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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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etwas weiter zu gehen, setzten also an einem seichten
Orte durch den Fluß, und gelangeten auf gegen-
wärtigen Hügel, der itzo meine so genannte Al-
berts-
Burg und unsere Personen trägt.

Dieser mitten in der Jnsul liegende Hügel war
damals mit dem allerdicksten, wiewohl nicht gar ho-
hem Gepüsche bewachsen, indem wir nun bemühet
waren, eine bequeme Ruhe-Stätte daselbst auszu-
suchen, geriethen Mons. van Leuven, und Con-
cordia
von ohngefehr auf einen schmalen durch das
Gesträuche gehauenen Weg, welcher dieselben in
eine der angenehmsten Sommer-Läuben führete.
Sie rieffen uns beyde Zurückgebliebenen dahin, um
dieses angenehme Wunderwerck nebst dessen Be-
quemlichkeit mit uns zu theilen, da wir denn so gleich
einstimmig bekennen musten, daß dieses kein von der
Natur, sondern von Menschen-Händen gemachtes
Werck seyn müsse, denn die Zacken waren oben all-
zukünstlich, als ein Gewölbe zusammen geflochten,
so daß, wegen des sehr dick auf einander liegenden
Laubwercks, kein Troyffen Wasser durchdringen
konte, über dieses gab der Augenschein, daß der
Baumeister vor diesen an 3en Seiten rechte Fen-
ster-Löcher gelassen, welche aber nunmehro gautz
wild verwachsen waren, zu beyden Seiten des Ein-
gangs hingegen, stunden 2. oben abgesägte Bäume,
deren im Bogen geschlungene Zweige ein ordent-
liches Thür-Gewölbe formirten.

Es war in diesem grünen Lust-Gewölbe mehr
Platz, als 4. Personen zur Noth bedurfften, weß-
wegen Mons. van Leuven vorschlug, daß wir
sämtlich darinnen schlaffen wolten, allein Lemelie

war

etwas weiter zu gehen, ſetzten alſo an einem ſeichten
Orte durch den Fluß, und gelangeten auf gegen-
waͤrtigen Huͤgel, der itzo meine ſo genannte Al-
berts-
Burg und unſere Perſonen traͤgt.

Dieſer mitten in der Jnſul liegende Huͤgel war
damals mit dem allerdickſten, wiewohl nicht gar ho-
hem Gepuͤſche bewachſen, indem wir nun bemuͤhet
waren, eine bequeme Ruhe-Staͤtte daſelbſt auszu-
ſuchen, geriethen Monſ. van Leuven, und Con-
cordia
von ohngefehr auf einen ſchmalen durch das
Geſtraͤuche gehauenen Weg, welcher dieſelben in
eine der angenehmſten Sommer-Laͤuben fuͤhrete.
Sie rieffen uns beyde Zuruͤckgebliebenen dahin, um
dieſes angenehme Wunderwerck nebſt deſſen Be-
quemlichkeit mit uns zu theilen, da wir denn ſo gleich
einſtimmig bekennen muſten, daß dieſes kein von der
Natur, ſondern von Menſchen-Haͤnden gemachtes
Werck ſeyn muͤſſe, denn die Zacken waren oben all-
zukuͤnſtlich, als ein Gewoͤlbe zuſammen geflochten,
ſo daß, wegen des ſehr dick auf einander liegenden
Laubwercks, kein Troyffen Waſſer durchdringen
konte, uͤber dieſes gab der Augenſchein, daß der
Baumeiſter vor dieſen an 3en Seiten rechte Fen-
ſter-Loͤcher gelaſſen, welche aber nunmehro gautz
wild verwachſen waren, zu beyden Seiten des Ein-
gangs hingegen, ſtunden 2. oben abgeſaͤgte Baͤume,
deren im Bogen geſchlungene Zweige ein ordent-
liches Thuͤr-Gewoͤlbe formirten.

Es war in dieſem gruͤnen Luſt-Gewoͤlbe mehr
Platz, als 4. Perſonen zur Noth bedurfften, weß-
wegen Monſ. van Leuven vorſchlug, daß wir
ſaͤmtlich darinnen ſchlaffen wolten, allein Lemelie

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[170/0184] etwas weiter zu gehen, ſetzten alſo an einem ſeichten Orte durch den Fluß, und gelangeten auf gegen- waͤrtigen Huͤgel, der itzo meine ſo genannte Al- berts- Burg und unſere Perſonen traͤgt. Dieſer mitten in der Jnſul liegende Huͤgel war damals mit dem allerdickſten, wiewohl nicht gar ho- hem Gepuͤſche bewachſen, indem wir nun bemuͤhet waren, eine bequeme Ruhe-Staͤtte daſelbſt auszu- ſuchen, geriethen Monſ. van Leuven, und Con- cordia von ohngefehr auf einen ſchmalen durch das Geſtraͤuche gehauenen Weg, welcher dieſelben in eine der angenehmſten Sommer-Laͤuben fuͤhrete. Sie rieffen uns beyde Zuruͤckgebliebenen dahin, um dieſes angenehme Wunderwerck nebſt deſſen Be- quemlichkeit mit uns zu theilen, da wir denn ſo gleich einſtimmig bekennen muſten, daß dieſes kein von der Natur, ſondern von Menſchen-Haͤnden gemachtes Werck ſeyn muͤſſe, denn die Zacken waren oben all- zukuͤnſtlich, als ein Gewoͤlbe zuſammen geflochten, ſo daß, wegen des ſehr dick auf einander liegenden Laubwercks, kein Troyffen Waſſer durchdringen konte, uͤber dieſes gab der Augenſchein, daß der Baumeiſter vor dieſen an 3en Seiten rechte Fen- ſter-Loͤcher gelaſſen, welche aber nunmehro gautz wild verwachſen waren, zu beyden Seiten des Ein- gangs hingegen, ſtunden 2. oben abgeſaͤgte Baͤume, deren im Bogen geſchlungene Zweige ein ordent- liches Thuͤr-Gewoͤlbe formirten. Es war in dieſem gruͤnen Luſt-Gewoͤlbe mehr Platz, als 4. Perſonen zur Noth bedurfften, weß- wegen Monſ. van Leuven vorſchlug, daß wir ſaͤmtlich darinnen ſchlaffen wolten, allein Lemelie war

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/184>, abgerufen am 22.11.2024.