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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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blossen Seiten-Gewehren, gantz behutsam und stil-
le in dasjenige Zimmer, wo die neue Thür anzu-
treffen war, alwo man auch durch die kleinen Lö-
cher, welche so wohl durch die Breter als Tapeten
geschnitten und gestochen waren, alles gantz eigent-
lich sehen konte, was in dem vor heilig gehaltenen
Gemache vorgieng.

Hilf Himmel! Was vor Schande! Was vor
ein scheußlicher Anblick! Meine schöne, fromme,
keusche, tugendhafte, ja schon halb canonisirte
Gemahlin, Donna Eleonora de Sylva, ging mit
einer jungen Manns-Person Mutternackend im
Zimmer auf und ab spatzieren, nicht anders als ob
sie den Stand ver Unschuld unserer ersten Eltern/
bey Verlust ihres Lebens vorzustellen, sich gezwun-
gen sähen. Allein wie kan ich an den Stand der
Unschuld gedencken? Und warum solte ich auch die-
jenigen Sodomitischen Schand-Streiche erweh-
nen, die uns bey diesem wunderbaren Paare in die
Augen fielen, die aber auch kein Tugend-liebender
Mensch leichtlich errathen wird, so wenig als ich
vorhero geglaubt, daß mir dergleichen nur im Trau-
me vorkommen könne.

Mein Bruder und ich sahen also diesem Schand-
und Laster-Spiele länger als eine halbe Stunde zu,
binnen welcher Zeit ich etliche mahl vornahm die
Thür einzustossen, und diese bestialischen Menschen
zu ermorden, allein mein Bruder der voritzo etwas
weniger hitzig als ich war, hielt mich davon ab, mit
dem Bedeuten: dergleichen Strafe wäre viel zu ge-
linde, über dieses so wolten wir doch erwarten, was
nach dem saubern Spaziergange würde vorgenom-

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bloſſen Seiten-Gewehren, gantz behutſam und ſtil-
le in dasjenige Zimmer, wo die neue Thuͤr anzu-
treffen war, alwo man auch durch die kleinen Loͤ-
cher, welche ſo wohl durch die Breter als Tapeten
geſchnitten und geſtochen waren, alles gantz eigent-
lich ſehen konte, was in dem vor heilig gehaltenen
Gemache vorgieng.

Hilf Himmel! Was vor Schande! Was vor
ein ſcheußlicher Anblick! Meine ſchoͤne, fromme,
keuſche, tugendhafte, ja ſchon halb canoniſirte
Gemahlin, Donna Eleonora de Sylva, ging mit
einer jungen Manns-Perſon Mutternackend im
Zimmer auf und ab ſpatzieren, nicht anders als ob
ſie den Stand ver Unſchuld unſerer erſten Eltern/
bey Verluſt ihres Lebens vorzuſtellen, ſich gezwun-
gen ſaͤhen. Allein wie kan ich an den Stand der
Unſchuld gedencken? Und warum ſolte ich auch die-
jenigen Sodomitiſchen Schand-Streiche erweh-
nen, die uns bey dieſem wunderbaren Paare in die
Augen fielen, die aber auch kein Tugend-liebender
Menſch leichtlich errathen wird, ſo wenig als ich
vorhero geglaubt, daß mir dergleichen nur im Trau-
me vorkommen koͤnne.

Mein Bruder und ich ſahen alſo dieſem Schand-
und Laſter-Spiele laͤnger als eine halbe Stunde zu,
binnen welcher Zeit ich etliche mahl vornahm die
Thuͤr einzuſtoſſen, und dieſe beſtialiſchen Menſchen
zu ermorden, allein mein Bruder der voritzo etwas
weniger hitzig als ich war, hielt mich davon ab, mit
dem Bedeuten: dergleichen Strafe waͤre viel zu ge-
linde, uͤber dieſes ſo wolten wir doch erwarten, was
nach dem ſaubern Spaziergange wuͤrde vorgenom-

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[537/0551] bloſſen Seiten-Gewehren, gantz behutſam und ſtil- le in dasjenige Zimmer, wo die neue Thuͤr anzu- treffen war, alwo man auch durch die kleinen Loͤ- cher, welche ſo wohl durch die Breter als Tapeten geſchnitten und geſtochen waren, alles gantz eigent- lich ſehen konte, was in dem vor heilig gehaltenen Gemache vorgieng. Hilf Himmel! Was vor Schande! Was vor ein ſcheußlicher Anblick! Meine ſchoͤne, fromme, keuſche, tugendhafte, ja ſchon halb canoniſirte Gemahlin, Donna Eleonora de Sylva, ging mit einer jungen Manns-Perſon Mutternackend im Zimmer auf und ab ſpatzieren, nicht anders als ob ſie den Stand ver Unſchuld unſerer erſten Eltern/ bey Verluſt ihres Lebens vorzuſtellen, ſich gezwun- gen ſaͤhen. Allein wie kan ich an den Stand der Unſchuld gedencken? Und warum ſolte ich auch die- jenigen Sodomitiſchen Schand-Streiche erweh- nen, die uns bey dieſem wunderbaren Paare in die Augen fielen, die aber auch kein Tugend-liebender Menſch leichtlich errathen wird, ſo wenig als ich vorhero geglaubt, daß mir dergleichen nur im Trau- me vorkommen koͤnne. Mein Bruder und ich ſahen alſo dieſem Schand- und Laſter-Spiele laͤnger als eine halbe Stunde zu, binnen welcher Zeit ich etliche mahl vornahm die Thuͤr einzuſtoſſen, und dieſe beſtialiſchen Menſchen zu ermorden, allein mein Bruder der voritzo etwas weniger hitzig als ich war, hielt mich davon ab, mit dem Bedeuten: dergleichen Strafe waͤre viel zu ge- linde, uͤber dieſes ſo wolten wir doch erwarten, was nach dem ſaubern Spaziergange wuͤrde vorgenom- men L l 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/551>, abgerufen am 25.11.2024.