cordia und ich mit wunderwürdigen und unge- wöhnlichen Appetite einnahmen.
Jedoch, meine Freunde! sagte hier der Alt-Va- ter Albertus, ich mercke, daß ich mich diesen Abend etwas länger in Erzählung, als sonsten, aufgehalten habe, indem sich meine müden Augen nach dem Schlaffe sehnen. Also brach er ad, mit dem Ver- sprechen, morgendes Tages nach unserer Zurück- kunfft von Johannis-Raum fortzufahren, und die- semnach legten wir uns, auf gehaltene Abend-An- dacht ingesammt, wie er, zur Ruhe.
Die abermahls aufgehende und alles erfreuende Sonne gab selbigen Morgen einem jeden das ge- wöhnliche Zeichen aufzustehen. So bald wir uns nun versammlet, das Morgen-Gebeth verrichtet, und das Früh-Stück eingenommen hatten, gieng die Reise in gewöhnlicher Suite durch den grossen Garten über die Brücke des Westlichen Flusses, auf Johannis-Raum zu. Selbige Pflantz-Städte bestunde aus 10. Häusern, in welchen allen man wahrnehmen konte, daß die Eigenthums-Herrn denen andern, so wir bißhero besucht, an guter Wirthschafft nicht das geringste nachgaben. Sie hatten ein besseres Feld, als die in Jacobs-Raum, jedoch nicht so häuffigen Weinwachs, hergegen wegen des naheliegenden grossen Sees, den vor- trefflichsten Fischfang, herrliche Waldung, Wild- pret und Ziegen in starcker Menge. Die Bäche daselbst führeten ebenfalls häuffige Gold-Körner, wovon uns eine starcke Quantität geschenckt wur- de. Wir machten uns allhier das Vergnügen, in wohl ausgearbeiteten Kähnen auf der grossen
See
cordia und ich mit wunderwuͤrdigen und unge- woͤhnlichen Appetite einnahmen.
Jedoch, meine Freunde! ſagte hier der Alt-Va- ter Albertus, ich mercke, daß ich mich dieſen Abend etwas laͤnger in Erzaͤhlung, als ſonſten, aufgehalten habe, indem ſich meine muͤden Augen nach dem Schlaffe ſehnen. Alſo brach er ad, mit dem Ver- ſprechen, morgendes Tages nach unſerer Zuruͤck- kunfft von Johannis-Raum fortzufahren, und die- ſemnach legten wir uns, auf gehaltene Abend-An- dacht ingeſammt, wie er, zur Ruhe.
Die abermahls aufgehende und alles erfreuende Sonne gab ſelbigen Morgen einem jeden das ge- woͤhnliche Zeichen aufzuſtehen. So bald wir uns nun verſammlet, das Morgen-Gebeth verrichtet, und das Fruͤh-Stuͤck eingenommen hatten, gieng die Reiſe in gewoͤhnlicher Suite durch den groſſen Garten uͤber die Bruͤcke des Weſtlichen Fluſſes, auf Johannis-Raum zu. Selbige Pflantz-Staͤdte beſtunde aus 10. Haͤuſern, in welchen allen man wahrnehmen konte, daß die Eigenthums-Herrn denen andern, ſo wir bißhero beſucht, an guter Wirthſchafft nicht das geringſte nachgaben. Sie hatten ein beſſeres Feld, als die in Jacobs-Raum, jedoch nicht ſo haͤuffigen Weinwachs, hergegen wegen des naheliegenden groſſen Sees, den vor- trefflichſten Fiſchfang, herrliche Waldung, Wild- pret und Ziegen in ſtarcker Menge. Die Baͤche daſelbſt fuͤhreten ebenfalls haͤuffige Gold-Koͤrner, wovon uns eine ſtarcke Quantitaͤt geſchenckt wur- de. Wir machten uns allhier das Vergnuͤgen, in wohl ausgearbeiteten Kaͤhnen auf der groſſen
See
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0240"n="226"/><hirendition="#aq">cordia</hi> und ich mit wunderwuͤrdigen und unge-<lb/>
woͤhnlichen Appetite einnahmen.</p><lb/><p>Jedoch, meine Freunde! ſagte hier der Alt-Va-<lb/>
ter <hirendition="#aq">Albertus,</hi> ich mercke, daß ich mich dieſen Abend<lb/>
etwas laͤnger in Erzaͤhlung, als ſonſten, aufgehalten<lb/>
habe, indem ſich meine muͤden Augen nach dem<lb/>
Schlaffe ſehnen. Alſo brach er ad, mit dem Ver-<lb/>ſprechen, morgendes Tages nach unſerer Zuruͤck-<lb/>
kunfft von <hirendition="#aq">Johannis-</hi>Raum fortzufahren, und die-<lb/>ſemnach legten wir uns, auf gehaltene Abend-An-<lb/>
dacht ingeſammt, wie er, zur Ruhe.</p><lb/><p>Die abermahls aufgehende und alles erfreuende<lb/>
Sonne gab ſelbigen Morgen einem jeden das ge-<lb/>
woͤhnliche Zeichen aufzuſtehen. So bald wir uns<lb/>
nun verſammlet, das Morgen-Gebeth verrichtet,<lb/>
und das Fruͤh-Stuͤck eingenommen hatten, gieng<lb/>
die Reiſe in gewoͤhnlicher <hirendition="#aq">Suite</hi> durch den groſſen<lb/>
Garten uͤber die Bruͤcke des Weſtlichen Fluſſes,<lb/>
auf <hirendition="#aq">Johannis-</hi>Raum zu. Selbige Pflantz-Staͤdte<lb/>
beſtunde aus 10. Haͤuſern, in welchen allen man<lb/>
wahrnehmen konte, daß die Eigenthums-Herrn<lb/>
denen andern, ſo wir bißhero beſucht, an guter<lb/>
Wirthſchafft nicht das geringſte nachgaben. Sie<lb/>
hatten ein beſſeres Feld, als die in Jacobs-Raum,<lb/>
jedoch nicht ſo haͤuffigen Weinwachs, hergegen<lb/>
wegen des naheliegenden groſſen Sees, den vor-<lb/>
trefflichſten Fiſchfang, herrliche Waldung, Wild-<lb/>
pret und Ziegen in ſtarcker Menge. Die Baͤche<lb/>
daſelbſt fuͤhreten ebenfalls haͤuffige Gold-Koͤrner,<lb/>
wovon uns eine ſtarcke <hirendition="#aq">Quantit</hi>aͤt geſchenckt wur-<lb/>
de. Wir machten uns allhier das Vergnuͤgen,<lb/>
in wohl ausgearbeiteten Kaͤhnen auf der groſſen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">See</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[226/0240]
cordia und ich mit wunderwuͤrdigen und unge-
woͤhnlichen Appetite einnahmen.
Jedoch, meine Freunde! ſagte hier der Alt-Va-
ter Albertus, ich mercke, daß ich mich dieſen Abend
etwas laͤnger in Erzaͤhlung, als ſonſten, aufgehalten
habe, indem ſich meine muͤden Augen nach dem
Schlaffe ſehnen. Alſo brach er ad, mit dem Ver-
ſprechen, morgendes Tages nach unſerer Zuruͤck-
kunfft von Johannis-Raum fortzufahren, und die-
ſemnach legten wir uns, auf gehaltene Abend-An-
dacht ingeſammt, wie er, zur Ruhe.
Die abermahls aufgehende und alles erfreuende
Sonne gab ſelbigen Morgen einem jeden das ge-
woͤhnliche Zeichen aufzuſtehen. So bald wir uns
nun verſammlet, das Morgen-Gebeth verrichtet,
und das Fruͤh-Stuͤck eingenommen hatten, gieng
die Reiſe in gewoͤhnlicher Suite durch den groſſen
Garten uͤber die Bruͤcke des Weſtlichen Fluſſes,
auf Johannis-Raum zu. Selbige Pflantz-Staͤdte
beſtunde aus 10. Haͤuſern, in welchen allen man
wahrnehmen konte, daß die Eigenthums-Herrn
denen andern, ſo wir bißhero beſucht, an guter
Wirthſchafft nicht das geringſte nachgaben. Sie
hatten ein beſſeres Feld, als die in Jacobs-Raum,
jedoch nicht ſo haͤuffigen Weinwachs, hergegen
wegen des naheliegenden groſſen Sees, den vor-
trefflichſten Fiſchfang, herrliche Waldung, Wild-
pret und Ziegen in ſtarcker Menge. Die Baͤche
daſelbſt fuͤhreten ebenfalls haͤuffige Gold-Koͤrner,
wovon uns eine ſtarcke Quantitaͤt geſchenckt wur-
de. Wir machten uns allhier das Vergnuͤgen,
in wohl ausgearbeiteten Kaͤhnen auf der groſſen
See
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/240>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.