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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Personen in den Felsen gehauen, da man ebenfalls
Feuer halten, und gantz wohl auch im Winter dar-
innen bleiben konte. Nächst diesen eine ordentliche
Zug-Brücke nach der verborgenen Treppe zu, von
welcher man herab nach der Sand-Banck und See
steigen konte, und selbiger zur Seiten zwey vortreff-
liche Kloben und Winden, vermittelst welcher man
in einem Tage mehr als 1000. Centner Waaren
auf-und nieder lassen konte. Der angenehme pro-
spect
auf die Sand-Banck, in die offenbahre See,
und dann lincker Hand in die schöne Bucht, welche
aber einen sehr gefährlichen Eingang hatte, war
gantz ungemein, ausser dem, daß man allhier auch
die gantze Jnsul, als unser kleines Paradieß, völlig
übersehen konte.

Nachdem wir über eine gute Stunde auf solcher
Höhe verweilet, und glücklich wieder herunter kom-
men waren, li[eß] sich unser Altvater nebst Herr M.
Schmeltzern
bey einer Kreissenden Frau antref-
fen, selbige kam bald darauff mit einer jungen Toch-
ter nieder, und verrichtete Herr Mag. Schmeltzer
allhier so gleich seinen ersten Tauff-Actum, worbey
Mons. Wolffgang, ich und die nechste Nachbarin
Tauff-Pathen abgaben, (selbiges junge Töchter-
lein, welches das erste Kind war, so auf dieser Jn-
sul durch Priesters Hand getaufft worden, und die
Nahmen Eberhardina Maria empfieng, ist auf der
untersten Linie der IX. Genealogischen Tabelle mit
NB.



bezeichnet.) Wir wurden hierauff von
dem Kindtauffen-Vater mit Wein, weissem
Brodte, und wohlschmeckenden Früchten tracti-

ret,
J 4

Perſonen in den Felſen gehauen, da man ebenfalls
Feuer halten, und gantz wohl auch im Winter dar-
innen bleiben konte. Naͤchſt dieſen eine ordentliche
Zug-Bruͤcke nach der verborgenen Treppe zu, von
welcher man herab nach der Sand-Banck und See
ſteigen konte, und ſelbiger zur Seiten zwey vortreff-
liche Kloben und Winden, vermittelſt welcher man
in einem Tage mehr als 1000. Centner Waaren
auf-und nieder laſſen konte. Der angenehme pro-
ſpect
auf die Sand-Banck, in die offenbahre See,
und dann lincker Hand in die ſchoͤne Bucht, welche
aber einen ſehr gefaͤhrlichen Eingang hatte, war
gantz ungemein, auſſer dem, daß man allhier auch
die gantze Jnſul, als unſer kleines Paradieß, voͤllig
uͤberſehen konte.

Nachdem wir uͤber eine gute Stunde auf ſolcher
Hoͤhe verweilet, und gluͤcklich wieder herunter kom-
men waren, li[eß] ſich unſer Altvater nebſt Herr M.
Schmeltzern
bey einer Kreiſſenden Frau antref-
fen, ſelbige kam bald darauff mit einer jungen Toch-
ter nieder, und verrichtete Herr Mag. Schmeltzer
allhier ſo gleich ſeinen erſten Tauff-Actum, worbey
Monſ. Wolffgang, ich und die nechſte Nachbarin
Tauff-Pathen abgaben, (ſelbiges junge Toͤchter-
lein, welches das erſte Kind war, ſo auf dieſer Jn-
ſul durch Prieſters Hand getaufft worden, und die
Nahmen Eberhardina Maria empfieng, iſt auf der
unterſten Linie der IX. Genealogiſchen Tabelle mit
NB.



bezeichnet.) Wir wurden hierauff von
dem Kindtauffen-Vater mit Wein, weiſſem
Brodte, und wohlſchmeckenden Fruͤchten tracti-

ret,
J 4
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[135/0149] Perſonen in den Felſen gehauen, da man ebenfalls Feuer halten, und gantz wohl auch im Winter dar- innen bleiben konte. Naͤchſt dieſen eine ordentliche Zug-Bruͤcke nach der verborgenen Treppe zu, von welcher man herab nach der Sand-Banck und See ſteigen konte, und ſelbiger zur Seiten zwey vortreff- liche Kloben und Winden, vermittelſt welcher man in einem Tage mehr als 1000. Centner Waaren auf-und nieder laſſen konte. Der angenehme pro- ſpect auf die Sand-Banck, in die offenbahre See, und dann lincker Hand in die ſchoͤne Bucht, welche aber einen ſehr gefaͤhrlichen Eingang hatte, war gantz ungemein, auſſer dem, daß man allhier auch die gantze Jnſul, als unſer kleines Paradieß, voͤllig uͤberſehen konte. Nachdem wir uͤber eine gute Stunde auf ſolcher Hoͤhe verweilet, und gluͤcklich wieder herunter kom- men waren, ließ ſich unſer Altvater nebſt Herr M. Schmeltzern bey einer Kreiſſenden Frau antref- fen, ſelbige kam bald darauff mit einer jungen Toch- ter nieder, und verrichtete Herr Mag. Schmeltzer allhier ſo gleich ſeinen erſten Tauff-Actum, worbey Monſ. Wolffgang, ich und die nechſte Nachbarin Tauff-Pathen abgaben, (ſelbiges junge Toͤchter- lein, welches das erſte Kind war, ſo auf dieſer Jn- ſul durch Prieſters Hand getaufft worden, und die Nahmen Eberhardina Maria empfieng, iſt auf der unterſten Linie der IX. Genealogiſchen Tabelle mit NB. bezeichnet.) Wir wurden hierauff von dem Kindtauffen-Vater mit Wein, weiſſem Brodte, und wohlſchmeckenden Fruͤchten tracti- ret, J 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/149>, abgerufen am 28.11.2024.