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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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hatten, sondern in vergnügter Ruhe beysammen
leben konten.

Unser Zeitvertreib war in Winter der aller-
vergnügteste von der Welt, denn wenn wir unsers
Leibes mit den besten Speisen und Geträncke
wohl gepflegt, und nach Belieben ein und andere
leichte Arbeit getrieben hatten, konten wir zu weilen
etliche Stunden einander in die Arme schliessen,
und mit untermengten Küssen allerhand artige Ge-
schichteierzehlen, worüber denn ein jedes seine be-
sondere Meinung eröffnete, so, daß es öffters/ zu
einem starcken Wort-Streite kam, allein, wir
vertrugen uns letztlich immer in der Güte, zumah-
len wenn die Sachen ins geheime Kammer-Gerichte
gespielet wurden.

Jm Frühlinge, nehmlich am 19. Octobr. des
Jahres unserer Verehligung, wurde so wohl ich
als meine allerliebste Ehe-Gattin nach ausgestan-
denen 4. stündigen ängstlichen Sorgen mit inni-
glichen Vergnügen überschüttet, indem sie eben in
der Mittags-Stunde ein paar kurtz auf einander
folgende Zwillings-Söhne zur Welt brachte.
Sie und ich hatten uns zeithero, so viel als er-
dencklich, darauf geschickt gemacht, derowegen
befand sich, unter Göttlichen Beystande, meine
zarte Schöne bey dieser gedoppelten Kinder-Noth
dennoch weit stärcker und kräfftiger als das erste
mahl. Jch gab meinen hertzlich geliebten Söhnen
gleich in der ersten Stunde die heil. Tauffe, und
nennete den ersten nach mir, Albertus, den an-
dern aber nach meinem seel. Vater, Stephanus,
that anbey alles, was einem getreuen Vater und

Ehe-

hatten, ſondern in vergnuͤgter Ruhe beyſammen
leben konten.

Unſer Zeitvertreib war in Winter der aller-
vergnuͤgteſte von der Welt, denn wenn wir unſers
Leibes mit den beſten Speiſen und Getraͤncke
wohl gepflegt, und nach Belieben ein und andere
leichte Arbeit getrieben hatten, konten wir zu weilen
etliche Stunden einander in die Arme ſchlieſſen,
und mit untermengten Kuͤſſen allerhand artige Ge-
ſchichteierzehlen, woruͤber denn ein jedes ſeine be-
ſondere Meinung eroͤffnete, ſo, daß es oͤffters/ zu
einem ſtarcken Wort-Streite kam, allein, wir
vertrugen uns letztlich immer in der Guͤte, zumah-
len wenn die Sachen ins geheime Kammer-Gerichte
geſpielet wurden.

Jm Fruͤhlinge, nehmlich am 19. Octobr. des
Jahres unſerer Verehligung, wurde ſo wohl ich
als meine allerliebſte Ehe-Gattin nach ausgeſtan-
denen 4. ſtuͤndigen aͤngſtlichen Sorgen mit inni-
glichen Vergnuͤgen uͤberſchuͤttet, indem ſie eben in
der Mittags-Stunde ein paar kurtz auf einander
folgende Zwillings-Soͤhne zur Welt brachte.
Sie und ich hatten uns zeithero, ſo viel als er-
dencklich, darauf geſchickt gemacht, derowegen
befand ſich, unter Goͤttlichen Beyſtande, meine
zarte Schoͤne bey dieſer gedoppelten Kinder-Noth
dennoch weit ſtaͤrcker und kraͤfftiger als das erſte
mahl. Jch gab meinen hertzlich geliebten Soͤhnen
gleich in der erſten Stunde die heil. Tauffe, und
nennete den erſten nach mir, Albertus, den an-
dern aber nach meinem ſeel. Vater, Stephanus,
that anbey alles, was einem getreuen Vater und

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[271/0285] hatten, ſondern in vergnuͤgter Ruhe beyſammen leben konten. Unſer Zeitvertreib war in Winter der aller- vergnuͤgteſte von der Welt, denn wenn wir unſers Leibes mit den beſten Speiſen und Getraͤncke wohl gepflegt, und nach Belieben ein und andere leichte Arbeit getrieben hatten, konten wir zu weilen etliche Stunden einander in die Arme ſchlieſſen, und mit untermengten Kuͤſſen allerhand artige Ge- ſchichteierzehlen, woruͤber denn ein jedes ſeine be- ſondere Meinung eroͤffnete, ſo, daß es oͤffters/ zu einem ſtarcken Wort-Streite kam, allein, wir vertrugen uns letztlich immer in der Guͤte, zumah- len wenn die Sachen ins geheime Kammer-Gerichte geſpielet wurden. Jm Fruͤhlinge, nehmlich am 19. Octobr. des Jahres unſerer Verehligung, wurde ſo wohl ich als meine allerliebſte Ehe-Gattin nach ausgeſtan- denen 4. ſtuͤndigen aͤngſtlichen Sorgen mit inni- glichen Vergnuͤgen uͤberſchuͤttet, indem ſie eben in der Mittags-Stunde ein paar kurtz auf einander folgende Zwillings-Soͤhne zur Welt brachte. Sie und ich hatten uns zeithero, ſo viel als er- dencklich, darauf geſchickt gemacht, derowegen befand ſich, unter Goͤttlichen Beyſtande, meine zarte Schoͤne bey dieſer gedoppelten Kinder-Noth dennoch weit ſtaͤrcker und kraͤfftiger als das erſte mahl. Jch gab meinen hertzlich geliebten Soͤhnen gleich in der erſten Stunde die heil. Tauffe, und nennete den erſten nach mir, Albertus, den an- dern aber nach meinem ſeel. Vater, Stephanus, that anbey alles, was einem getreuen Vater und Ehe-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/285>, abgerufen am 24.11.2024.