etwas weiter zu gehen, setzten also an einem seichten Orte durch den Fluß, und gelangeten auf gegen- wärtigen Hügel, der itzo meine so genannte Al- berts- Burg und unsere Personen trägt.
Dieser mitten in der Jnsul liegende Hügel war damals mit dem allerdicksten, wiewohl nicht gar ho- hem Gepüsche bewachsen, indem wir nun bemühet waren, eine bequeme Ruhe-Stätte daselbst auszu- suchen, geriethen Mons. van Leuven, und Con- cordia von ohngefehr auf einen schmalen durch das Gesträuche gehauenen Weg, welcher dieselben in eine der angenehmsten Sommer-Läuben führete. Sie rieffen uns beyde Zurückgebliebenen dahin, um dieses angenehme Wunderwerck nebst dessen Be- quemlichkeit mit uns zu theilen, da wir denn so gleich einstimmig bekennen musten, daß dieses kein von der Natur, sondern von Menschen-Händen gemachtes Werck seyn müsse, denn die Zacken waren oben all- zukünstlich, als ein Gewölbe zusammen geflochten, so daß, wegen des sehr dick auf einander liegenden Laubwercks, kein Troyffen Wasser durchdringen konte, über dieses gab der Augenschein, daß der Baumeister vor diesen an 3en Seiten rechte Fen- ster-Löcher gelassen, welche aber nunmehro gautz wild verwachsen waren, zu beyden Seiten des Ein- gangs hingegen, stunden 2. oben abgesägte Bäume, deren im Bogen geschlungene Zweige ein ordent- liches Thür-Gewölbe formirten.
Es war in diesem grünen Lust-Gewölbe mehr Platz, als 4. Personen zur Noth bedurfften, weß- wegen Mons. van Leuven vorschlug, daß wir sämtlich darinnen schlaffen wolten, allein Lemelie
war
etwas weiter zu gehen, ſetzten alſo an einem ſeichten Orte durch den Fluß, und gelangeten auf gegen- waͤrtigen Huͤgel, der itzo meine ſo genannte Al- berts- Burg und unſere Perſonen traͤgt.
Dieſer mitten in der Jnſul liegende Huͤgel war damals mit dem allerdickſten, wiewohl nicht gar ho- hem Gepuͤſche bewachſen, indem wir nun bemuͤhet waren, eine bequeme Ruhe-Staͤtte daſelbſt auszu- ſuchen, geriethen Monſ. van Leuven, und Con- cordia von ohngefehr auf einen ſchmalen durch das Geſtraͤuche gehauenen Weg, welcher dieſelben in eine der angenehmſten Sommer-Laͤuben fuͤhrete. Sie rieffen uns beyde Zuruͤckgebliebenen dahin, um dieſes angenehme Wunderwerck nebſt deſſen Be- quemlichkeit mit uns zu theilen, da wir denn ſo gleich einſtimmig bekennen muſten, daß dieſes kein von der Natur, ſondern von Menſchen-Haͤnden gemachtes Werck ſeyn muͤſſe, denn die Zacken waren oben all- zukuͤnſtlich, als ein Gewoͤlbe zuſammen geflochten, ſo daß, wegen des ſehr dick auf einander liegenden Laubwercks, kein Troyffen Waſſer durchdringen konte, uͤber dieſes gab der Augenſchein, daß der Baumeiſter vor dieſen an 3en Seiten rechte Fen- ſter-Loͤcher gelaſſen, welche aber nunmehro gautz wild verwachſen waren, zu beyden Seiten des Ein- gangs hingegen, ſtunden 2. oben abgeſaͤgte Baͤume, deren im Bogen geſchlungene Zweige ein ordent- liches Thuͤr-Gewoͤlbe formirten.
Es war in dieſem gruͤnen Luſt-Gewoͤlbe mehr Platz, als 4. Perſonen zur Noth bedurfften, weß- wegen Monſ. van Leuven vorſchlug, daß wir ſaͤmtlich darinnen ſchlaffen wolten, allein Lemelie
war
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0184"n="170"/>
etwas weiter zu gehen, ſetzten alſo an einem ſeichten<lb/>
Orte durch den Fluß, und gelangeten auf gegen-<lb/>
waͤrtigen Huͤgel, der itzo meine ſo genannte <hirendition="#aq">Al-<lb/>
berts-</hi> Burg und unſere Perſonen traͤgt.</p><lb/><p>Dieſer mitten in der Jnſul liegende Huͤgel war<lb/>
damals mit dem allerdickſten, wiewohl nicht gar ho-<lb/>
hem Gepuͤſche bewachſen, indem wir nun bemuͤhet<lb/>
waren, eine bequeme Ruhe-Staͤtte daſelbſt auszu-<lb/>ſuchen, geriethen <hirendition="#aq">Monſ. van Leuven,</hi> und <hirendition="#aq">Con-<lb/>
cordia</hi> von ohngefehr auf einen ſchmalen durch das<lb/>
Geſtraͤuche gehauenen Weg, welcher dieſelben in<lb/>
eine der angenehmſten Sommer-Laͤuben fuͤhrete.<lb/>
Sie rieffen uns beyde Zuruͤckgebliebenen dahin, um<lb/>
dieſes angenehme Wunderwerck nebſt deſſen Be-<lb/>
quemlichkeit mit uns zu theilen, da wir denn ſo gleich<lb/>
einſtimmig bekennen muſten, daß dieſes kein von der<lb/>
Natur, ſondern von Menſchen-Haͤnden gemachtes<lb/>
Werck ſeyn muͤſſe, denn die Zacken waren oben all-<lb/>
zukuͤnſtlich, als ein Gewoͤlbe zuſammen geflochten,<lb/>ſo daß, wegen des ſehr dick auf einander liegenden<lb/>
Laubwercks, kein Troyffen Waſſer durchdringen<lb/>
konte, uͤber dieſes gab der Augenſchein, daß der<lb/>
Baumeiſter vor dieſen an 3en Seiten rechte Fen-<lb/>ſter-Loͤcher gelaſſen, welche aber nunmehro gautz<lb/>
wild verwachſen waren, zu beyden Seiten des Ein-<lb/>
gangs hingegen, ſtunden 2. oben abgeſaͤgte Baͤume,<lb/>
deren im Bogen geſchlungene Zweige ein ordent-<lb/>
liches Thuͤr-Gewoͤlbe <hirendition="#aq">formirt</hi>en.</p><lb/><p>Es war in dieſem gruͤnen Luſt-Gewoͤlbe mehr<lb/>
Platz, als 4. Perſonen zur Noth bedurfften, weß-<lb/>
wegen <hirendition="#aq">Monſ. van Leuven</hi> vorſchlug, daß wir<lb/>ſaͤmtlich darinnen ſchlaffen wolten, allein <hirendition="#aq">Lemelie</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">war</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[170/0184]
etwas weiter zu gehen, ſetzten alſo an einem ſeichten
Orte durch den Fluß, und gelangeten auf gegen-
waͤrtigen Huͤgel, der itzo meine ſo genannte Al-
berts- Burg und unſere Perſonen traͤgt.
Dieſer mitten in der Jnſul liegende Huͤgel war
damals mit dem allerdickſten, wiewohl nicht gar ho-
hem Gepuͤſche bewachſen, indem wir nun bemuͤhet
waren, eine bequeme Ruhe-Staͤtte daſelbſt auszu-
ſuchen, geriethen Monſ. van Leuven, und Con-
cordia von ohngefehr auf einen ſchmalen durch das
Geſtraͤuche gehauenen Weg, welcher dieſelben in
eine der angenehmſten Sommer-Laͤuben fuͤhrete.
Sie rieffen uns beyde Zuruͤckgebliebenen dahin, um
dieſes angenehme Wunderwerck nebſt deſſen Be-
quemlichkeit mit uns zu theilen, da wir denn ſo gleich
einſtimmig bekennen muſten, daß dieſes kein von der
Natur, ſondern von Menſchen-Haͤnden gemachtes
Werck ſeyn muͤſſe, denn die Zacken waren oben all-
zukuͤnſtlich, als ein Gewoͤlbe zuſammen geflochten,
ſo daß, wegen des ſehr dick auf einander liegenden
Laubwercks, kein Troyffen Waſſer durchdringen
konte, uͤber dieſes gab der Augenſchein, daß der
Baumeiſter vor dieſen an 3en Seiten rechte Fen-
ſter-Loͤcher gelaſſen, welche aber nunmehro gautz
wild verwachſen waren, zu beyden Seiten des Ein-
gangs hingegen, ſtunden 2. oben abgeſaͤgte Baͤume,
deren im Bogen geſchlungene Zweige ein ordent-
liches Thuͤr-Gewoͤlbe formirten.
Es war in dieſem gruͤnen Luſt-Gewoͤlbe mehr
Platz, als 4. Perſonen zur Noth bedurfften, weß-
wegen Monſ. van Leuven vorſchlug, daß wir
ſaͤmtlich darinnen ſchlaffen wolten, allein Lemelie
war
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/184>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.