mir theils unmöglich, theils unnützlich und allzu langweilig vor, wenn ich alle Kleinigkeiten, die nicht besonders merckwürdig sind, vorbringen wol- te, derowegen will die Weitläufftigkeiten und das- jenige, wovon ihr euch ohnedem schon eine zu- längliche Vorstellung machen könnet, vermeiden, mit Beyhülffe dieses meines Zeit-Buchs aber nur die denckwürdigsten Begebenheiten nachfolgender Tage und Jahre biß auf diese Zeit erzehlen.
Demnach kam uns sehr seltsam vor, daß zu Ende des Monats Junii 1649. auf unserer Jnsel ein ziemlich kalter Winter einfiel, indem wir da- mahls binnen 3. Jahren das erste Eis und Schnee- Flocken, auch eine ziemlich kalte Lufft verspüreten, doch da ich noch im Begriff war, unsere Wohnung gegen dieses Ungemach besser, als sonsten, zu ver- wahren, wurde es schon wieder gelinde Wetter, und dieser harte Winter hatte in allen kaum 16. oder 17. Tage gedauret.
Jm Jahr 1650. den 16. Mart. beschenckte uns der Himmel wiederum mit einer jungen Tochter, welche in der heil. Tauffe den Nahmen Maria be- kam, und in folgenden 1651. Jahre wurden wir abermahls am 14. Dec. mit einem jungen Sohne erfreuet, welcher den Nahmen Johannes empfieng. Dieses Jahr war wegen ungemeiner Hitze sehr un- fruchtbar an Geträyde und andern Früchten, gab aber einen vortrefflichen Wein-Seegen, und weil von vorigen Jahren noch starcker Geträyde-Vor- rath vorhanden, wusten wir dennoch von keinen Mangel zu sagen.
Das 1652te Jahr schenckte einen desto reichli-
chern
mir theils unmoͤglich, theils unnuͤtzlich und allzu langweilig vor, wenn ich alle Kleinigkeiten, die nicht beſonders merckwuͤrdig ſind, vorbringen wol- te, derowegen will die Weitlaͤufftigkeiten und das- jenige, wovon ihr euch ohnedem ſchon eine zu- laͤngliche Vorſtellung machen koͤnnet, vermeiden, mit Beyhuͤlffe dieſes meines Zeit-Buchs aber nur die denckwuͤrdigſten Begebenheiten nachfolgender Tage und Jahre biß auf dieſe Zeit erzehlen.
Demnach kam uns ſehr ſeltſam vor, daß zu Ende des Monats Junii 1649. auf unſerer Jnſel ein ziemlich kalter Winter einfiel, indem wir da- mahls binnen 3. Jahren das erſte Eis und Schnee- Flocken, auch eine ziemlich kalte Lufft verſpuͤreten, doch da ich noch im Begriff war, unſere Wohnung gegen dieſes Ungemach beſſer, als ſonſten, zu ver- wahren, wurde es ſchon wieder gelinde Wetter, und dieſer harte Winter hatte in allen kaum 16. oder 17. Tage gedauret.
Jm Jahr 1650. den 16. Mart. beſchenckte uns der Himmel wiederum mit einer jungen Tochter, welche in der heil. Tauffe den Nahmen Maria be- kam, und in folgenden 1651. Jahre wurden wir abermahls am 14. Dec. mit einem jungen Sohne erfreuet, welcher den Nahmen Johannes empfieng. Dieſes Jahr war wegen ungemeiner Hitze ſehr un- fruchtbar an Getraͤyde und andern Fruͤchten, gab aber einen vortrefflichen Wein-Seegen, und weil von vorigen Jahren noch ſtarcker Getraͤyde-Vor- rath vorhanden, wuſten wir dennoch von keinen Mangel zu ſagen.
Das 1652te Jahr ſchenckte einen deſto reichli-
chern
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mir theils unmoͤglich, theils unnuͤtzlich und allzu
langweilig vor, wenn ich alle Kleinigkeiten, die
nicht beſonders merckwuͤrdig ſind, vorbringen wol-
te, derowegen will die Weitlaͤufftigkeiten und das-
jenige, wovon ihr euch ohnedem ſchon eine zu-
laͤngliche Vorſtellung machen koͤnnet, vermeiden,
mit Beyhuͤlffe dieſes meines Zeit-Buchs aber nur
die denckwuͤrdigſten Begebenheiten nachfolgender
Tage und Jahre biß auf dieſe Zeit erzehlen.
Demnach kam uns ſehr ſeltſam vor, daß zu
Ende des Monats Junii 1649. auf unſerer Jnſel
ein ziemlich kalter Winter einfiel, indem wir da-
mahls binnen 3. Jahren das erſte Eis und Schnee-
Flocken, auch eine ziemlich kalte Lufft verſpuͤreten,
doch da ich noch im Begriff war, unſere Wohnung
gegen dieſes Ungemach beſſer, als ſonſten, zu ver-
wahren, wurde es ſchon wieder gelinde Wetter,
und dieſer harte Winter hatte in allen kaum 16.
oder 17. Tage gedauret.
Jm Jahr 1650. den 16. Mart. beſchenckte uns
der Himmel wiederum mit einer jungen Tochter,
welche in der heil. Tauffe den Nahmen Maria be-
kam, und in folgenden 1651. Jahre wurden wir
abermahls am 14. Dec. mit einem jungen Sohne
erfreuet, welcher den Nahmen Johannes empfieng.
Dieſes Jahr war wegen ungemeiner Hitze ſehr un-
fruchtbar an Getraͤyde und andern Fruͤchten, gab
aber einen vortrefflichen Wein-Seegen, und weil
von vorigen Jahren noch ſtarcker Getraͤyde-Vor-
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Das 1652te Jahr ſchenckte einen deſto reichli-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/296>, abgerufen am 24.11.2024.
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