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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Es mag aber, ließ sich hierauf unser Alt-Vater
hören, hiermit auf diesen Abend sein Bewenden
haben, doch Morgen, geliebt es GOtt, und zwar
nach verrichteten Morgen-Gebeth und eingenom-
menen Frühstück, da wir ohnedem einen Rast-
Tag machen können, will ich den übrigen Rest mei-
ner Erzehlung von denjenigen Merckwürdigkeiten
thun, die mir biß auf des Capitain Wolffgangs
Ankunfft im Jahr 1721. annoch erzehlens-wür-
dig scheinen, und ohngefähr beyfallen werden.

Demnach legten wir uns abermahl sämtlich
zur Ruhe, da nun dieselbe nebst der von dem Alt-
Vater bestimmten Zeit abgewartet war, gab er
uns den Beschluß seiner bißhero ordentlich an ein-
ander gehenckten Erzehlung also zu vernehmen:

Jm Jahr 1692. wandten sich endlich die 3. letz-
ten Stämme auch von unserm Hügel, und baue-
ten an selbst erwehlten Orten ihre eigene Pflantz-
Stadten vor sich und ihre Nachkommen an, damit
aber meine liebe Concordia und ich nicht alleine
gelassen würden, schickte uns ein jeder von den 9.
Stämmen eins seiner Kinder zur Bedienung und
Gesellschafft zu, also hatten wir 5. Jünglinge und
4. Mägdleins nicht allein zum Zeitvertreibe, son-
dern auch zum täglichen Lust-Arbeitern und Küchen-
Gehülffen um und neben uns, denn vor Brodt und
andere gute Lebens-Mittel durfften wir keine Sor-
ge tragen, weil die Stamm-Väter alles im Uber-
flusse auf den Hügel schafften. Die Affen mach-
ten bey allen diesen neuen Einrichtungen die lieder-
lichsten Streiche, denn ob ich gleich dieselben or-
dentlich als Sclaven meinen Kindern zugetheilet,

und

Es mag aber, ließ ſich hierauf unſer Alt-Vater
hoͤren, hiermit auf dieſen Abend ſein Bewenden
haben, doch Morgen, geliebt es GOtt, und zwar
nach verrichteten Morgen-Gebeth und eingenom-
menen Fruͤhſtuͤck, da wir ohnedem einen Raſt-
Tag machen koͤnnen, will ich den uͤbrigen Reſt mei-
ner Erzehlung von denjenigen Merckwuͤrdigkeiten
thun, die mir biß auf des Capitain Wolffgangs
Ankunfft im Jahr 1721. annoch erzehlens-wuͤr-
dig ſcheinen, und ohngefaͤhr beyfallen werden.

Demnach legten wir uns abermahl ſaͤmtlich
zur Ruhe, da nun dieſelbe nebſt der von dem Alt-
Vater beſtimmten Zeit abgewartet war, gab er
uns den Beſchluß ſeiner bißhero ordentlich an ein-
ander gehenckten Erzehlung alſo zu vernehmen:

Jm Jahr 1692. wandten ſich endlich die 3. letz-
ten Staͤmme auch von unſerm Huͤgel, und baue-
ten an ſelbſt erwehlten Orten ihre eigene Pflantz-
Stadten vor ſich und ihre Nachkommen an, damit
aber meine liebe Concordia und ich nicht alleine
gelaſſen wuͤrden, ſchickte uns ein jeder von den 9.
Staͤmmen eins ſeiner Kinder zur Bedienung und
Geſellſchafft zu, alſo hatten wir 5. Juͤnglinge und
4. Maͤgdleins nicht allein zum Zeitvertreibe, ſon-
dern auch zum taͤglichen Luſt-Arbeitern und Kuͤchen-
Gehuͤlffen um und neben uns, denn vor Brodt und
andere gute Lebens-Mittel durfften wir keine Sor-
ge tragen, weil die Stamm-Vaͤter alles im Uber-
fluſſe auf den Huͤgel ſchafften. Die Affen mach-
ten bey allen dieſen neuen Einrichtungen die lieder-
lichſten Streiche, denn ob ich gleich dieſelben or-
dentlich als Sclaven meinen Kindern zugetheilet,

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[422/0436] Es mag aber, ließ ſich hierauf unſer Alt-Vater hoͤren, hiermit auf dieſen Abend ſein Bewenden haben, doch Morgen, geliebt es GOtt, und zwar nach verrichteten Morgen-Gebeth und eingenom- menen Fruͤhſtuͤck, da wir ohnedem einen Raſt- Tag machen koͤnnen, will ich den uͤbrigen Reſt mei- ner Erzehlung von denjenigen Merckwuͤrdigkeiten thun, die mir biß auf des Capitain Wolffgangs Ankunfft im Jahr 1721. annoch erzehlens-wuͤr- dig ſcheinen, und ohngefaͤhr beyfallen werden. Demnach legten wir uns abermahl ſaͤmtlich zur Ruhe, da nun dieſelbe nebſt der von dem Alt- Vater beſtimmten Zeit abgewartet war, gab er uns den Beſchluß ſeiner bißhero ordentlich an ein- ander gehenckten Erzehlung alſo zu vernehmen: Jm Jahr 1692. wandten ſich endlich die 3. letz- ten Staͤmme auch von unſerm Huͤgel, und baue- ten an ſelbſt erwehlten Orten ihre eigene Pflantz- Stadten vor ſich und ihre Nachkommen an, damit aber meine liebe Concordia und ich nicht alleine gelaſſen wuͤrden, ſchickte uns ein jeder von den 9. Staͤmmen eins ſeiner Kinder zur Bedienung und Geſellſchafft zu, alſo hatten wir 5. Juͤnglinge und 4. Maͤgdleins nicht allein zum Zeitvertreibe, ſon- dern auch zum taͤglichen Luſt-Arbeitern und Kuͤchen- Gehuͤlffen um und neben uns, denn vor Brodt und andere gute Lebens-Mittel durfften wir keine Sor- ge tragen, weil die Stamm-Vaͤter alles im Uber- fluſſe auf den Huͤgel ſchafften. Die Affen mach- ten bey allen dieſen neuen Einrichtungen die lieder- lichſten Streiche, denn ob ich gleich dieſelben or- dentlich als Sclaven meinen Kindern zugetheilet, und

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/436>, abgerufen am 24.11.2024.