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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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und ein jeder Stamm die Seinigen mit einem be-
sondern Halß-Bande gezeichnet hatte, so wolten
sich dieselben anfänglich doch durchaus nicht zer-
theilen lassen, sondern versammleten sich gar öff-
ters alle wieder auf dem Hügel bey meinen zweyen
alten Affen, die ich vor mich behalten hatte, biß sie
endlich theils mit Schlägen, theils mit guten Wor-
ten zum Gehorsam gebracht wurden.

Jm Jahr 1694. fingen meine sämmtliche Kinder
an, gegenwärtiges viereckte schöne Gebäude auf
diesem Hügel vor mich, als ihren Vater und Kö-
nig, zur Residentz aufzubauen, mit welchen sie erst-
lich nach 3en Jahren völlig fertig wurden, weßwe-
gen ich meine alte Hütte abreissen und gantz hinweg
schaffen ließ, das neue hergegen bezohe, und es Al-
berts-
Burg nennete, nachhero habe in selbigem,
durch den Hügel hindurch biß in des Don Cyrillo
unterirrdische Höle, eine bequemliche Treppe hauen,
den auswendigen Eingang derselben aber biß auf
ein Lufft-Loch vermauren und verschütten lassen, so,
daß mir selbige kostbare Höle nunmehro zum herr-
lichsten Keller-Gewölbe dienet.

Sobald die Burg sertig, wurde der gantze
Hügel mit doppelten Reihen der ansehnlichsten
Bäume in der Rundung umsetzt, ingleichen der
Anfang von mir gemacht, zu den beyden Alleen,
zwischen welchen Alberts-Raum mitten inne liegt,
und die nunmehro seit etliche 20. Jahren zum zier-
lichsten Stande kommen sind, wie ich denn nebst
meiner Concordia manche schöne Stunde mit
spatzieren-gehen darinne zugebracht habe.

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und ein jeder Stamm die Seinigen mit einem be-
ſondern Halß-Bande gezeichnet hatte, ſo wolten
ſich dieſelben anfaͤnglich doch durchaus nicht zer-
theilen laſſen, ſondern verſammleten ſich gar oͤff-
ters alle wieder auf dem Huͤgel bey meinen zweyen
alten Affen, die ich vor mich behalten hatte, biß ſie
endlich theils mit Schlaͤgen, theils mit guten Wor-
ten zum Gehorſam gebracht wurden.

Jm Jahr 1694. fingen meine ſaͤmmtliche Kinder
an, gegenwaͤrtiges viereckte ſchoͤne Gebaͤude auf
dieſem Huͤgel vor mich, als ihren Vater und Koͤ-
nig, zur Reſidentz aufzubauen, mit welchen ſie erſt-
lich nach 3en Jahren voͤllig fertig wurden, weßwe-
gen ich meine alte Huͤtte abreiſſen und gantz hinweg
ſchaffen ließ, das neue hergegen bezohe, und es Al-
berts-
Burg nennete, nachhero habe in ſelbigem,
durch den Huͤgel hindurch biß in des Don Cyrillo
unterirrdiſche Hoͤle, eine bequemliche Treppe hauen,
den auswendigen Eingang derſelben aber biß auf
ein Lufft-Loch vermauren und verſchuͤtten laſſen, ſo,
daß mir ſelbige koſtbare Hoͤle nunmehro zum herr-
lichſten Keller-Gewoͤlbe dienet.

Sobald die Burg ſertig, wurde der gantze
Huͤgel mit doppelten Reihen der anſehnlichſten
Baͤume in der Rundung umſetzt, ingleichen der
Anfang von mir gemacht, zu den beyden Alleen,
zwiſchen welchen Alberts-Raum mitten inne liegt,
und die nunmehro ſeit etliche 20. Jahren zum zier-
lichſten Stande kommen ſind, wie ich denn nebſt
meiner Concordia manche ſchoͤne Stunde mit
ſpatzieren-gehen darinne zugebracht habe.

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[423/0437] und ein jeder Stamm die Seinigen mit einem be- ſondern Halß-Bande gezeichnet hatte, ſo wolten ſich dieſelben anfaͤnglich doch durchaus nicht zer- theilen laſſen, ſondern verſammleten ſich gar oͤff- ters alle wieder auf dem Huͤgel bey meinen zweyen alten Affen, die ich vor mich behalten hatte, biß ſie endlich theils mit Schlaͤgen, theils mit guten Wor- ten zum Gehorſam gebracht wurden. Jm Jahr 1694. fingen meine ſaͤmmtliche Kinder an, gegenwaͤrtiges viereckte ſchoͤne Gebaͤude auf dieſem Huͤgel vor mich, als ihren Vater und Koͤ- nig, zur Reſidentz aufzubauen, mit welchen ſie erſt- lich nach 3en Jahren voͤllig fertig wurden, weßwe- gen ich meine alte Huͤtte abreiſſen und gantz hinweg ſchaffen ließ, das neue hergegen bezohe, und es Al- berts-Burg nennete, nachhero habe in ſelbigem, durch den Huͤgel hindurch biß in des Don Cyrillo unterirrdiſche Hoͤle, eine bequemliche Treppe hauen, den auswendigen Eingang derſelben aber biß auf ein Lufft-Loch vermauren und verſchuͤtten laſſen, ſo, daß mir ſelbige koſtbare Hoͤle nunmehro zum herr- lichſten Keller-Gewoͤlbe dienet. Sobald die Burg ſertig, wurde der gantze Huͤgel mit doppelten Reihen der anſehnlichſten Baͤume in der Rundung umſetzt, ingleichen der Anfang von mir gemacht, zu den beyden Alleen, zwiſchen welchen Alberts-Raum mitten inne liegt, und die nunmehro ſeit etliche 20. Jahren zum zier- lichſten Stande kommen ſind, wie ich denn nebſt meiner Concordia manche ſchoͤne Stunde mit ſpatzieren-gehen darinne zugebracht habe. Jm D d 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/437>, abgerufen am 24.11.2024.