auf der Altvater Albertus, indem er sich, wegen Er- innerung seiner verstorbenen Geliebten, mit weinen- den Augen zum Capitain Wolffgang wandte, wer- det ihr von der Güte seyn, und dasjenige anführen, was ihr binnen der Zeit eurer ersten Anwesenheit auf dieser Jnsul angetroffen und verbessert habt.
Demnach setzte selbiger redliche Mann des Alt- vaters und seine eigene Geschicht folgender massen fort: Jch habe euch, meine werthesten Freunde, (sagte er zu Herr Magist. Schmeltzern und mir,) meine Lebens- Geschicht, zeitwährender unserer Schiffarth biß dahin wissend gemacht: Da ich von meinen schelmischen Gefährten an diesen ver- meintlichen wüsten Felsen ausgesetzt, nachhero aber von hiesigen frommen Einwohnern erquickt und aufgenommen wörden. Diese meine merckwür- dige Lebens-Erhaltung nun, kan ich im geringsten nicht einer ohngefähren Glücks-Fügung, sondern eintzig und allein der sonderbahren barmhertzigen Vorsorge GOTTES zuschreiben, denn die Ein- wohner dieser Jnsul waren damals meines vorbey fahrenden Schiffs so wenig als meiner Aussetzung gewahr worden, wusten also nichts darvon, daß ich elender Mensch vor ihrem Wasser-Thore lag, und verschmachten wolte. Doch eben an demselben Tage, welchen ich damahligen Umständen nach, vor den letzten meines Lebens hielt, regieret GOtt die Hertzen 6. ehrlicher Männer aus Simons- und Christians-Geschlechte, mit ihrem Gewehr nach dem in der Bucht liegenden Boote zu gehen, auf sel- bigen eine Fahrt nach der West-Seite zu thun, und
allda
auf der Altvater Albertus, indem er ſich, wegen Er- innerung ſeiner verſtorbenen Geliebten, mit weinen- den Augen zum Capitain Wolffgang wandte, wer- det ihr von der Guͤte ſeyn, und dasjenige anfuͤhren, was ihr binnen der Zeit eurer erſten Anweſenheit auf dieſer Jnſul angetroffen und verbeſſert habt.
Demnach ſetzte ſelbiger redliche Mann des Alt- vaters und ſeine eigene Geſchicht folgender maſſen fort: Jch habe euch, meine wertheſten Freunde, (ſagte er zu Herr Magiſt. Schmeltzern und mir,) meine Lebens- Geſchicht, zeitwaͤhrender unſerer Schiffarth biß dahin wiſſend gemacht: Da ich von meinen ſchelmiſchen Gefaͤhrten an dieſen ver- meintlichen wuͤſten Felſen ausgeſetzt, nachhero aber von hieſigen frommen Einwohnern erquickt und aufgenommen woͤrden. Dieſe meine merckwuͤr- dige Lebens-Erhaltung nun, kan ich im geringſten nicht einer ohngefaͤhren Gluͤcks-Fuͤgung, ſondern eintzig und allein der ſonderbahren barmhertzigen Vorſorge GOTTES zuſchreiben, denn die Ein- wohner dieſer Jnſul waren damals meines vorbey fahrenden Schiffs ſo wenig als meiner Ausſetzung gewahr worden, wuſten alſo nichts darvon, daß ich elender Menſch vor ihrem Waſſer-Thore lag, und verſchmachten wolte. Doch eben an demſelben Tage, welchen ich damahligen Umſtaͤnden nach, vor den letzten meines Lebens hielt, regieret GOtt die Hertzen 6. ehrlicher Maͤnner aus Simons- und Chriſtians-Geſchlechte, mit ihrem Gewehr nach dem in der Bucht liegenden Boote zu gehen, auf ſel- bigen eine Fahrt nach der Weſt-Seite zu thun, und
allda
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0446"n="432"/>
auf der Altvater <hirendition="#aq">Albertus,</hi> indem er ſich, wegen Er-<lb/>
innerung ſeiner verſtorbenen Geliebten, mit weinen-<lb/>
den Augen zum <hirendition="#aq">Capitain Wolffgang</hi> wandte, wer-<lb/>
det ihr von der Guͤte ſeyn, und dasjenige anfuͤhren,<lb/>
was ihr binnen der Zeit eurer erſten Anweſenheit auf<lb/>
dieſer Jnſul angetroffen und verbeſſert habt.</p><lb/><p>Demnach ſetzte ſelbiger redliche Mann des Alt-<lb/>
vaters und ſeine eigene Geſchicht folgender maſſen<lb/>
fort: Jch habe euch, meine wertheſten Freunde,<lb/>
(ſagte er zu Herr <hirendition="#aq">Magiſt. Schmeltzern</hi> und mir,)<lb/>
meine Lebens- Geſchicht, zeitwaͤhrender unſerer<lb/>
Schiffarth biß dahin wiſſend gemacht: Da ich<lb/>
von meinen ſchelmiſchen Gefaͤhrten an dieſen ver-<lb/>
meintlichen wuͤſten Felſen ausgeſetzt, nachhero aber<lb/>
von hieſigen frommen Einwohnern erquickt und<lb/>
aufgenommen woͤrden. Dieſe meine merckwuͤr-<lb/>
dige Lebens-Erhaltung nun, kan ich im geringſten<lb/>
nicht einer ohngefaͤhren Gluͤcks-Fuͤgung, ſondern<lb/>
eintzig und allein der ſonderbahren barmhertzigen<lb/>
Vorſorge GOTTES zuſchreiben, denn die Ein-<lb/>
wohner dieſer Jnſul waren damals meines vorbey<lb/>
fahrenden Schiffs ſo wenig als meiner Ausſetzung<lb/>
gewahr worden, wuſten alſo nichts darvon, daß ich<lb/>
elender Menſch vor ihrem Waſſer-Thore lag, und<lb/>
verſchmachten wolte. Doch eben an demſelben<lb/>
Tage, welchen ich damahligen Umſtaͤnden nach,<lb/>
vor den letzten meines Lebens hielt, regieret GOtt<lb/>
die Hertzen 6. ehrlicher Maͤnner aus <hirendition="#aq">Simons-</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Chriſtians-</hi>Geſchlechte, mit ihrem Gewehr nach<lb/>
dem in der Bucht liegenden Boote zu gehen, auf ſel-<lb/>
bigen eine Fahrt nach der Weſt-Seite zu thun, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">allda</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[432/0446]
auf der Altvater Albertus, indem er ſich, wegen Er-
innerung ſeiner verſtorbenen Geliebten, mit weinen-
den Augen zum Capitain Wolffgang wandte, wer-
det ihr von der Guͤte ſeyn, und dasjenige anfuͤhren,
was ihr binnen der Zeit eurer erſten Anweſenheit auf
dieſer Jnſul angetroffen und verbeſſert habt.
Demnach ſetzte ſelbiger redliche Mann des Alt-
vaters und ſeine eigene Geſchicht folgender maſſen
fort: Jch habe euch, meine wertheſten Freunde,
(ſagte er zu Herr Magiſt. Schmeltzern und mir,)
meine Lebens- Geſchicht, zeitwaͤhrender unſerer
Schiffarth biß dahin wiſſend gemacht: Da ich
von meinen ſchelmiſchen Gefaͤhrten an dieſen ver-
meintlichen wuͤſten Felſen ausgeſetzt, nachhero aber
von hieſigen frommen Einwohnern erquickt und
aufgenommen woͤrden. Dieſe meine merckwuͤr-
dige Lebens-Erhaltung nun, kan ich im geringſten
nicht einer ohngefaͤhren Gluͤcks-Fuͤgung, ſondern
eintzig und allein der ſonderbahren barmhertzigen
Vorſorge GOTTES zuſchreiben, denn die Ein-
wohner dieſer Jnſul waren damals meines vorbey
fahrenden Schiffs ſo wenig als meiner Ausſetzung
gewahr worden, wuſten alſo nichts darvon, daß ich
elender Menſch vor ihrem Waſſer-Thore lag, und
verſchmachten wolte. Doch eben an demſelben
Tage, welchen ich damahligen Umſtaͤnden nach,
vor den letzten meines Lebens hielt, regieret GOtt
die Hertzen 6. ehrlicher Maͤnner aus Simons- und
Chriſtians-Geſchlechte, mit ihrem Gewehr nach
dem in der Bucht liegenden Boote zu gehen, auf ſel-
bigen eine Fahrt nach der Weſt-Seite zu thun, und
allda
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/446>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.