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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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nicht allein hierüber seinen besondern Wohlgefallen,
sondern ich wurde bey weiterer Bekandtschafft von
allen Einwohnern, jung und alt, fast auf den Händen
getragen, weßwegen ein Streit in meinen Hertzen
entstund: Ob ich bey ereigneter Gelegenheit diese Jn-
sul verlassen, oder meine übrige Lebens-Zeit auf der-
selben zubringen wolte, als welches letztere alle Ein-
wohner sehnlich wünscheten, allein meine wunderlich
herum schweiffenden Sinnen konten zu keinem be-
ständigen Schlusse kommen, sondern ich wanckte zwey
gantzer Jahr lang von einer Seite zur andern, biß
endlich im dritten Jahre folgende Liebes-Begeben-
heit mich zu dem festen Vorsatze brachte: alles Guth,
Ehre und Vergnügen, was ich etwa noch in Europa
zu hoffen haben könte, gäntzlich aus dem Sinne zu
schlagen, und mich alhier auf Lebens Zeit feste zu se-
tzen; der gantze Handel aber fügte sich also: Der
Stamm-Vater Christian hatte eine vortrefliche, schö-
ne und tugendhaffte Tochter, Sophia genannt, um
welche ein junger Geselle, aus dem Jacobischen Ge-
schlecht, sich eiffrig bemühete, dieselbe zur Ehe zu ha-
ben, allein da diese Jungfrau denselben so wohl als | 4.
andere, die schon vorhero um sie angehalten hatten,
höflich zurück wiese, und durchaus in keine Heyrath
mit ihm willigen wolte, bat mich der Vater Christian
eines Tages zu Gaste, und trug mir an: Ob ich, als
ein kluger Frembdling, nicht etwa von seiner Tochter
ausforschen könne und wolle, weßwegen sie diesen
Junggesellen, der ihrer so eiffrig begehrte, ihre ehe-
liche Hand nicht reichen möchte; Jch nahm diese
Commission willig auf, begab mich mit guter Ma-

nier

nicht allein hieruͤber ſeinen beſondern Wohlgefallen,
ſondern ich wurde bey weiterer Bekandtſchafft von
allen Einwohnern, jung und alt, faſt auf den Haͤnden
getragen, weßwegen ein Streit in meinen Hertzen
entſtund: Ob ich bey ereigneter Gelegenheit dieſe Jn-
ſul verlaſſen, oder meine uͤbrige Lebens-Zeit auf der-
ſelben zubringen wolte, als welches letztere alle Ein-
wohner ſehnlich wuͤnſcheten, allein meine wunderlich
herum ſchweiffenden Sinnen konten zu keinem be-
ſtaͤndigen Schluſſe kom̃en, ſondern ich wanckte zwey
gantzer Jahr lang von einer Seite zur andern, biß
endlich im dritten Jahre folgende Liebes-Begeben-
heit mich zu dem feſten Vorſatze brachte: alles Guth,
Ehre und Vergnuͤgen, was ich etwa noch in Europa
zu hoffen haben koͤnte, gaͤntzlich aus dem Sinne zu
ſchlagen, und mich alhier auf Lebens Zeit feſte zu ſe-
tzen; der gantze Handel aber fuͤgte ſich alſo: Der
Stam̃-Vater Chriſtian hatte eine vortrefliche, ſchoͤ-
ne und tugendhaffte Tochter, Sophia genannt, um
welche ein junger Geſelle, aus dem Jacobiſchen Ge-
ſchlecht, ſich eiffrig bemuͤhete, dieſelbe zur Ehe zu ha-
ben, allein da dieſe Jungfrau denſelben ſo wohl als | 4.
andere, die ſchon vorhero um ſie angehalten hatten,
hoͤflich zuruͤck wieſe, und durchaus in keine Heyrath
mit ihm willigen wolte, bat mich der Vater Chriſtian
eines Tages zu Gaſte, und trug mir an: Ob ich, als
ein kluger Frembdling, nicht etwa von ſeiner Tochter
ausforſchen koͤnne und wolle, weßwegen ſie dieſen
Junggeſellen, der ihrer ſo eiffrig begehrte, ihre ehe-
liche Hand nicht reichen moͤchte; Jch nahm dieſe
Commiſſion willig auf, begab mich mit guter Ma-

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[434/0448] nicht allein hieruͤber ſeinen beſondern Wohlgefallen, ſondern ich wurde bey weiterer Bekandtſchafft von allen Einwohnern, jung und alt, faſt auf den Haͤnden getragen, weßwegen ein Streit in meinen Hertzen entſtund: Ob ich bey ereigneter Gelegenheit dieſe Jn- ſul verlaſſen, oder meine uͤbrige Lebens-Zeit auf der- ſelben zubringen wolte, als welches letztere alle Ein- wohner ſehnlich wuͤnſcheten, allein meine wunderlich herum ſchweiffenden Sinnen konten zu keinem be- ſtaͤndigen Schluſſe kom̃en, ſondern ich wanckte zwey gantzer Jahr lang von einer Seite zur andern, biß endlich im dritten Jahre folgende Liebes-Begeben- heit mich zu dem feſten Vorſatze brachte: alles Guth, Ehre und Vergnuͤgen, was ich etwa noch in Europa zu hoffen haben koͤnte, gaͤntzlich aus dem Sinne zu ſchlagen, und mich alhier auf Lebens Zeit feſte zu ſe- tzen; der gantze Handel aber fuͤgte ſich alſo: Der Stam̃-Vater Chriſtian hatte eine vortrefliche, ſchoͤ- ne und tugendhaffte Tochter, Sophia genannt, um welche ein junger Geſelle, aus dem Jacobiſchen Ge- ſchlecht, ſich eiffrig bemuͤhete, dieſelbe zur Ehe zu ha- ben, allein da dieſe Jungfrau denſelben ſo wohl als | 4. andere, die ſchon vorhero um ſie angehalten hatten, hoͤflich zuruͤck wieſe, und durchaus in keine Heyrath mit ihm willigen wolte, bat mich der Vater Chriſtian eines Tages zu Gaſte, und trug mir an: Ob ich, als ein kluger Frembdling, nicht etwa von ſeiner Tochter ausforſchen koͤnne und wolle, weßwegen ſie dieſen Junggeſellen, der ihrer ſo eiffrig begehrte, ihre ehe- liche Hand nicht reichen moͤchte; Jch nahm dieſe Commiſſion willig auf, begab mich mit guter Ma- nier

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/448>, abgerufen am 22.11.2024.