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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Kaum hatten meine aufmerckenden Ohren die-
ses gehöret, als ich sogleich in aller Stille aufstund,
und unter beyden einen langen Wort-Streit anhö-
rete, da aber Lemelie endlich allzubrünstig wurde
und weder der unschuldigen Frucht noch der kläg-
lich winselnden Mutter schonen, sondern die letzte-
re mit Gewalt nothzüchtigen wolte; stieß ich, nach-
dem dieselbige abgeredter massen GOTT und
Menschen um Hülffe anrieff, die Thür ein, und
suchte den ruchlosen Bösewicht mit vernünfftigen
Vorstellungen auf bessere Gedancken zubringen.
Doch der eingefleischte Teufel sprang auf, ergriff
einen Sebel, und versetzte mir einen solchen Hieb
über den Kopff, daß mir augenblicklich das Blut
über das Gesichte herunter lieff. Jch eilete zurücke
in meine Kammer, weil er mich aber biß dahin ver-
folgen und seinem Vorsatze nach gäntzlich ertödten
wolte, ergriffich in der Angst meine Flinte mit dem
aufgesteckten Stillet, hielt dieselbe aus gestreckt vor
mich, und mein Mörder, der mir inzwischen noch ei-
nen Hieb in die lincke Schulter angebracht hatte,
rannte sich im Finstern selbst dergestalt hinein, daß
er das Stillet in seinem Leibe steckend behielt und
darmit zu Boden stürtzte.

Auf sein erschreckliches Brüllen, kam die zittern-
de Concordia aus threr Kammer mit dem Lichte ge-
gangen, da wir denn gleich wahrnahmen, wie ihm
das Stillet vorne in der Brust hinein und hin-
ten zum Rücken wieder heraus gegangen war.
Dem ohngeacht suchte er, nachdem er solches selbst
heraus gezogen und in der lincken Hand behalten
hatte, mit seinem Säbel entweder der Concordia,

oder

Kaum hatten meine aufmerckenden Ohren die-
ſes gehoͤret, als ich ſogleich in aller Stille aufſtund,
und unter beyden einen langen Wort-Streit anhoͤ-
rete, da aber Lemelie endlich allzubruͤnſtig wurde
und weder der unſchuldigen Frucht noch der klaͤg-
lich winſelnden Mutter ſchonen, ſondern die letzte-
re mit Gewalt nothzuͤchtigen wolte; ſtieß ich, nach-
dem dieſelbige abgeredter maſſen GOTT und
Menſchen um Huͤlffe anrieff, die Thuͤr ein, und
ſuchte den ruchloſen Boͤſewicht mit vernuͤnfftigen
Vorſtellungen auf beſſere Gedancken zubringen.
Doch der eingefleiſchte Teufel ſprang auf, ergriff
einen Sebel, und verſetzte mir einen ſolchen Hieb
uͤber den Kopff, daß mir augenblicklich das Blut
uͤber das Geſichte herunter lieff. Jch eilete zuruͤcke
in meine Kammer, weil er mich aber biß dahin ver-
folgen und ſeinem Vorſatze nach gaͤntzlich ertoͤdten
wolte, ergriffich in der Angſt meine Flinte mit dem
aufgeſteckten Stillet, hielt dieſelbe aus geſtreckt vor
mich, und mein Moͤrder, der mir inzwiſchen noch ei-
nen Hieb in die lincke Schulter angebracht hatte,
rannte ſich im Finſtern ſelbſt dergeſtalt hinein, daß
er das Stillet in ſeinem Leibe ſteckend behielt und
darmit zu Boden ſtuͤrtzte.

Auf ſein erſchreckliches Bruͤllen, kam die zittern-
de Concordia aus threr Kammer mit dem Lichte ge-
gangen, da wir denn gleich wahrnahmen, wie ihm
das Stillet vorne in der Bruſt hinein und hin-
ten zum Ruͤcken wieder heraus gegangen war.
Dem ohngeacht ſuchte er, nachdem er ſolches ſelbſt
heraus gezogen und in der lincken Hand behalten
hatte, mit ſeinem Saͤbel entweder der Concordia,

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[210/0224] Kaum hatten meine aufmerckenden Ohren die- ſes gehoͤret, als ich ſogleich in aller Stille aufſtund, und unter beyden einen langen Wort-Streit anhoͤ- rete, da aber Lemelie endlich allzubruͤnſtig wurde und weder der unſchuldigen Frucht noch der klaͤg- lich winſelnden Mutter ſchonen, ſondern die letzte- re mit Gewalt nothzuͤchtigen wolte; ſtieß ich, nach- dem dieſelbige abgeredter maſſen GOTT und Menſchen um Huͤlffe anrieff, die Thuͤr ein, und ſuchte den ruchloſen Boͤſewicht mit vernuͤnfftigen Vorſtellungen auf beſſere Gedancken zubringen. Doch der eingefleiſchte Teufel ſprang auf, ergriff einen Sebel, und verſetzte mir einen ſolchen Hieb uͤber den Kopff, daß mir augenblicklich das Blut uͤber das Geſichte herunter lieff. Jch eilete zuruͤcke in meine Kammer, weil er mich aber biß dahin ver- folgen und ſeinem Vorſatze nach gaͤntzlich ertoͤdten wolte, ergriffich in der Angſt meine Flinte mit dem aufgeſteckten Stillet, hielt dieſelbe aus geſtreckt vor mich, und mein Moͤrder, der mir inzwiſchen noch ei- nen Hieb in die lincke Schulter angebracht hatte, rannte ſich im Finſtern ſelbſt dergeſtalt hinein, daß er das Stillet in ſeinem Leibe ſteckend behielt und darmit zu Boden ſtuͤrtzte. Auf ſein erſchreckliches Bruͤllen, kam die zittern- de Concordia aus threr Kammer mit dem Lichte ge- gangen, da wir denn gleich wahrnahmen, wie ihm das Stillet vorne in der Bruſt hinein und hin- ten zum Ruͤcken wieder heraus gegangen war. Dem ohngeacht ſuchte er, nachdem er ſolches ſelbſt heraus gezogen und in der lincken Hand behalten hatte, mit ſeinem Saͤbel entweder der Concordia, oder

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/224>, abgerufen am 27.11.2024.