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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Schiffs-Lust nicht erscheinen, und folglich in unserer
Entsührung keine Verhinderung machen könne.

Bey solchen unerhörten schändlichen Umstän-
den sahen wir also vollkommen, daß vor uns keine
Hoffnung übrig war diesem Unglücke zu entgehen,
derowegen ergaben wir uns fast gäntzlich der Ver-
zweiffelung, und wolten uns in der ersten Wuth
mit den Brodt-Messern selbst ermorden, doch dem
Himmel sey Danck, daß unsere liebste und getreuste
Sabina damahls weit mehr Verstand als wir besaß,
unsere Seelen aus des Satans Klauen zu erretten.
Sie wird sich annoch sehr wol erinnern können, was
sie vor Arbeit und Mühe mit uns beyden unglück-
lichen Schwestern gehabt, und wie sie endlich, da
nichts verfangen wolte, in folche Heldenmüthige
Worte ausbrach: Fasset ein Hertze, meine gebie-
thenden Jungfrauen! Lasset uns abwarten, wer sich
unterstehen will uns zu schänden, und solche Teus-
sels erstlich ermorden, hernach wollen wir uns der
Barmhertzigkeit des Himmels überlassen, die es
vielleicht besser fügen wird als wir vermeynen.

Kaum hatte sie diese tapffern Worte ausge-
sprochen, so wurde ein grosser Lermen im Schiffe,
und Sabina zohe Nachricht ein, daß ein See-Räu-
ber uns verfolgte, auch vielleicht bald Feuer geben
würde. Wir wünschten, daß es ein Frantzose oder
Engelländer sey, der immerhin unser Schiff ero-
bern, und alle Verräther todt schlagen möchte, so
hätten wir doch ehe Hoffnung gegen Versprechung
einer starcken Ranzion, von ihm Ehre und Frey-
heit zu erhalten. Allein weil der Wind unsern Ver-
räthern günstiger, ausserdem auch unser Schiff sehr

wol
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Schiffs-Luſt nicht erſcheinen, und folglich in unſerer
Entſuͤhrung keine Verhinderung machen koͤnne.

Bey ſolchen unerhoͤrten ſchaͤndlichen Umſtaͤn-
den ſahen wir alſo vollkommen, daß vor uns keine
Hoffnung uͤbrig war dieſem Ungluͤcke zu entgehen,
derowegen ergaben wir uns faſt gaͤntzlich der Ver-
zweiffelung, und wolten uns in der erſten Wuth
mit den Brodt-Meſſern ſelbſt ermorden, doch dem
Himmel ſey Danck, daß unſere liebſte und getreuſte
Sabina damahls weit mehr Verſtand als wir beſaß,
unſere Seelen aus des Satans Klauen zu erretten.
Sie wird ſich annoch ſehr wol erinnern koͤnnen, was
ſie vor Arbeit und Muͤhe mit uns beyden ungluͤck-
lichen Schweſtern gehabt, und wie ſie endlich, da
nichts verfangen wolte, in folche Heldenmuͤthige
Worte ausbrach: Faſſet ein Hertze, meine gebie-
thenden Jungfrauen! Laſſet uns abwarten, wer ſich
unterſtehen will uns zu ſchaͤnden, und ſolche Teuſ-
ſels erſtlich ermorden, hernach wollen wir uns der
Barmhertzigkeit des Himmels uͤberlaſſen, die es
vielleicht beſſer fuͤgen wird als wir vermeynen.

Kaum hatte ſie dieſe tapffern Worte ausge-
ſprochen, ſo wurde ein groſſer Lermen im Schiffe,
und Sabina zohe Nachricht ein, daß ein See-Raͤu-
ber uns verfolgte, auch vielleicht bald Feuer geben
wuͤrde. Wir wuͤnſchten, daß es ein Frantzoſe oder
Engellaͤnder ſey, der immerhin unſer Schiff ero-
bern, und alle Verraͤther todt ſchlagen moͤchte, ſo
haͤtten wir doch ehe Hoffnung gegen Verſprechung
einer ſtarcken Ranzion, von ihm Ehre und Frey-
heit zu erhalten. Allein weil der Wind unſern Ver-
raͤthern guͤnſtiger, auſſerdem auch unſer Schiff ſehr

wol
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[325/0339] Schiffs-Luſt nicht erſcheinen, und folglich in unſerer Entſuͤhrung keine Verhinderung machen koͤnne. Bey ſolchen unerhoͤrten ſchaͤndlichen Umſtaͤn- den ſahen wir alſo vollkommen, daß vor uns keine Hoffnung uͤbrig war dieſem Ungluͤcke zu entgehen, derowegen ergaben wir uns faſt gaͤntzlich der Ver- zweiffelung, und wolten uns in der erſten Wuth mit den Brodt-Meſſern ſelbſt ermorden, doch dem Himmel ſey Danck, daß unſere liebſte und getreuſte Sabina damahls weit mehr Verſtand als wir beſaß, unſere Seelen aus des Satans Klauen zu erretten. Sie wird ſich annoch ſehr wol erinnern koͤnnen, was ſie vor Arbeit und Muͤhe mit uns beyden ungluͤck- lichen Schweſtern gehabt, und wie ſie endlich, da nichts verfangen wolte, in folche Heldenmuͤthige Worte ausbrach: Faſſet ein Hertze, meine gebie- thenden Jungfrauen! Laſſet uns abwarten, wer ſich unterſtehen will uns zu ſchaͤnden, und ſolche Teuſ- ſels erſtlich ermorden, hernach wollen wir uns der Barmhertzigkeit des Himmels uͤberlaſſen, die es vielleicht beſſer fuͤgen wird als wir vermeynen. Kaum hatte ſie dieſe tapffern Worte ausge- ſprochen, ſo wurde ein groſſer Lermen im Schiffe, und Sabina zohe Nachricht ein, daß ein See-Raͤu- ber uns verfolgte, auch vielleicht bald Feuer geben wuͤrde. Wir wuͤnſchten, daß es ein Frantzoſe oder Engellaͤnder ſey, der immerhin unſer Schiff ero- bern, und alle Verraͤther todt ſchlagen moͤchte, ſo haͤtten wir doch ehe Hoffnung gegen Verſprechung einer ſtarcken Ranzion, von ihm Ehre und Frey- heit zu erhalten. Allein weil der Wind unſern Ver- raͤthern guͤnſtiger, auſſerdem auch unſer Schiff ſehr wol X 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/339>, abgerufen am 24.11.2024.