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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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mit ihrer sauern Hand-Arbeit kaum so viel vor sich
bringen, daß sie sich nach Vergnügen ersättigen kön-
nen. Die wenigsten Reichen wollen den Armen von
ihrem Uberflusse etwas ansehnliches mittheilen, weil
sie sich befürchten, dadurch selbst in Armuth zu gera-
then, und wir Einwohner dieses Paradieses wolten
gerne unser[n] Nächsten alles, was wir haben, mit
geniessen lassen, so muß es uns aber nur an Leuten
fehlen, die etwas von uns verlangen. Allein, mein
werthester Julius, suhr er fort, stehet es zu verant-
worten, daß wir alhier auf der faulen Banck liegen,
und uns eine kleine Mühe und Gefahr abschrecken
lassen, zum wenigsten noch so viel Menschen beyder-
ley Geschlechts hieher zu verschaffeu, als zur Behey-
rathung eurer Kinder von nöthen seyn, welche ihren
mannbaren Alter entgegen gehen, und ohne grosse
Sünde und Schande einander nicht selbst eheligen
können? Auf derowegen! Lasset uns den behertzten
Entschluß fassen, ein Schiff zu bauen, und unter star-
cken Vertrauen zu göttlichem Beystand an das
nächst-gelegenste Land oder Jnsul anfahren, wo sich
Christen aufhalten, um vor eure Kinder Männer
und Weiber daselbst auszusuchen. Meine Gedan-
cken sind auf die Jnsul S. Helena gerichtet, allwo
sich Portugiesen niedergelassen haben, und wenn ich
nebst der Land-und See-Charte, die ich bey euch
gesehen, alle andern Umstände in Betrachtung zie-
he, so versichert mich ein geheinier Trieb, daß felbige
Jnsul unsern Wunsch nicht allein erfüllen, sondern
auch nicht allzuweit von hier entlegen seyn kan.

Meine Hauß-Frau und ich stutzten ziemlich über

des

mit ihrer ſauern Hand-Arbeit kaum ſo viel vor ſich
bringen, daß ſie ſich nach Vergnuͤgen erſaͤttigen koͤn-
nen. Die wenigſten Reichen wollen den Armen von
ihrem Uberfluſſe etwas anſehnliches mittheilen, weil
ſie ſich befuͤrchten, dadurch ſelbſt in Armuth zu gera-
then, und wir Einwohner dieſes Paradieſes wolten
gerne unſer[n] Naͤchſten alles, was wir haben, mit
genieſſen laſſen, ſo muß es uns aber nur an Leuten
fehlen, die etwas von uns verlangen. Allein, mein
wertheſter Julius, ſuhr er fort, ſtehet es zu verant-
worten, daß wir alhier auf der faulen Banck liegen,
und uns eine kleine Muͤhe und Gefahr abſchrecken
laſſen, zum wenigſten noch ſo viel Menſchen beyder-
ley Geſchlechts hieher zu verſchaffeu, als zur Behey-
rathung eurer Kinder von noͤthen ſeyn, welche ihren
mannbaren Alter entgegen gehen, und ohne groſſe
Suͤnde und Schande einander nicht ſelbſt eheligen
koͤnnen? Auf derowegen! Laſſet uns den behertzten
Entſchluß faſſen, ein Schiff zu bauen, und unter ſtar-
cken Vertrauen zu goͤttlichem Beyſtand an das
naͤchſt-gelegenſte Land oder Jnſul anfahren, wo ſich
Chriſten aufhalten, um vor eure Kinder Maͤnner
und Weiber daſelbſt auszuſuchen. Meine Gedan-
cken ſind auf die Jnſul S. Helena gerichtet, allwo
ſich Portugieſen niedergelaſſen haben, und wenn ich
nebſt der Land-und See-Charte, die ich bey euch
geſehen, alle andern Umſtaͤnde in Betrachtung zie-
he, ſo verſichert mich ein geheinier Trieb, daß felbige
Jnſul unſern Wunſch nicht allein erfuͤllen, ſondern
auch nicht allzuweit von hier entlegen ſeyn kan.

Meine Hauß-Frau und ich ſtutzten ziemlich uͤber

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[300/0314] mit ihrer ſauern Hand-Arbeit kaum ſo viel vor ſich bringen, daß ſie ſich nach Vergnuͤgen erſaͤttigen koͤn- nen. Die wenigſten Reichen wollen den Armen von ihrem Uberfluſſe etwas anſehnliches mittheilen, weil ſie ſich befuͤrchten, dadurch ſelbſt in Armuth zu gera- then, und wir Einwohner dieſes Paradieſes wolten gerne unſern Naͤchſten alles, was wir haben, mit genieſſen laſſen, ſo muß es uns aber nur an Leuten fehlen, die etwas von uns verlangen. Allein, mein wertheſter Julius, ſuhr er fort, ſtehet es zu verant- worten, daß wir alhier auf der faulen Banck liegen, und uns eine kleine Muͤhe und Gefahr abſchrecken laſſen, zum wenigſten noch ſo viel Menſchen beyder- ley Geſchlechts hieher zu verſchaffeu, als zur Behey- rathung eurer Kinder von noͤthen ſeyn, welche ihren mannbaren Alter entgegen gehen, und ohne groſſe Suͤnde und Schande einander nicht ſelbſt eheligen koͤnnen? Auf derowegen! Laſſet uns den behertzten Entſchluß faſſen, ein Schiff zu bauen, und unter ſtar- cken Vertrauen zu goͤttlichem Beyſtand an das naͤchſt-gelegenſte Land oder Jnſul anfahren, wo ſich Chriſten aufhalten, um vor eure Kinder Maͤnner und Weiber daſelbſt auszuſuchen. Meine Gedan- cken ſind auf die Jnſul S. Helena gerichtet, allwo ſich Portugieſen niedergelaſſen haben, und wenn ich nebſt der Land-und See-Charte, die ich bey euch geſehen, alle andern Umſtaͤnde in Betrachtung zie- he, ſo verſichert mich ein geheinier Trieb, daß felbige Jnſul unſern Wunſch nicht allein erfuͤllen, ſondern auch nicht allzuweit von hier entlegen ſeyn kan. Meine Hauß-Frau und ich ſtutzten ziemlich uͤber des

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/314>, abgerufen am 24.11.2024.