Dem ohngeacht, konte ich die Zeit nicht erwar- ten, sondern fragte bald darauf meinen lieben Herrn Schmeltzer, ob er bey denen Lutheranern allhier in Amslerdam seine Beförderung gefunden? Er antwortete mit einigem Lächeln: Nein. Der Capitain aber sagte: Mein Sohn, dieser Herr soll auf dem Schiffe, unser, nach diesem an gehörigem Orthe, auch euren Vettern und Muhmen, Seelsor- gerseyn. Jch habe die Hoffnung von ihm, daß er nächst Göttl. Hülffe daselbst mehr Wunder thun, und sein Amt fruchtbarlicher verrichten werde, als sonsten unter 100. Lutherischen Predigern kaum einer. Und in der That hatte ihn der Capitain in ordentliche Bestallung genommen, auf seine Kosten behörig zum Priester weyhen lassen, und in Amster- dam bey uns einzutreffen befohlen, welchem allen er denn auch aufs genauste nachgekommen war.
Jndem aber nunmehro fast alles, was der Ca- pitain entworffen, in behörige Ordnung gebracht war, wandte derselbe die 2. letztern Tage weiter sonderlich zu nichts an, als seinen guten Freunden die Abschieds-Visiten zu geben, worbey Herr Schmeltzer und ich ihn mehrentheils begleiteten, am 27ten Jun. 1725. aber, verliessen wir unter dem stärcksten Vertrauen auf den Beystand des All- mächtigen/ die Weltberühmte Stadt Amsterdam, und kamen den 30. dito auf dem Texel an, allwo wir 14. Tage verweileten, den 15. Jul. unter Be- gleitung vieler andern Schiffe unter Seegel gien- gen, und von einem favorablen Winde nach Wun- sche fort getrieben wurden. Nach Mitternacht
wurde
Dem ohngeacht, konte ich die Zeit nicht erwar- ten, ſondern fragte bald darauf meinen lieben Herrn Schmeltzer, ob er bey denen Lutheranern allhier in Amſlerdam ſeine Befoͤrderung gefunden? Er antwortete mit einigem Laͤcheln: Nein. Der Capitain aber ſagte: Mein Sohn, dieſer Herr ſoll auf dem Schiffe, unſer, nach dieſem an gehoͤrigem Orthe, auch euren Vettern und Muhmen, Seelſor- gerſeyn. Jch habe die Hoffnung von ihm, daß er naͤchſt Goͤttl. Huͤlffe daſelbſt mehr Wunder thun, und ſein Amt fruchtbarlicher verrichten werde, als ſonſten unter 100. Lutheriſchen Predigern kaum einer. Und in der That hatte ihn der Capitain in ordentliche Beſtallung genommen, auf ſeine Koſten behoͤrig zum Prieſter weyhen laſſen, und in Amſter- dam bey uns einzutreffen befohlen, welchem allen er denn auch aufs genauſte nachgekommen war.
Jndem aber nunmehro faſt alles, was der Ca- pitain entworffen, in behoͤrige Ordnung gebracht war, wandte derſelbe die 2. letztern Tage weiter ſonderlich zu nichts an, als ſeinen guten Freunden die Abſchieds-Viſiten zu geben, worbey Herr Schmeltzer und ich ihn mehrentheils begleiteten, am 27ten Jun. 1725. aber, verlieſſen wir unter dem ſtaͤrckſten Vertrauen auf den Beyſtand des All- maͤchtigen/ die Weltberuͤhmte Stadt Amſterdam, und kamen den 30. dito auf dem Texel an, allwo wir 14. Tage verweileten, den 15. Jul. unter Be- gleitung vieler andern Schiffe unter Seegel gien- gen, und von einem favorablen Winde nach Wun- ſche fort getrieben wurden. Nach Mitternacht
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[27/0039]
Dem ohngeacht, konte ich die Zeit nicht erwar-
ten, ſondern fragte bald darauf meinen lieben
Herrn Schmeltzer, ob er bey denen Lutheranern
allhier in Amſlerdam ſeine Befoͤrderung gefunden?
Er antwortete mit einigem Laͤcheln: Nein. Der
Capitain aber ſagte: Mein Sohn, dieſer Herr ſoll
auf dem Schiffe, unſer, nach dieſem an gehoͤrigem
Orthe, auch euren Vettern und Muhmen, Seelſor-
gerſeyn. Jch habe die Hoffnung von ihm, daß er
naͤchſt Goͤttl. Huͤlffe daſelbſt mehr Wunder thun,
und ſein Amt fruchtbarlicher verrichten werde,
als ſonſten unter 100. Lutheriſchen Predigern kaum
einer. Und in der That hatte ihn der Capitain in
ordentliche Beſtallung genommen, auf ſeine Koſten
behoͤrig zum Prieſter weyhen laſſen, und in Amſter-
dam bey uns einzutreffen befohlen, welchem
allen er denn auch aufs genauſte nachgekommen
war.
Jndem aber nunmehro faſt alles, was der Ca-
pitain entworffen, in behoͤrige Ordnung gebracht
war, wandte derſelbe die 2. letztern Tage weiter
ſonderlich zu nichts an, als ſeinen guten Freunden
die Abſchieds-Viſiten zu geben, worbey Herr
Schmeltzer und ich ihn mehrentheils begleiteten,
am 27ten Jun. 1725. aber, verlieſſen wir unter dem
ſtaͤrckſten Vertrauen auf den Beyſtand des All-
maͤchtigen/ die Weltberuͤhmte Stadt Amſterdam,
und kamen den 30. dito auf dem Texel an, allwo
wir 14. Tage verweileten, den 15. Jul. unter Be-
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gen, und von einem favorablen Winde nach Wun-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/39>, abgerufen am 23.11.2024.
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