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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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cordia und ich mit wunderwürdigen und unge-
wöhnlichen Appetite einnahmen.

Jedoch, meine Freunde! sagte hier der Alt-Va-
ter Albertus, ich mercke, daß ich mich diesen Abend
etwas länger in Erzählung, als sonsten, aufgehalten
habe, indem sich meine müden Augen nach dem
Schlaffe sehnen. Also brach er ad, mit dem Ver-
sprechen, morgendes Tages nach unserer Zurück-
kunfft von Johannis-Raum fortzufahren, und die-
semnach legten wir uns, auf gehaltene Abend-An-
dacht ingesammt, wie er, zur Ruhe.

Die abermahls aufgehende und alles erfreuende
Sonne gab selbigen Morgen einem jeden das ge-
wöhnliche Zeichen aufzustehen. So bald wir uns
nun versammlet, das Morgen-Gebeth verrichtet,
und das Früh-Stück eingenommen hatten, gieng
die Reise in gewöhnlicher Suite durch den grossen
Garten über die Brücke des Westlichen Flusses,
auf Johannis-Raum zu. Selbige Pflantz-Städte
bestunde aus 10. Häusern, in welchen allen man
wahrnehmen konte, daß die Eigenthums-Herrn
denen andern, so wir bißhero besucht, an guter
Wirthschafft nicht das geringste nachgaben. Sie
hatten ein besseres Feld, als die in Jacobs-Raum,
jedoch nicht so häuffigen Weinwachs, hergegen
wegen des naheliegenden grossen Sees, den vor-
trefflichsten Fischfang, herrliche Waldung, Wild-
pret und Ziegen in starcker Menge. Die Bäche
daselbst führeten ebenfalls häuffige Gold-Körner,
wovon uns eine starcke Quantität geschenckt wur-
de. Wir machten uns allhier das Vergnügen,
in wohl ausgearbeiteten Kähnen auf der grossen

See

cordia und ich mit wunderwuͤrdigen und unge-
woͤhnlichen Appetite einnahmen.

Jedoch, meine Freunde! ſagte hier der Alt-Va-
ter Albertus, ich mercke, daß ich mich dieſen Abend
etwas laͤnger in Erzaͤhlung, als ſonſten, aufgehalten
habe, indem ſich meine muͤden Augen nach dem
Schlaffe ſehnen. Alſo brach er ad, mit dem Ver-
ſprechen, morgendes Tages nach unſerer Zuruͤck-
kunfft von Johannis-Raum fortzufahren, und die-
ſemnach legten wir uns, auf gehaltene Abend-An-
dacht ingeſammt, wie er, zur Ruhe.

Die abermahls aufgehende und alles erfreuende
Sonne gab ſelbigen Morgen einem jeden das ge-
woͤhnliche Zeichen aufzuſtehen. So bald wir uns
nun verſammlet, das Morgen-Gebeth verrichtet,
und das Fruͤh-Stuͤck eingenommen hatten, gieng
die Reiſe in gewoͤhnlicher Suite durch den groſſen
Garten uͤber die Bruͤcke des Weſtlichen Fluſſes,
auf Johannis-Raum zu. Selbige Pflantz-Staͤdte
beſtunde aus 10. Haͤuſern, in welchen allen man
wahrnehmen konte, daß die Eigenthums-Herrn
denen andern, ſo wir bißhero beſucht, an guter
Wirthſchafft nicht das geringſte nachgaben. Sie
hatten ein beſſeres Feld, als die in Jacobs-Raum,
jedoch nicht ſo haͤuffigen Weinwachs, hergegen
wegen des naheliegenden groſſen Sees, den vor-
trefflichſten Fiſchfang, herrliche Waldung, Wild-
pret und Ziegen in ſtarcker Menge. Die Baͤche
daſelbſt fuͤhreten ebenfalls haͤuffige Gold-Koͤrner,
wovon uns eine ſtarcke Quantitaͤt geſchenckt wur-
de. Wir machten uns allhier das Vergnuͤgen,
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See
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[226/0240] cordia und ich mit wunderwuͤrdigen und unge- woͤhnlichen Appetite einnahmen. Jedoch, meine Freunde! ſagte hier der Alt-Va- ter Albertus, ich mercke, daß ich mich dieſen Abend etwas laͤnger in Erzaͤhlung, als ſonſten, aufgehalten habe, indem ſich meine muͤden Augen nach dem Schlaffe ſehnen. Alſo brach er ad, mit dem Ver- ſprechen, morgendes Tages nach unſerer Zuruͤck- kunfft von Johannis-Raum fortzufahren, und die- ſemnach legten wir uns, auf gehaltene Abend-An- dacht ingeſammt, wie er, zur Ruhe. Die abermahls aufgehende und alles erfreuende Sonne gab ſelbigen Morgen einem jeden das ge- woͤhnliche Zeichen aufzuſtehen. So bald wir uns nun verſammlet, das Morgen-Gebeth verrichtet, und das Fruͤh-Stuͤck eingenommen hatten, gieng die Reiſe in gewoͤhnlicher Suite durch den groſſen Garten uͤber die Bruͤcke des Weſtlichen Fluſſes, auf Johannis-Raum zu. Selbige Pflantz-Staͤdte beſtunde aus 10. Haͤuſern, in welchen allen man wahrnehmen konte, daß die Eigenthums-Herrn denen andern, ſo wir bißhero beſucht, an guter Wirthſchafft nicht das geringſte nachgaben. Sie hatten ein beſſeres Feld, als die in Jacobs-Raum, jedoch nicht ſo haͤuffigen Weinwachs, hergegen wegen des naheliegenden groſſen Sees, den vor- trefflichſten Fiſchfang, herrliche Waldung, Wild- pret und Ziegen in ſtarcker Menge. Die Baͤche daſelbſt fuͤhreten ebenfalls haͤuffige Gold-Koͤrner, wovon uns eine ſtarcke Quantitaͤt geſchenckt wur- de. Wir machten uns allhier das Vergnuͤgen, in wohl ausgearbeiteten Kaͤhnen auf der groſſen See

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/240>, abgerufen am 23.11.2024.