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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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nem niederliegen, machten die drey ansehnlichen
Manns-Personen, welches in der That Spitzbuben
waren, einen Anschlag auf mein Leben, hätten mich
auch mit leichter Mühe ermorden können, wenn
nicht der ehrliche neben mir liegende Studiosus, wel-
ches der nunmehro seelige Simon Heinrich Schim-
mer
war, im verstellten Schlaffe alles angehöret,
und mich errettet hätte.

Die Mörder nehmen vorhero einen kurtzen Ab-
tritt aus der Stube, derowegen wendet Schimmer
allen Fleiß an, mich zu ermuntern, da aber solches
unmöglich ist, nimmt er meine zum Häupten lie-
genden Pistolen und Degen unter seinen Rock, wel-
cher ihm zur Decke dienete, vermerckt aber bald, daß
alle drey wieder zurück kommen, und daß einer mit
einem grossen Messer in der Hand, mir die Kehle
abzuschneiden, Mine macht.

Es haben sich kaum ihrer zwey auf die Knie ge-
setzt, einer nehmlich, mir den tödtlichen Schnitt zu ge-
ben, der anderorber Schimmers Bewegung in acht
zu nehmen, als dieser letztere plötzlich ausspringet,
und fast in einem tempo alle beyde zugleich darnieder
schiesset, weil er noch vor meinen niederliegen wahr-
genommen, daß ich die Pistolen ausgezogen und je-
de mit 2. Kugeln frisch geladen hatte. Jndem ich
durch diesen gedoppelten Knall plötzlich auffuhr, er-
blickte ich, daß der dritte Haupt-Spltz-Bube von
Schimmern mit dem Degen darnieder gestochen
wurde. Dem ohngeacht hatten sich noch 3. Man-
nes- und 4. Weibs-Personen vom Lager erhoben,
welche uns mit höltzernen Gewehren darnieder zu
schlagen vermeyneten, allein da ich unter Schim-

mers

nem niederliegen, machten die drey anſehnlichen
Manns-Perſonen, welches in der That Spitzbuben
waren, einen Anſchlag auf mein Leben, haͤtten mich
auch mit leichter Muͤhe ermorden koͤnnen, wenn
nicht der ehrliche neben mir liegende Studioſus, wel-
ches der nunmehro ſeelige Simon Heinrich Schim-
mer
war, im verſtellten Schlaffe alles angehoͤret,
und mich errettet haͤtte.

Die Moͤrder nehmen vorhero einen kurtzen Ab-
tritt aus der Stube, derowegen wendet Schimmer
allen Fleiß an, mich zu ermuntern, da aber ſolches
unmoͤglich iſt, nimmt er meine zum Haͤupten lie-
genden Piſtolen und Degen unter ſeinen Rock, wel-
cher ihm zur Decke dienete, vermerckt aber bald, daß
alle drey wieder zuruͤck kommen, und daß einer mit
einem groſſen Meſſer in der Hand, mir die Kehle
abzuſchneiden, Mine macht.

Es haben ſich kaum ihrer zwey auf die Knie ge-
ſetzt, einer nehmlich, mir den toͤdtlichen Schnitt zu ge-
ben, der anderorber Schimmers Bewegung in acht
zu nehmen, als dieſer letztere ploͤtzlich auſſpringet,
uñ faſt in einem tempo alle beyde zugleich darnieder
ſchieſſet, weil er noch vor meinen niederliegen wahr-
genommen, daß ich die Piſtolen ausgezogen und je-
de mit 2. Kugeln friſch geladen hatte. Jndem ich
durch dieſen gedoppelten Knall ploͤtzlich auffuhr, er-
blickte ich, daß der dritte Haupt-Spltz-Bube von
Schimmern mit dem Degen darnieder geſtochen
wurde. Dem ohngeacht hatten ſich noch 3. Man-
nes- und 4. Weibs-Perſonen vom Lager erhoben,
welche uns mit hoͤltzernen Gewehren darnieder zu
ſchlagen vermeyneten, allein da ich unter Schim-

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[352/0366] nem niederliegen, machten die drey anſehnlichen Manns-Perſonen, welches in der That Spitzbuben waren, einen Anſchlag auf mein Leben, haͤtten mich auch mit leichter Muͤhe ermorden koͤnnen, wenn nicht der ehrliche neben mir liegende Studioſus, wel- ches der nunmehro ſeelige Simon Heinrich Schim- mer war, im verſtellten Schlaffe alles angehoͤret, und mich errettet haͤtte. Die Moͤrder nehmen vorhero einen kurtzen Ab- tritt aus der Stube, derowegen wendet Schimmer allen Fleiß an, mich zu ermuntern, da aber ſolches unmoͤglich iſt, nimmt er meine zum Haͤupten lie- genden Piſtolen und Degen unter ſeinen Rock, wel- cher ihm zur Decke dienete, vermerckt aber bald, daß alle drey wieder zuruͤck kommen, und daß einer mit einem groſſen Meſſer in der Hand, mir die Kehle abzuſchneiden, Mine macht. Es haben ſich kaum ihrer zwey auf die Knie ge- ſetzt, einer nehmlich, mir den toͤdtlichen Schnitt zu ge- ben, der anderorber Schimmers Bewegung in acht zu nehmen, als dieſer letztere ploͤtzlich auſſpringet, uñ faſt in einem tempo alle beyde zugleich darnieder ſchieſſet, weil er noch vor meinen niederliegen wahr- genommen, daß ich die Piſtolen ausgezogen und je- de mit 2. Kugeln friſch geladen hatte. Jndem ich durch dieſen gedoppelten Knall ploͤtzlich auffuhr, er- blickte ich, daß der dritte Haupt-Spltz-Bube von Schimmern mit dem Degen darnieder geſtochen wurde. Dem ohngeacht hatten ſich noch 3. Man- nes- und 4. Weibs-Perſonen vom Lager erhoben, welche uns mit hoͤltzernen Gewehren darnieder zu ſchlagen vermeyneten, allein da ich unter Schim- mers

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/366>, abgerufen am 22.11.2024.