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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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daß er ihr selbst nicht Gewalt anthun solte, müste sie
sich entschliessen, ihm, ehe noch. Nächte verlieffen,
als seine Ehe-Frau beyzuwohnen. Anbey thut er
die vorsichtige Warnung daß Concordia mir hier-
von ja nichts im voraus offenbahren möchte, widri-
genfalls er meine Person bald aus dem Wege räu-
men wolle. Jedoch die angst-volle Concordia stel-
let sich zwar, als ob sie seinen Drohungen ziemlich
nachgäbe, sobald er aber etwas entfernet war, er-
fuhr ich das gantze Geheimniß. Meine Erstaunung
hierüber war unsäglich, doch, ich glaube, eine
besondere Krafft des Himmels stärckte mich augen-
blicklich dermassen, daß ich ihr den Rath gab allen
seinen Anfällen aufs äuserste zu widerstreben, im
übrigen sich auf meinen Beystand gäntzlich zu ver-
lassen, weiln ich von nun an fleißig auf sie acht ha-
ben und ehe mich um mein Leben, als sie um ihre
Ehre bringen lassen wolte.

Jmmittelst war Lemelie drey Tage nach ein-
ander lustig und guter Dinge und ich richtete mich
dermassen nach ihm, daß er in meme Person gar
kein böses Vertrauen setzen konte. Da aber die
fatale Nacht herem brach, in welcher er sein gott-
loses Vorhaben vollbrmgen wolte; Befahl er mir
auf eine recht Herrschafftliche Art, mich nun zur
Ruhe zu legen, weiln er nebst mir auf morgenden
Tag eine recht schwere Arbeit vorzunehmen geson-
nen sey. Jch erzeigte ihm einen verstellten Knech-
tischen Gehorsam, wodurch er ziemlich sicher ge-
macht wurde, sich gegen Mitternacht mit Gewalt
in der Concordia Kammer eindrange und mit
Gewalt auf ihrem Lager Platz suchen wolte.

Kaum
O

daß er ihr ſelbſt nicht Gewalt anthun ſolte, muͤſte ſie
ſich entſchlieſſen, ihm, ehe noch. Naͤchte verlieffen,
als ſeine Ehe-Frau beyzuwohnen. Anbey thut er
die vorſichtige Warnung daß Concordia mir hier-
von ja nichts im voraus offenbahren moͤchte, widri-
genfalls er meine Perſon bald aus dem Wege raͤu-
men wolle. Jedoch die angſt-volle Concordia ſtel-
let ſich zwar, als ob ſie ſeinen Drohungen ziemlich
nachgaͤbe, ſobald er aber etwas entfernet war, er-
fuhr ich das gantze Geheimniß. Meine Erſtaunung
hieruͤber war unſaͤglich, doch, ich glaube, eine
beſondere Krafft des Himmels ſtaͤrckte mich augen-
blicklich dermaſſen, daß ich ihr den Rath gab allen
ſeinen Anfaͤllen aufs aͤuſerſte zu widerſtreben, im
uͤbrigen ſich auf meinen Beyſtand gaͤntzlich zu ver-
laſſen, weiln ich von nun an fleißig auf ſie acht ha-
ben und ehe mich um mein Leben, als ſie um ihre
Ehre bringen laſſen wolte.

Jmmittelſt war Lemelie drey Tage nach ein-
ander luſtig und guter Dinge und ich richtete mich
dermaſſen nach ihm, daß er in meme Perſon gar
kein boͤſes Vertrauen ſetzen konte. Da aber die
fatale Nacht herem brach, in welcher er ſein gott-
loſes Vorhaben vollbrmgen wolte; Befahl er mir
auf eine recht Herrſchafftliche Art, mich nun zur
Ruhe zu legen, weiln er nebſt mir auf morgenden
Tag eine recht ſchwere Arbeit vorzunehmen geſon-
nen ſey. Jch erzeigte ihm einen verſtellten Knech-
tiſchen Gehorſam, wodurch er ziemlich ſicher ge-
macht wurde, ſich gegen Mitternacht mit Gewalt
in der Concordia Kammer eindrange und mit
Gewalt auf ihrem Lager Platz ſuchen wolte.

Kaum
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[209/0223] daß er ihr ſelbſt nicht Gewalt anthun ſolte, muͤſte ſie ſich entſchlieſſen, ihm, ehe noch. Naͤchte verlieffen, als ſeine Ehe-Frau beyzuwohnen. Anbey thut er die vorſichtige Warnung daß Concordia mir hier- von ja nichts im voraus offenbahren moͤchte, widri- genfalls er meine Perſon bald aus dem Wege raͤu- men wolle. Jedoch die angſt-volle Concordia ſtel- let ſich zwar, als ob ſie ſeinen Drohungen ziemlich nachgaͤbe, ſobald er aber etwas entfernet war, er- fuhr ich das gantze Geheimniß. Meine Erſtaunung hieruͤber war unſaͤglich, doch, ich glaube, eine beſondere Krafft des Himmels ſtaͤrckte mich augen- blicklich dermaſſen, daß ich ihr den Rath gab allen ſeinen Anfaͤllen aufs aͤuſerſte zu widerſtreben, im uͤbrigen ſich auf meinen Beyſtand gaͤntzlich zu ver- laſſen, weiln ich von nun an fleißig auf ſie acht ha- ben und ehe mich um mein Leben, als ſie um ihre Ehre bringen laſſen wolte. Jmmittelſt war Lemelie drey Tage nach ein- ander luſtig und guter Dinge und ich richtete mich dermaſſen nach ihm, daß er in meme Perſon gar kein boͤſes Vertrauen ſetzen konte. Da aber die fatale Nacht herem brach, in welcher er ſein gott- loſes Vorhaben vollbrmgen wolte; Befahl er mir auf eine recht Herrſchafftliche Art, mich nun zur Ruhe zu legen, weiln er nebſt mir auf morgenden Tag eine recht ſchwere Arbeit vorzunehmen geſon- nen ſey. Jch erzeigte ihm einen verſtellten Knech- tiſchen Gehorſam, wodurch er ziemlich ſicher ge- macht wurde, ſich gegen Mitternacht mit Gewalt in der Concordia Kammer eindrange und mit Gewalt auf ihrem Lager Platz ſuchen wolte. Kaum O

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/223>, abgerufen am 23.11.2024.