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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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bärden zu mir: Mein allerliebster Ehe-Schatz, ich
habe heute mit Vergnügen wahr genommen, daß
ihr in vielen Stücken des jnngen Tobiä Sitten
nachgefolget seyd, derowegen halte vor löblich,
züchtig und andächtig, daß wir diesen jungen Ehe-
Leuten noch in dem Stücke nachahmen, und die 3.
ersten Nachte mit beten zubringen, ehe wir uns
ehelich zusammen halten. Jch glaube gantz ge-
wiß, daß GOTT unsern Ehestand um so viel desto
mehr segnen und beglückt machen wird.

Jhr redet, mein Engel, gab ich zur Antwort,
als eine vollkommen tugendhaffte, gottesfürchtige
und keusche Frau, und ich bin eurer Meinung voll-
kommen, derowegen geschehe' was euch und mir
gefällig ist. Solchergestalt sassen wir alle drey
Nachte beysammen, und vertrieben dieselben mit an-
dächtigen beten, singen und Bibel-lesen, schlief-
fen auch nur des Morgens einige Stunden, in der
vierdten Nacht aber opfferte ich meiner rechtmäßi-
gen Ehe-Liebste, die erste Krafft meiner Jugend,
und fand in ihren Liebes-vollen Umarmungen ein
solches entzückendes Vergnügen, dessen unvergleich-
liche Vollkommenheit ich mir vor der Zeit nimmer-
mehr vorstellen können.

Wenig Tage hierauf verspürete sie die Zeichen
ihrer Schwangerschafft, und die kleine Concordia
gewehnete sich von sich selbst, von der Brust gäntzlich
ab, zu andern Speisen und Geträncke. Mittler-
weile bescherete uns der Himmel eine abermahlige
und viel reichere Wein-Erndte als die vorige, denn
wir presseten über 500. Kannen Most aus, truckne-
ten biß 6. Scheffel Trauben auf, ohne was von

uns

baͤrden zu mir: Mein allerliebſter Ehe-Schatz, ich
habe heute mit Vergnuͤgen wahr genommen, daß
ihr in vielen Stuͤcken des jnngen Tobiaͤ Sitten
nachgefolget ſeyd, derowegen halte vor loͤblich,
zuͤchtig und andaͤchtig, daß wir dieſen jungen Ehe-
Leuten noch in dem Stuͤcke nachahmen, und die 3.
erſten Nachte mit beten zubringen, ehe wir uns
ehelich zuſammen halten. Jch glaube gantz ge-
wiß, daß GOTT unſern Eheſtand um ſo viel deſto
mehr ſegnen und begluͤckt machen wird.

Jhr redet, mein Engel, gab ich zur Antwort,
als eine vollkommen tugendhaffte, gottesfuͤrchtige
und keuſche Frau, und ich bin eurer Meinung voll-
kommen, derowegen geſchehe’ was euch und mir
gefaͤllig iſt. Solchergeſtalt ſaſſen wir alle drey
Nachte beyſam̃en, und vertrieben dieſelben mit an-
daͤchtigen beten, ſingen und Bibel-leſen, ſchlief-
fen auch nur des Morgens einige Stunden, in der
vierdten Nacht aber opfferte ich meiner rechtmaͤßi-
gen Ehe-Liebſte, die erſte Krafft meiner Jugend,
und fand in ihren Liebes-vollen Umarmungen ein
ſolches entzuͤckendes Vergnuͤgen, deſſen unvergleich-
liche Vollkommenheit ich mir vor der Zeit nimmer-
mehr vorſtellen koͤnnen.

Wenig Tage hierauf verſpuͤrete ſie die Zeichen
ihrer Schwangerſchafft, und die kleine Concordia
gewehnete ſich von ſich ſelbſt, von der Bruſt gaͤntzlich
ab, zu andern Speiſen und Getraͤncke. Mittler-
weile beſcherete uns der Himmel eine abermahlige
und viel reichere Wein-Erndte als die vorige, denn
wir preſſeten uͤber 500. Kannen Moſt aus, truckne-
ten biß 6. Scheffel Trauben auf, ohne was von

uns
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[268/0282] baͤrden zu mir: Mein allerliebſter Ehe-Schatz, ich habe heute mit Vergnuͤgen wahr genommen, daß ihr in vielen Stuͤcken des jnngen Tobiaͤ Sitten nachgefolget ſeyd, derowegen halte vor loͤblich, zuͤchtig und andaͤchtig, daß wir dieſen jungen Ehe- Leuten noch in dem Stuͤcke nachahmen, und die 3. erſten Nachte mit beten zubringen, ehe wir uns ehelich zuſammen halten. Jch glaube gantz ge- wiß, daß GOTT unſern Eheſtand um ſo viel deſto mehr ſegnen und begluͤckt machen wird. Jhr redet, mein Engel, gab ich zur Antwort, als eine vollkommen tugendhaffte, gottesfuͤrchtige und keuſche Frau, und ich bin eurer Meinung voll- kommen, derowegen geſchehe’ was euch und mir gefaͤllig iſt. Solchergeſtalt ſaſſen wir alle drey Nachte beyſam̃en, und vertrieben dieſelben mit an- daͤchtigen beten, ſingen und Bibel-leſen, ſchlief- fen auch nur des Morgens einige Stunden, in der vierdten Nacht aber opfferte ich meiner rechtmaͤßi- gen Ehe-Liebſte, die erſte Krafft meiner Jugend, und fand in ihren Liebes-vollen Umarmungen ein ſolches entzuͤckendes Vergnuͤgen, deſſen unvergleich- liche Vollkommenheit ich mir vor der Zeit nimmer- mehr vorſtellen koͤnnen. Wenig Tage hierauf verſpuͤrete ſie die Zeichen ihrer Schwangerſchafft, und die kleine Concordia gewehnete ſich von ſich ſelbſt, von der Bruſt gaͤntzlich ab, zu andern Speiſen und Getraͤncke. Mittler- weile beſcherete uns der Himmel eine abermahlige und viel reichere Wein-Erndte als die vorige, denn wir preſſeten uͤber 500. Kannen Moſt aus, truckne- ten biß 6. Scheffel Trauben auf, ohne was von uns

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/282>, abgerufen am 24.11.2024.