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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Es war die gantze Land-Lust auf 8. Tage lang an-
gestellet, da aber wir nur den 3ten Tag abgewartet
hatten, und fort wolten, erbothen sich die meisten
uns das Geleite zu geben, allein der Herr von Leu-
ven
nebst denen Hoffnungs-vollen Schwieger-Söh-
nen des Herrn Plürs brachten es durch vieles Bitten
dahin, daß wir des folgenden Tages bey Zeiten ab-
reisen durfften, ohne von jemand begleitet zu wer-
den, dahero die gantze Gesellschafft ohngestöhrt bey-
sammen blieb.

So bald wir wiederum in Londen in unserm
Quartier angelanget waren, ließ mein Herr einen
schnellen Post-Wagen holen, unsere Sachen in al-
ler Eil aufpacken, und Tag und Nacht auf Douvres
jagen, allwo wir des andern Abends eintraffen, un-
sere Sachen auf ein parat liegendes Schiff schafften,
und mit gutem Winde nach Calais abfuhren.

Vor selbigen Hafen wartete alibereit ein ander
Schiff, weßwegen wir uns nebst allen unsern
Sachen dahinein begaben, das vorige Schiff zu-
rück gehen liessen, und den Weg nach Ost-Jndien
erwehleten. Es war allbereit Nacht, da ich in
das neue Schiff einstieg, allwo mich der Herr von
Leuven bey der Hand fassete, und in eine Cam-
mer führete, worinnen eine ungemein schöne
Weibs-Person bey einer jungen 24. jährigen
Manns-Personsaß. Mein liebster Albert Julius,
sagte der Herr van Leuven zu mir, nunmehro ist
der Haupt-Actus von unserer gespielten Comoe-
die
zum Ende, sehet, dieses ist Concordia Plürs,
das schönste Frauenzimmer, welches ihr gestern

viel-

Es war die gantze Land-Luſt auf 8. Tage lang an-
geſtellet, da aber wir nur den 3ten Tag abgewartet
hatten, und fort wolten, erbothen ſich die meiſten
uns das Geleite zu geben, allein der Herr von Leu-
ven
nebſt denen Hoffnungs-vollẽ Schwieger-Soͤh-
nen des Herrn Plürs brachten es durch vieles Bitten
dahin, daß wir des folgenden Tages bey Zeiten ab-
reiſen durfften, ohne von jemand begleitet zu wer-
den, dahero die gantze Geſellſchafft ohngeſtoͤhrt bey-
ſammen blieb.

So bald wir wiederum in Londen in unſerm
Quartier angelanget waren, ließ mein Herr einen
ſchnellen Poſt-Wagen holen, unſere Sachen in al-
ler Eil aufpacken, und Tag und Nacht auf Douvres
jagen, allwo wir des andern Abends eintraffen, un-
ſere Sachen auf ein parat liegendes Schiff ſchafften,
und mit gutem Winde nach Calais abfuhren.

Vor ſelbigen Hafen wartete alibereit ein ander
Schiff, weßwegen wir uns nebſt allen unſern
Sachen dahinein begaben, das vorige Schiff zu-
ruͤck gehen lieſſen, und den Weg nach Oſt-Jndien
erwehleten. Es war allbereit Nacht, da ich in
das neue Schiff einſtieg, allwo mich der Herr von
Leuven bey der Hand faſſete, und in eine Cam-
mer fuͤhrete, worinnen eine ungemein ſchoͤne
Weibs-Perſon bey einer jungen 24. jaͤhrigen
Manns-Perſonſaß. Mein liebſter Albert Julius,
ſagte der Herr van Leuven zu mir, nunmehro iſt
der Haupt-Actus von unſerer geſpielten Comœ-
die
zum Ende, ſehet, dieſes iſt Concordia Plürs,
das ſchoͤnſte Frauenzimmer, welches ihr geſtern

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[125/0139] Es war die gantze Land-Luſt auf 8. Tage lang an- geſtellet, da aber wir nur den 3ten Tag abgewartet hatten, und fort wolten, erbothen ſich die meiſten uns das Geleite zu geben, allein der Herr von Leu- ven nebſt denen Hoffnungs-vollẽ Schwieger-Soͤh- nen des Herrn Plürs brachten es durch vieles Bitten dahin, daß wir des folgenden Tages bey Zeiten ab- reiſen durfften, ohne von jemand begleitet zu wer- den, dahero die gantze Geſellſchafft ohngeſtoͤhrt bey- ſammen blieb. So bald wir wiederum in Londen in unſerm Quartier angelanget waren, ließ mein Herr einen ſchnellen Poſt-Wagen holen, unſere Sachen in al- ler Eil aufpacken, und Tag und Nacht auf Douvres jagen, allwo wir des andern Abends eintraffen, un- ſere Sachen auf ein parat liegendes Schiff ſchafften, und mit gutem Winde nach Calais abfuhren. Vor ſelbigen Hafen wartete alibereit ein ander Schiff, weßwegen wir uns nebſt allen unſern Sachen dahinein begaben, das vorige Schiff zu- ruͤck gehen lieſſen, und den Weg nach Oſt-Jndien erwehleten. Es war allbereit Nacht, da ich in das neue Schiff einſtieg, allwo mich der Herr von Leuven bey der Hand faſſete, und in eine Cam- mer fuͤhrete, worinnen eine ungemein ſchoͤne Weibs-Perſon bey einer jungen 24. jaͤhrigen Manns-Perſonſaß. Mein liebſter Albert Julius, ſagte der Herr van Leuven zu mir, nunmehro iſt der Haupt-Actus von unſerer geſpielten Comœ- die zum Ende, ſehet, dieſes iſt Concordia Plürs, das ſchoͤnſte Frauenzimmer, welches ihr geſtern viel-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/139>, abgerufen am 25.11.2024.