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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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laubt seyn, mit selbiger in den Stand der Ehe zu tre-
ten, doch das sage ich zum voraus: daß ihr so wohl,
als meine vorigen Schwieger-Söhne, einen cörper-
lichen Eyd schweren müsset, so lange als meine Augen
offen stehen, nichts von dieser Jnsul, vielweniger ei-
nes meiner Kinder eigenmächtiger oder heimlicher
Weise hinweg zu führen. Nächst diesem war seine
fernere Rede, hat mir ohnfehlbar der Geist GOttes
ein besonderes Vorhaben eingegeben, zu dessen Aus-
führung mir keine tüchtigere Person von der Welt
vorkommen können, als die eurige. Jch danckte
dem lieben Alt-Vater nicht allein vor dessen gütiges
Erbiethen, sondern versprach auch, was so wohl den
Eyd, als alles andere beträffe, so er von mir ver-
langen würde, nach meinem äussersten Vermögen
ein völliges Genügen zu leisten. Derselbe aber
verlangte vorhero nochmahls eine umständliche
Erzehlung meiner Lebens-Geschichte, worinnen ich
ihm noch selbigen Tag gehorsamete, und ohngefähr
mit erwehnte: Wie ich in einer gewissen berühm-
ten Handels-Stadt unter andern auch mit einem
Kauffmanne in Bekandschafft gerathen, der eben-
falls den Zunahmen Julius geführet hätte, doch/
da ich von dessen Geschlecht und Herkommen keine
fernere Nachricht zu geben wuste, erseuffzete der
liebe Alt-Vater dieserwegen, und wünschte, daß
selbiger Kauffmann ein Befreundter von ihm, oder
gar ein Abstammling von seinem ohnfehlbar nun-
mehro seel. Bruder seyn möchte; Allein, ich konte,
wie bereits gemeldet, hiervon so wenig, als von
des Kauffmanns übriger Familie und dessen Zu-

stande
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laubt ſeyn, mit ſelbiger in den Stand der Ehe zu tre-
ten, doch das ſage ich zum voraus: daß ihr ſo wohl,
als meine vorigen Schwieger-Soͤhne, einen coͤrper-
lichen Eyd ſchweren muͤſſet, ſo lange als meine Augen
offen ſtehen, nichts von dieſer Jnſul, vielweniger ei-
nes meiner Kinder eigenmaͤchtiger oder heimlicher
Weiſe hinweg zu fuͤhren. Naͤchſt dieſem war ſeine
fernere Rede, hat mir ohnfehlbar der Geiſt GOttes
ein beſonderes Vorhaben eingegeben, zu deſſen Aus-
fuͤhrung mir keine tuͤchtigere Perſon von der Welt
vorkommen koͤnnen, als die eurige. Jch danckte
dem lieben Alt-Vater nicht allein vor deſſen guͤtiges
Erbiethen, ſondern verſprach auch, was ſo wohl den
Eyd, als alles andere betraͤffe, ſo er von mir ver-
langen wuͤrde, nach meinem aͤuſſerſten Vermoͤgen
ein voͤlliges Genuͤgen zu leiſten. Derſelbe aber
verlangte vorhero nochmahls eine umſtaͤndliche
Erzehlung meiner Lebens-Geſchichte, worinnen ich
ihm noch ſelbigen Tag gehorſamete, und ohngefaͤhr
mit erwehnte: Wie ich in einer gewiſſen beruͤhm-
ten Handels-Stadt unter andern auch mit einem
Kauffmanne in Bekandſchafft gerathen, der eben-
falls den Zunahmen Julius gefuͤhret haͤtte, doch/
da ich von deſſen Geſchlecht und Herkommen keine
fernere Nachricht zu geben wuſte, erſeuffzete der
liebe Alt-Vater dieſerwegen, und wuͤnſchte, daß
ſelbiger Kauffmann ein Befreundter von ihm, oder
gar ein Abſtammling von ſeinem ohnfehlbar nun-
mehro ſeel. Bruder ſeyn moͤchte; Allein, ich konte,
wie bereits gemeldet, hiervon ſo wenig, als von
des Kauffmanns uͤbriger Familie und deſſen Zu-

ſtande
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[441/0455] laubt ſeyn, mit ſelbiger in den Stand der Ehe zu tre- ten, doch das ſage ich zum voraus: daß ihr ſo wohl, als meine vorigen Schwieger-Soͤhne, einen coͤrper- lichen Eyd ſchweren muͤſſet, ſo lange als meine Augen offen ſtehen, nichts von dieſer Jnſul, vielweniger ei- nes meiner Kinder eigenmaͤchtiger oder heimlicher Weiſe hinweg zu fuͤhren. Naͤchſt dieſem war ſeine fernere Rede, hat mir ohnfehlbar der Geiſt GOttes ein beſonderes Vorhaben eingegeben, zu deſſen Aus- fuͤhrung mir keine tuͤchtigere Perſon von der Welt vorkommen koͤnnen, als die eurige. Jch danckte dem lieben Alt-Vater nicht allein vor deſſen guͤtiges Erbiethen, ſondern verſprach auch, was ſo wohl den Eyd, als alles andere betraͤffe, ſo er von mir ver- langen wuͤrde, nach meinem aͤuſſerſten Vermoͤgen ein voͤlliges Genuͤgen zu leiſten. Derſelbe aber verlangte vorhero nochmahls eine umſtaͤndliche Erzehlung meiner Lebens-Geſchichte, worinnen ich ihm noch ſelbigen Tag gehorſamete, und ohngefaͤhr mit erwehnte: Wie ich in einer gewiſſen beruͤhm- ten Handels-Stadt unter andern auch mit einem Kauffmanne in Bekandſchafft gerathen, der eben- falls den Zunahmen Julius gefuͤhret haͤtte, doch/ da ich von deſſen Geſchlecht und Herkommen keine fernere Nachricht zu geben wuſte, erſeuffzete der liebe Alt-Vater dieſerwegen, und wuͤnſchte, daß ſelbiger Kauffmann ein Befreundter von ihm, oder gar ein Abſtammling von ſeinem ohnfehlbar nun- mehro ſeel. Bruder ſeyn moͤchte; Allein, ich konte, wie bereits gemeldet, hiervon ſo wenig, als von des Kauffmanns uͤbriger Familie und deſſen Zu- ſtande E e 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/455>, abgerufen am 25.11.2024.