Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

in Qualität eines Quartiermeisters engagiret, und
zu einer frischen Reise nach Batavia parat gemacht,
jedoch, so bald er vernahm, daß ich ebenfalls wie-
derum ein Schiff ausrüsten, und eine neue Tour
nehmen wolte, versprach er, sich gleich morgenden
Tag wiederum loß zu machen, und bey mir zu blei-
ben. Jch schenckte diesen letztern Zweyen, so bald
sich der erste liederliche Vogel hinweg gemacht, je-
den 20. Ducaten, Horn aber, der zwey Tage her-
nach wieder zu mir kam, und berichtete, daß er
nunmehro frey und gäntzlich zu meinen Diensten
stünde, empfing aus meinen Händen noch 50. Du-
caten zum Angelde, und nahm alle diejenigen Ver-
richtungen, so ich ihm auftrug, mit Freuden über
sich.

Jch heuerte mir ein bequemer und sicherer Quar-
tier, nahm die vor etlichen Jahren in Banco ge-
legten Gelder zwar nicht zurück, assignirte aber
dieselben an mein Geschwister, und that denselben
meine Anwesenheit in Amsterdam zu wissen, mel-
dete doch anbey, daß ich mich nicht lange daselbst
aufhalten, sondern ehestens nach Ost-Jndien zurück
reisen, und alldorten Zeit Lebens bleiben würde,
weßwegen sich niemand zu mir bemühen, sondern
ein oder der andere nur schreiben dürffte, wie sich
die Meinigen befänden. Mittlerweile muste mir
Horn die Perlen und einige Gold-Klumpen zu
gangbaren Gelde machen, wovor ich ihm die vor-
trefflichen Felsenburgischen Rosinen zur Ergötzlich-
keit überließ, aus welchen er sich denn ein ziemlich
Stück Geld lösete.

Hierauf sahe ich mich nach einem Nagel-neuen

Schiffe

in Qualitaͤt eines Quartiermeiſters engagiret, und
zu einer friſchen Reiſe nach Batavia parat gemacht,
jedoch, ſo bald er vernahm, daß ich ebenfalls wie-
derum ein Schiff ausruͤſten, und eine neue Tour
nehmen wolte, verſprach er, ſich gleich morgenden
Tag wiederum loß zu machen, und bey mir zu blei-
ben. Jch ſchenckte dieſen letztern Zweyen, ſo bald
ſich der erſte liederliche Vogel hinweg gemacht, je-
den 20. Ducaten, Horn aber, der zwey Tage her-
nach wieder zu mir kam, und berichtete, daß er
nunmehro frey und gaͤntzlich zu meinen Dienſten
ſtuͤnde, empfing aus meinen Haͤnden noch 50. Du-
caten zum Angelde, und nahm alle diejenigen Ver-
richtungen, ſo ich ihm auftrug, mit Freuden uͤber
ſich.

Jch heuerte mir ein bequemer und ſicherer Quar-
tier, nahm die vor etlichen Jahren in Banco ge-
legten Gelder zwar nicht zuruͤck, aſſignirte aber
dieſelben an mein Geſchwiſter, und that denſelben
meine Anweſenheit in Amſterdam zu wiſſen, mel-
dete doch anbey, daß ich mich nicht lange daſelbſt
aufhalten, ſondern eheſtens nach Oſt-Jndien zuruͤck
reiſen, und alldorten Zeit Lebens bleiben wuͤrde,
weßwegen ſich niemand zu mir bemuͤhen, ſondern
ein oder der andere nur ſchreiben duͤrffte, wie ſich
die Meinigen befaͤnden. Mittlerweile muſte mir
Horn die Perlen und einige Gold-Klumpen zu
gangbaren Gelde machen, wovor ich ihm die vor-
trefflichen Felſenburgiſchen Roſinen zur Ergoͤtzlich-
keit uͤberließ, aus welchen er ſich denn ein ziemlich
Stuͤck Geld loͤſete.

Hierauf ſahe ich mich nach einem Nagel-neuen

Schiffe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0466" n="452"/>
in <hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;t eines Quartiermei&#x017F;ters <hi rendition="#aq">engagir</hi>et, und<lb/>
zu einer fri&#x017F;chen Rei&#x017F;e nach <hi rendition="#aq">Batavia parat</hi> gemacht,<lb/>
jedoch, &#x017F;o bald er vernahm, daß ich ebenfalls wie-<lb/>
derum ein Schiff ausru&#x0364;&#x017F;ten, und eine neue <hi rendition="#aq">Tour</hi><lb/>
nehmen wolte, ver&#x017F;prach er, &#x017F;ich gleich morgenden<lb/>
Tag wiederum loß zu machen, und bey mir zu blei-<lb/>
ben. Jch &#x017F;chenckte die&#x017F;en letztern Zweyen, &#x017F;o bald<lb/>
&#x017F;ich der er&#x017F;te liederliche Vogel hinweg gemacht, je-<lb/>
den 20. <hi rendition="#aq">Ducat</hi>en, <hi rendition="#aq">Horn</hi> aber, der zwey Tage her-<lb/>
nach wieder zu mir kam, und berichtete, daß er<lb/>
nunmehro frey und ga&#x0364;ntzlich zu meinen Dien&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;nde, empfing aus meinen Ha&#x0364;nden noch 50. <hi rendition="#aq">Du-<lb/>
cat</hi>en zum Angelde, und nahm alle diejenigen Ver-<lb/>
richtungen, &#x017F;o ich ihm auftrug, mit Freuden u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ich.</p><lb/>
        <p>Jch heuerte mir ein bequemer und &#x017F;icherer Quar-<lb/>
tier, nahm die vor etlichen Jahren in <hi rendition="#aq">Banco</hi> ge-<lb/>
legten Gelder zwar nicht zuru&#x0364;ck, <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;ignir</hi>te aber<lb/>
die&#x017F;elben an mein Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter, und that den&#x017F;elben<lb/>
meine Anwe&#x017F;enheit in Am&#x017F;terdam zu wi&#x017F;&#x017F;en, mel-<lb/>
dete doch anbey, daß ich mich nicht lange da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
aufhalten, &#x017F;ondern ehe&#x017F;tens nach O&#x017F;t-Jndien zuru&#x0364;ck<lb/>
rei&#x017F;en, und alldorten Zeit Lebens bleiben wu&#x0364;rde,<lb/>
weßwegen &#x017F;ich niemand zu mir bemu&#x0364;hen, &#x017F;ondern<lb/>
ein oder der andere nur &#x017F;chreiben du&#x0364;rffte, wie &#x017F;ich<lb/>
die Meinigen befa&#x0364;nden. Mittlerweile mu&#x017F;te mir<lb/><hi rendition="#aq">Horn</hi> die Perlen und einige Gold-Klumpen zu<lb/>
gangbaren Gelde machen, wovor ich ihm die vor-<lb/>
trefflichen Fel&#x017F;enburgi&#x017F;chen Ro&#x017F;inen zur Ergo&#x0364;tzlich-<lb/>
keit u&#x0364;berließ, aus welchen er &#x017F;ich denn ein ziemlich<lb/>
Stu&#x0364;ck Geld lo&#x0364;&#x017F;ete.</p><lb/>
        <p>Hierauf &#x017F;ahe ich mich nach einem Nagel-neuen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schiffe</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0466] in Qualitaͤt eines Quartiermeiſters engagiret, und zu einer friſchen Reiſe nach Batavia parat gemacht, jedoch, ſo bald er vernahm, daß ich ebenfalls wie- derum ein Schiff ausruͤſten, und eine neue Tour nehmen wolte, verſprach er, ſich gleich morgenden Tag wiederum loß zu machen, und bey mir zu blei- ben. Jch ſchenckte dieſen letztern Zweyen, ſo bald ſich der erſte liederliche Vogel hinweg gemacht, je- den 20. Ducaten, Horn aber, der zwey Tage her- nach wieder zu mir kam, und berichtete, daß er nunmehro frey und gaͤntzlich zu meinen Dienſten ſtuͤnde, empfing aus meinen Haͤnden noch 50. Du- caten zum Angelde, und nahm alle diejenigen Ver- richtungen, ſo ich ihm auftrug, mit Freuden uͤber ſich. Jch heuerte mir ein bequemer und ſicherer Quar- tier, nahm die vor etlichen Jahren in Banco ge- legten Gelder zwar nicht zuruͤck, aſſignirte aber dieſelben an mein Geſchwiſter, und that denſelben meine Anweſenheit in Amſterdam zu wiſſen, mel- dete doch anbey, daß ich mich nicht lange daſelbſt aufhalten, ſondern eheſtens nach Oſt-Jndien zuruͤck reiſen, und alldorten Zeit Lebens bleiben wuͤrde, weßwegen ſich niemand zu mir bemuͤhen, ſondern ein oder der andere nur ſchreiben duͤrffte, wie ſich die Meinigen befaͤnden. Mittlerweile muſte mir Horn die Perlen und einige Gold-Klumpen zu gangbaren Gelde machen, wovor ich ihm die vor- trefflichen Felſenburgiſchen Roſinen zur Ergoͤtzlich- keit uͤberließ, aus welchen er ſich denn ein ziemlich Stuͤck Geld loͤſete. Hierauf ſahe ich mich nach einem Nagel-neuen Schiffe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/466
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/466>, abgerufen am 25.11.2024.