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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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reten, und setzte hinzu: Daß dieses schöne Tugend-
Bild, nemlich seine zukünfftige Ehe-Liebste, Reitzun-
gen im Uberflusse besässe, alle Sehnsucht nach andern
Ländern, Menschen und Schätzen zu vertreiben.
Hierauf wurde das Verlöbniß gehalten, worbey
wir alle vor Freuden weineten, absonderlich der alte
Amias, welcher hoch betheurete: Daß wir bey un-
serm Schwieger-Sohne das allerredlichste Gemü-
the auf der gantzen Welt angetroffen hätten, welches
sich denn auch, GOtt sey Danck, nachhero in allen
Fällen also eräusert hat.

Nun beklage ich, sagte der alte Amias, daß von
meinen Lebens-Jahren nicht etwa 30. oder wenig-
stens 20. können abgekaufft werden, um auch das
Glück zu haben, euer Schwieger-Sohn zu seyn, je-
doch weil dieser Wunsch vergeblich ist und ich ein-
mahl veraltet bin, so will nur GOtt bitten, daß er
mich zum Werckzeuge gebrauchen möge: Vor eure
übrigen Kinder Ehegatten anhero zu schaffen. Jch
habe, verfolgteer, keine thörichten Einfällt hierzu,
will also nur GOtt und etwas Zeit zu Hülffe neh-
men.

Folgende Tage wurde demnach alles zu dem ab-
geredeten Beylager veranstaltet, und am 14. Mart.
1664. solches ordentlich vollzogen, als welchem Ta-
ge ich als Vater und Priester, das verlobte Paar
zusammen gab. Jhre Ehe ist so vergnügt und glück-
lich, als fruchtbar gewesen, indem sie in folgenden
Jahren 14. Kinder, als nemlich 5. Söhne und 9.
Töchter mit einander gezeuget haben, welches mir
und meiner lieben Hauß-Frau zum stetigen Troste
und Lust gereichte, zumal da unser Schwieger-Sohn

aus

reten, und ſetzte hinzu: Daß dieſes ſchoͤne Tugend-
Bild, nemlich ſeine zukuͤnfftige Ehe-Liebſte, Reitzun-
gen im Uberfluſſe beſaͤſſe, alle Sehnſucht nach andern
Laͤndern, Menſchen und Schaͤtzen zu vertreiben.
Hierauf wurde das Verloͤbniß gehalten, worbey
wir alle vor Freuden weineten, abſonderlich der alte
Amias, welcher hoch betheurete: Daß wir bey un-
ſerm Schwieger-Sohne das allerredlichſte Gemuͤ-
the auf der gantzen Welt angetroffen haͤtten, welches
ſich denn auch, GOtt ſey Danck, nachhero in allen
Faͤllen alſo eraͤuſert hat.

Nun beklage ich, ſagte der alte Amias, daß von
meinen Lebens-Jahren nicht etwa 30. oder wenig-
ſtens 20. koͤnnen abgekaufft werden, um auch das
Gluͤck zu haben, euer Schwieger-Sohn zu ſeyn, je-
doch weil dieſer Wunſch vergeblich iſt und ich ein-
mahl veraltet bin, ſo will nur GOtt bitten, daß er
mich zum Werckzeuge gebrauchen moͤge: Vor eure
uͤbrigen Kinder Ehegatten anhero zu ſchaffen. Jch
habe, verfolgteer, keine thoͤrichten Einfaͤllt hierzu,
will alſo nur GOtt und etwas Zeit zu Huͤlffe neh-
men.

Folgende Tage wurde demnach alles zu dem ab-
geredeten Beylager veranſtaltet, und am 14. Mart.
1664. ſolches ordentlich vollzogen, als welchem Ta-
ge ich als Vater und Prieſter, das verlobte Paar
zuſammen gab. Jhre Ehe iſt ſo vergnuͤgt und gluͤck-
lich, als fruchtbar geweſen, indem ſie in folgenden
Jahren 14. Kinder, als nemlich 5. Soͤhne und 9.
Toͤchter mit einander gezeuget haben, welches mir
und meiner lieben Hauß-Frau zum ſtetigen Troſte
und Luſt gereichte, zumal da unſer Schwieger-Sohn

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[298/0312] reten, und ſetzte hinzu: Daß dieſes ſchoͤne Tugend- Bild, nemlich ſeine zukuͤnfftige Ehe-Liebſte, Reitzun- gen im Uberfluſſe beſaͤſſe, alle Sehnſucht nach andern Laͤndern, Menſchen und Schaͤtzen zu vertreiben. Hierauf wurde das Verloͤbniß gehalten, worbey wir alle vor Freuden weineten, abſonderlich der alte Amias, welcher hoch betheurete: Daß wir bey un- ſerm Schwieger-Sohne das allerredlichſte Gemuͤ- the auf der gantzen Welt angetroffen haͤtten, welches ſich denn auch, GOtt ſey Danck, nachhero in allen Faͤllen alſo eraͤuſert hat. Nun beklage ich, ſagte der alte Amias, daß von meinen Lebens-Jahren nicht etwa 30. oder wenig- ſtens 20. koͤnnen abgekaufft werden, um auch das Gluͤck zu haben, euer Schwieger-Sohn zu ſeyn, je- doch weil dieſer Wunſch vergeblich iſt und ich ein- mahl veraltet bin, ſo will nur GOtt bitten, daß er mich zum Werckzeuge gebrauchen moͤge: Vor eure uͤbrigen Kinder Ehegatten anhero zu ſchaffen. Jch habe, verfolgteer, keine thoͤrichten Einfaͤllt hierzu, will alſo nur GOtt und etwas Zeit zu Huͤlffe neh- men. Folgende Tage wurde demnach alles zu dem ab- geredeten Beylager veranſtaltet, und am 14. Mart. 1664. ſolches ordentlich vollzogen, als welchem Ta- ge ich als Vater und Prieſter, das verlobte Paar zuſammen gab. Jhre Ehe iſt ſo vergnuͤgt und gluͤck- lich, als fruchtbar geweſen, indem ſie in folgenden Jahren 14. Kinder, als nemlich 5. Soͤhne und 9. Toͤchter mit einander gezeuget haben, welches mir und meiner lieben Hauß-Frau zum ſtetigen Troſte und Luſt gereichte, zumal da unſer Schwieger-Sohn aus

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/312>, abgerufen am 24.11.2024.