren, welche, unse- rer Meynung nach, das Gold bey sich trügen, allein über alles Vermuthen schoß derselbe einen frisch vergiffteten Pfeil in des Gouverneurs Hüffte, und wolte sich mit seinen Gefährten auf die Flucht bege- ben, wurden aber von der Leib-Wacht ergriffen, und sämtlich in Stücken zerhauen. Jedoch hier- mit war dem Gouverneur wenig geholffen, weiln er in Ermangelung kräfftiger Artzeneyen, die dem Giffte in der Wunde Widerstand zu thun vermö- gend, entsetzliche Quaal und Schmertzen ausstehen muste, wie er sich denn seiner Lebens-Erhaltung we- gen, etliche mahl ein glüend Eisen-Blech auf die
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ten koͤnte. Dem ohngeacht, ließ ſich der ſchon ſo offt betrogene Hojez abermahls betriegen, indem ihn die gefangenen Jndianer viel Weſens von einer austraͤglichen Gold-Grube machten, welche bey dem 12000. Schritt von unſerm Schloß gelegenen Dorffe Tirafi, anzutreffen waͤre. Wir zogen alſo dahin, vermeynten die Einwohner ploͤtzlich zu uͤber- fallen und alle zu erſchlagen, allein ſelbige empfien- gen uns mit ihren vergiffteten Pfeilen dermaſſen be- hertzt, daß wir mit Zuruͤcklaſſung etlicher Todten und vieler verwundeten ſchimpflich zuruͤck eilen mu- ſten.
Folgendes Tages kamen wir in einem andern Dorffe eben ſo uͤbel, ja faſt noch ſchlimmer an, auf dem Ruͤck-Wege aber begegnete dem Gouverneur Hojez der allerſchlim̃ſte und gefaͤhrlichſte Streich, denn es kam ein kleiner Koͤnig, deſſen Ehefrau von dem Hojez gefangen genommen war, und gab vor, dieſelbe mit 20. Pfund Goldes auszuloͤſen, wie denn auch 8. Jndianer bey ihm waren, welche, unſe- rer Meynung nach, das Gold bey ſich truͤgen, allein uͤber alles Vermuthen ſchoß derſelbe einen friſch vergiffteten Pfeil in des Gouverneurs Huͤffte, und wolte ſich mit ſeinen Gefaͤhrten auf die Flucht bege- ben, wurden aber von der Leib-Wacht ergriffen, und ſaͤmtlich in Stuͤcken zerhauen. Jedoch hier- mit war dem Gouverneur wenig geholffen, weiln er in Ermangelung kraͤfftiger Artzeneyen, die dem Giffte in der Wunde Widerſtand zu thun vermoͤ- gend, entſetzliche Quaal und Schmertzen ausſtehen muſte, wie er ſich denn ſeiner Lebens-Erhaltung we- gen, etliche mahl ein gluͤend Eiſen-Blech auf die
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ten koͤnte. Dem ohngeacht, ließ ſich der ſchon ſo offt
betrogene Hojez abermahls betriegen, indem ihn
die gefangenen Jndianer viel Weſens von einer
austraͤglichen Gold-Grube machten, welche bey
dem 12000. Schritt von unſerm Schloß gelegenen
Dorffe Tirafi, anzutreffen waͤre. Wir zogen alſo
dahin, vermeynten die Einwohner ploͤtzlich zu uͤber-
fallen und alle zu erſchlagen, allein ſelbige empfien-
gen uns mit ihren vergiffteten Pfeilen dermaſſen be-
hertzt, daß wir mit Zuruͤcklaſſung etlicher Todten
und vieler verwundeten ſchimpflich zuruͤck eilen mu-
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Folgendes Tages kamen wir in einem andern
Dorffe eben ſo uͤbel, ja faſt noch ſchlimmer an, auf
dem Ruͤck-Wege aber begegnete dem Gouverneur
Hojez der allerſchlim̃ſte und gefaͤhrlichſte Streich,
denn es kam ein kleiner Koͤnig, deſſen Ehefrau von
dem Hojez gefangen genommen war, und gab
vor, dieſelbe mit 20. Pfund Goldes auszuloͤſen, wie
denn auch 8. Jndianer bey ihm waren, welche, unſe-
rer Meynung nach, das Gold bey ſich truͤgen, allein
uͤber alles Vermuthen ſchoß derſelbe einen friſch
vergiffteten Pfeil in des Gouverneurs Huͤffte, und
wolte ſich mit ſeinen Gefaͤhrten auf die Flucht bege-
ben, wurden aber von der Leib-Wacht ergriffen, und
ſaͤmtlich in Stuͤcken zerhauen. Jedoch hier-
mit war dem Gouverneur wenig geholffen, weiln
er in Ermangelung kraͤfftiger Artzeneyen, die dem
Giffte in der Wunde Widerſtand zu thun vermoͤ-
gend, entſetzliche Quaal und Schmertzen ausſtehen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/567>, abgerufen am 25.11.2024.
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