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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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schicht um so viel desto mehr Verwunderung und
Bestürtzung zeigte.

Wir hatten dem redlichen Beamten versprochen,
seiner daselbst zu erwarten, und dieser stellete sich am
3ten Tage bey uns ein, brachte vor Schimmern und
mich 200. spec. Ducaten zum Geschencke mit, in-
gleichen ein gantz Stück Scharlach nebst allem Zu-
behör der [Kl]eidungen, die uns zwey Schneiders aus
der Stadt in der Pfarr-Wohnung sogleich verferti-
gen musten. Mittlerweile protocollirte er unsere
nochmahlige Aussage wegen dieser Begebenheit,
hielt darauff sein Verlöbniß mit des Priesters Toch-
ter, welches Freuden-Fest wir beyderseits abwarten
musten, nachhero aber, da sich Schimmer ein gutes
Pferd erkaufft, und unsere übrige Equippage völlig
gut eingerichtet war, nahmen wir von dem guther-
tzigen Priester und den Seinigen danckbarlich Ab-
schied, liessen uns von 6. Handsesten, wohlbewaff-
neten und gut berittenen Bauern zurück durch den
Thüringer Wald begleiten, und setzten nachhero un-
sere Reise ohne fernern Anstoß auf Detmold fort,
allwo wir von Schimmers Mutter, die ihren Mann
nur etwa vor 6. oder 8. Wochen durch den Tod ein-
gebüsset hatte, hertzlich wol empfangen wurden.

Hieselbst theileten wir die, auf unserer Reise
wunderbar erworbenen Gelder, ehrlich mit einan-
der, und lebten über ein Jahr als getreue Brüder
zusammen, binnen welcher Zeit ich dermassen gut
Teutsch lernete, daß fast meine Mutter-Sprache
darüber vergaß, wie ich mich denn auch in solcher
Zeit zur Evangelisch-Lutherischen Religion wand-

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ſchicht um ſo viel deſto mehr Verwunderung und
Beſtuͤrtzung zeigte.

Wir hatten dem redlichen Beamten verſprochen,
ſeiner daſelbſt zu erwarten, und dieſer ſtellete ſich am
3ten Tage bey uns ein, brachte vor Schimmern und
mich 200. ſpec. Ducaten zum Geſchencke mit, in-
gleichen ein gantz Stuͤck Scharlach nebſt allem Zu-
behoͤr der [Kl]eidungen, die uns zwey Schneiders aus
der Stadt in der Pfarr-Wohnung ſogleich verferti-
gen muſten. Mittlerweile protocollirte er unſere
nochmahlige Ausſage wegen dieſer Begebenheit,
hielt darauff ſein Verloͤbniß mit des Prieſters Toch-
ter, welches Freuden-Feſt wir beyderſeits abwarten
muſten, nachhero aber, da ſich Schimmer ein gutes
Pferd erkaufft, und unſere uͤbrige Equippage voͤllig
gut eingerichtet war, nahmen wir von dem guther-
tzigen Prieſter und den Seinigen danckbarlich Ab-
ſchied, lieſſen uns von 6. Handſeſten, wohlbewaff-
neten und gut berittenen Bauern zuruͤck durch den
Thuͤringer Wald begleiten, und ſetzten nachhero un-
ſere Reiſe ohne fernern Anſtoß auf Detmold fort,
allwo wir von Schimmers Mutter, die ihren Mann
nur etwa vor 6. oder 8. Wochen durch den Tod ein-
gebuͤſſet hatte, hertzlich wol empfangen wurden.

Hieſelbſt theileten wir die, auf unſerer Reiſe
wunderbar erworbenen Gelder, ehrlich mit einan-
der, und lebten uͤber ein Jahr als getreue Bruͤder
zuſammen, binnen welcher Zeit ich dermaſſen gut
Teutſch lernete, daß faſt meine Mutter-Sprache
daruͤber vergaß, wie ich mich denn auch in ſolcher
Zeit zur Evangeliſch-Lutheriſchen Religion wand-

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[363/0377] ſchicht um ſo viel deſto mehr Verwunderung und Beſtuͤrtzung zeigte. Wir hatten dem redlichen Beamten verſprochen, ſeiner daſelbſt zu erwarten, und dieſer ſtellete ſich am 3ten Tage bey uns ein, brachte vor Schimmern und mich 200. ſpec. Ducaten zum Geſchencke mit, in- gleichen ein gantz Stuͤck Scharlach nebſt allem Zu- behoͤr der Kleidungen, die uns zwey Schneiders aus der Stadt in der Pfarr-Wohnung ſogleich verferti- gen muſten. Mittlerweile protocollirte er unſere nochmahlige Ausſage wegen dieſer Begebenheit, hielt darauff ſein Verloͤbniß mit des Prieſters Toch- ter, welches Freuden-Feſt wir beyderſeits abwarten muſten, nachhero aber, da ſich Schimmer ein gutes Pferd erkaufft, und unſere uͤbrige Equippage voͤllig gut eingerichtet war, nahmen wir von dem guther- tzigen Prieſter und den Seinigen danckbarlich Ab- ſchied, lieſſen uns von 6. Handſeſten, wohlbewaff- neten und gut berittenen Bauern zuruͤck durch den Thuͤringer Wald begleiten, und ſetzten nachhero un- ſere Reiſe ohne fernern Anſtoß auf Detmold fort, allwo wir von Schimmers Mutter, die ihren Mann nur etwa vor 6. oder 8. Wochen durch den Tod ein- gebuͤſſet hatte, hertzlich wol empfangen wurden. Hieſelbſt theileten wir die, auf unſerer Reiſe wunderbar erworbenen Gelder, ehrlich mit einan- der, und lebten uͤber ein Jahr als getreue Bruͤder zuſammen, binnen welcher Zeit ich dermaſſen gut Teutſch lernete, daß faſt meine Mutter-Sprache daruͤber vergaß, wie ich mich denn auch in ſolcher Zeit zur Evangeliſch-Lutheriſchen Religion wand- te,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/377>, abgerufen am 22.11.2024.