zu vermeiden, allein Mons. van Leuven konte der hefftigen Liebe ohnmöglich wiederstehen, sondern war Vorhabens, seine Concordiam heimlich zu entführen. Jedoch in Engelland, daßfals nieman- den Verdacht zu erwecken, muste ich mich als ein Frauenzimmer ankleiden, und unschuldiger Weise seine Gemahlin heissen.
So bald wir in London angelanget waren, be- gab er sich zu seinen getreuen Freunden, in deren Behausung er die Concordiam öffters, doch sehr heimlich, sprechen konte. Mit ihrem mittelsten Bruder hatte Mons. Leuven eine dermassen feste Freundschafft gemacht, daß es schiene, als wären sie beyde ein Hertz und eine Seele, und eben dieser Bruder hatte geschworen, allen möglichsten Fleiß anzuwenden, daß kein anderer Mann, als Carl Franz van Leuven, seine Schwester Concordiam ins Ehe Bette haben solte. Wie er denn aus eige- nem Triebe sich bemühet, einen Priester zu gewin- nen, welcher ohne den geringsten Scrupel die bey- den Verliebten, eines gewissen Abends, nehmlich am 9. Mart. ao. 1646. ordentlich und ehelich zusam- men giebt, und zwar in ihrer Baasen Hause, in- Beyseyn etlicher Zeugen, wie dieses Priesters ei- genhändiges Attestat und beyder Verliebten Ehe- Contract, den ich, von 6. Zeugen unterschrieben, annoch in meiner Verwahrung habe, klar bewei- set. Sie halten hierauf in eben dieser ihrer Baasen Hause ordentlich Beylager, machen sich in allen Stücken zu einer baldigen Flucht bereit, und war- ten auf nichts, als eine hierzu bequeme Gelegenheit. Der alte Plürs wuste von dieser geheimen Ver-
mählung
J
zu vermeiden, allein Monſ. van Leuven konte der hefftigen Liebe ohnmoͤglich wiederſtehen, ſondern war Vorhabens, ſeine Concordiam heimlich zu entfuͤhren. Jedoch in Engelland, daßfals nieman- den Verdacht zu erwecken, muſte ich mich als ein Frauenzimmer ankleiden, und unſchuldiger Weiſe ſeine Gemahlin heiſſen.
So bald wir in London angelanget waren, be- gab er ſich zu ſeinen getreuen Freunden, in deren Behauſung er die Concordiam oͤffters, doch ſehr heimlich, ſprechen konte. Mit ihrem mittelſten Bruder hatte Monſ. Leuven eine dermaſſen feſte Freundſchafft gemacht, daß es ſchiene, als waͤren ſie beyde ein Hertz und eine Seele, und eben dieſer Bruder hatte geſchworen, allen moͤglichſten Fleiß anzuwenden, daß kein anderer Mann, als Carl Franz van Leuven, ſeine Schweſter Concordiam ins Ehe Bette haben ſolte. Wie er denn aus eige- nem Triebe ſich bemuͤhet, einen Prieſter zu gewin- nen, welcher ohne den geringſten Scrupel die bey- den Verliebten, eines gewiſſen Abends, nehmlich am 9. Mart. ao. 1646. ordentlich und ehelich zuſam- men giebt, und zwar in ihrer Baaſen Hauſe, in- Beyſeyn etlicher Zeugen, wie dieſes Prieſters ei- genhaͤndiges Atteſtat und beyder Verliebten Ehe- Contract, den ich, von 6. Zeugen unterſchrieben, annoch in meiner Verwahrung habe, klar bewei- ſet. Sie halten hierauf in eben dieſer ihrer Baaſen Hauſe ordentlich Beylager, machen ſich in allen Stuͤcken zu einer baldigen Flucht bereit, und war- ten auf nichts, als eine hierzu bequeme Gelegenheit. Der alte Plürs wuſte von dieſer geheimen Ver-
maͤhlung
J
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0143"n="129"/>
zu vermeiden, allein <hirendition="#aq">Monſ. van Leuven</hi> konte der<lb/>
hefftigen Liebe ohnmoͤglich wiederſtehen, ſondern<lb/>
war Vorhabens, ſeine <hirendition="#aq">Concordiam</hi> heimlich zu<lb/>
entfuͤhren. Jedoch in Engelland, daßfals nieman-<lb/>
den Verdacht zu erwecken, muſte ich mich als ein<lb/>
Frauenzimmer ankleiden, und unſchuldiger Weiſe<lb/>ſeine Gemahlin heiſſen.</p><lb/><p>So bald wir in London angelanget waren, be-<lb/>
gab er ſich zu ſeinen getreuen Freunden, in deren<lb/>
Behauſung er die <hirendition="#aq">Concordiam</hi> oͤffters, doch ſehr<lb/>
heimlich, ſprechen konte. Mit ihrem mittelſten<lb/>
Bruder hatte <hirendition="#aq">Monſ. Leuven</hi> eine dermaſſen feſte<lb/>
Freundſchafft gemacht, daß es ſchiene, als waͤren<lb/>ſie beyde ein Hertz und eine Seele, und eben dieſer<lb/>
Bruder hatte geſchworen, allen moͤglichſten Fleiß<lb/>
anzuwenden, daß kein anderer Mann, als <hirendition="#aq">Carl<lb/>
Franz van Leuven,</hi>ſeine Schweſter <hirendition="#aq">Concordiam</hi><lb/>
ins Ehe Bette haben ſolte. Wie er denn aus eige-<lb/>
nem Triebe ſich bemuͤhet, einen Prieſter zu gewin-<lb/>
nen, welcher ohne den geringſten <hirendition="#aq">Scrupel</hi> die bey-<lb/>
den Verliebten, eines gewiſſen Abends, nehmlich<lb/>
am 9. <hirendition="#aq">Mart. ao.</hi> 1646. ordentlich und ehelich zuſam-<lb/>
men giebt, und zwar in ihrer Baaſen Hauſe, in-<lb/>
Beyſeyn etlicher Zeugen, wie dieſes Prieſters ei-<lb/>
genhaͤndiges <hirendition="#aq">Atteſtat</hi> und beyder Verliebten Ehe-<lb/><hirendition="#aq">Contract,</hi> den ich, von 6. Zeugen unterſchrieben,<lb/>
annoch in meiner Verwahrung habe, klar bewei-<lb/>ſet. Sie halten hierauf in eben dieſer ihrer Baaſen<lb/>
Hauſe ordentlich Beylager, machen ſich in allen<lb/>
Stuͤcken zu einer baldigen Flucht bereit, und war-<lb/>
ten auf nichts, als eine hierzu bequeme Gelegenheit.<lb/>
Der alte <hirendition="#aq">Plürs</hi> wuſte von dieſer geheimen Ver-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J</fw><fwplace="bottom"type="catch">maͤhlung</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[129/0143]
zu vermeiden, allein Monſ. van Leuven konte der
hefftigen Liebe ohnmoͤglich wiederſtehen, ſondern
war Vorhabens, ſeine Concordiam heimlich zu
entfuͤhren. Jedoch in Engelland, daßfals nieman-
den Verdacht zu erwecken, muſte ich mich als ein
Frauenzimmer ankleiden, und unſchuldiger Weiſe
ſeine Gemahlin heiſſen.
So bald wir in London angelanget waren, be-
gab er ſich zu ſeinen getreuen Freunden, in deren
Behauſung er die Concordiam oͤffters, doch ſehr
heimlich, ſprechen konte. Mit ihrem mittelſten
Bruder hatte Monſ. Leuven eine dermaſſen feſte
Freundſchafft gemacht, daß es ſchiene, als waͤren
ſie beyde ein Hertz und eine Seele, und eben dieſer
Bruder hatte geſchworen, allen moͤglichſten Fleiß
anzuwenden, daß kein anderer Mann, als Carl
Franz van Leuven, ſeine Schweſter Concordiam
ins Ehe Bette haben ſolte. Wie er denn aus eige-
nem Triebe ſich bemuͤhet, einen Prieſter zu gewin-
nen, welcher ohne den geringſten Scrupel die bey-
den Verliebten, eines gewiſſen Abends, nehmlich
am 9. Mart. ao. 1646. ordentlich und ehelich zuſam-
men giebt, und zwar in ihrer Baaſen Hauſe, in-
Beyſeyn etlicher Zeugen, wie dieſes Prieſters ei-
genhaͤndiges Atteſtat und beyder Verliebten Ehe-
Contract, den ich, von 6. Zeugen unterſchrieben,
annoch in meiner Verwahrung habe, klar bewei-
ſet. Sie halten hierauf in eben dieſer ihrer Baaſen
Hauſe ordentlich Beylager, machen ſich in allen
Stuͤcken zu einer baldigen Flucht bereit, und war-
ten auf nichts, als eine hierzu bequeme Gelegenheit.
Der alte Plürs wuſte von dieſer geheimen Ver-
maͤhlung
J
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/143>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.