gutem Recht gönnen könnet, weil ihr an dieser eurer Gemahlin einen solchen Schatz gesunden, den euch vielleicht viele andere Manns-Personen mißgönnen werden. Mein liebster Freund, antwortete mein Herr, ich kan nicht läugnen, daß ich eure Liebste, die Concordiam, von Grund der Seelen geliebet ha- be, und sie nur noch vor weniger Zeit ungemein gern zur Gemahlin gehabt hätte, weil aber unsere beyden Väter, und vielleicht der Himmel selbst nicht in unsere Vermählung einwilligen wolten; so habe nur vor etlichen Monathen meinen Sinn geändert, und mich mit dieser Dame verheyrathet, bey welcher ich alle diejenigen Tugenden gefunden habe, welche ihr als Bräutigam vielleicht in wenig Tagen bey der Concordia findet werdet. Jch vor meine Person wünsche zu eurer Vermählung tausendsaches Ver- gnügen, und zwar so, wie ich dasselbe mit dieser meiner Liebsten beständig geniesse, beklage aber nichts mehr, als daß mich meine Angelegenheiten so eilig wieder- um nach Hause treiben, mithin verhindern, eurer Hochzeit als ein frölicher Gast beyzuwohnen.
Der junge Kauffmann stutzte, und wolte nicht glauben, daß der Herr von Leuven so bald nach Antwerpen zurück kehren müsse, da er aber den Ernst vermerckte, und seinen vermeinten Schwieger- Vater Plürs, unsern Wohlthäter, herzu ruffte, ging es an ein gewaltiges Nöthigen, jedoch der Herr von Leuven blieb nach vielen dargethanen Ent- schuldigungen bey seinem Vorsatze, morgenden Mittag abzureisen, und nahm schon im voraus von der gantzen Gesellschafft Abschied.
Es
gutem Recht goͤnnen koͤnnet, weil ihr an dieſer eurer Gemahlin einen ſolchen Schatz geſunden, den euch vielleicht viele andere Manns-Perſonen mißgoͤnnen werden. Mein liebſter Freund, antwortete mein Herr, ich kan nicht laͤugnen, daß ich eure Liebſte, die Concordiam, von Grund der Seelen geliebet ha- be, und ſie nur noch vor weniger Zeit ungemein gern zur Gemahlin gehabt haͤtte, weil aber unſere beyden Vaͤter, und vielleicht der Himmel ſelbſt nicht in unſere Vermaͤhlung einwilligen wolten; ſo habe nur vor etlichen Monathen meinen Siñ geaͤndert, und mich mit dieſer Dame verheyrathet, bey welcher ich alle diejenigen Tugenden gefunden habe, welche ihr als Braͤutigam vielleicht in wenig Tagen bey der Concordia findet werdet. Jch vor meine Perſon wuͤnſche zu eurer Vermaͤhlung tauſendſaches Ver- gnuͤgen, und zwar ſo, wie ich daſſelbe mit dieſer meiner Liebſten beſtaͤndig genieſſe, beklage aber nichts mehr, als daß mich meine Angelegenheiten ſo eilig wieder- um nach Hauſe treiben, mithin verhindern, eurer Hochzeit als ein froͤlicher Gaſt beyzuwohnen.
Der junge Kauffmann ſtutzte, und wolte nicht glauben, daß der Herr von Leuven ſo bald nach Antwerpen zuruͤck kehren muͤſſe, da er aber den Ernſt vermerckte, und ſeinen vermeinten Schwieger- Vater Plürs, unſern Wohlthaͤter, herzu ruffte, ging es an ein gewaltiges Noͤthigen, jedoch der Herr von Leuven blieb nach vielen dargethanen Ent- ſchuldigungen bey ſeinem Vorſatze, morgenden Mittag abzureiſen, und nahm ſchon im voraus von der gantzen Geſellſchafft Abſchied.
Es
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0138"n="124"/>
gutem Recht goͤnnen koͤnnet, weil ihr an dieſer eurer<lb/>
Gemahlin einen ſolchen Schatz geſunden, den euch<lb/>
vielleicht viele andere Manns-Perſonen mißgoͤnnen<lb/>
werden. Mein liebſter Freund, antwortete mein<lb/>
Herr, ich kan nicht laͤugnen, daß ich eure Liebſte, die<lb/><hirendition="#aq">Concordiam,</hi> von Grund der Seelen geliebet ha-<lb/>
be, und ſie nur noch vor weniger Zeit ungemein<lb/>
gern zur Gemahlin gehabt haͤtte, weil aber unſere<lb/>
beyden Vaͤter, und vielleicht der Himmel ſelbſt nicht<lb/>
in unſere Vermaͤhlung einwilligen wolten; ſo habe<lb/>
nur vor etlichen Monathen meinen Siñ geaͤndert, und<lb/>
mich mit dieſer <hirendition="#aq">Dame</hi> verheyrathet, bey welcher ich<lb/>
alle diejenigen Tugenden gefunden habe, welche ihr<lb/>
als Braͤutigam vielleicht in wenig Tagen bey der<lb/><hirendition="#aq">Concordia</hi> findet werdet. Jch vor meine Perſon<lb/>
wuͤnſche zu eurer Vermaͤhlung tauſendſaches Ver-<lb/>
gnuͤgen, und zwar ſo, wie ich daſſelbe mit dieſer meiner<lb/>
Liebſten beſtaͤndig genieſſe, beklage aber nichts mehr,<lb/>
als daß mich meine Angelegenheiten ſo eilig wieder-<lb/>
um nach Hauſe treiben, mithin verhindern, eurer<lb/>
Hochzeit als ein froͤlicher Gaſt beyzuwohnen.</p><lb/><p>Der junge Kauffmann ſtutzte, und wolte nicht<lb/>
glauben, daß der Herr von <hirendition="#aq">Leuven</hi>ſo bald nach<lb/>
Antwerpen zuruͤck kehren muͤſſe, da er aber den Ernſt<lb/>
vermerckte, und ſeinen vermeinten Schwieger-<lb/>
Vater <hirendition="#aq">Plürs,</hi> unſern Wohlthaͤter, herzu ruffte,<lb/>
ging es an ein gewaltiges Noͤthigen, jedoch der Herr<lb/>
von <hirendition="#aq">Leuven</hi> blieb nach vielen dargethanen Ent-<lb/>ſchuldigungen bey ſeinem Vorſatze, morgenden<lb/>
Mittag abzureiſen, und nahm ſchon im voraus von<lb/>
der gantzen Geſellſchafft Abſchied.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[124/0138]
gutem Recht goͤnnen koͤnnet, weil ihr an dieſer eurer
Gemahlin einen ſolchen Schatz geſunden, den euch
vielleicht viele andere Manns-Perſonen mißgoͤnnen
werden. Mein liebſter Freund, antwortete mein
Herr, ich kan nicht laͤugnen, daß ich eure Liebſte, die
Concordiam, von Grund der Seelen geliebet ha-
be, und ſie nur noch vor weniger Zeit ungemein
gern zur Gemahlin gehabt haͤtte, weil aber unſere
beyden Vaͤter, und vielleicht der Himmel ſelbſt nicht
in unſere Vermaͤhlung einwilligen wolten; ſo habe
nur vor etlichen Monathen meinen Siñ geaͤndert, und
mich mit dieſer Dame verheyrathet, bey welcher ich
alle diejenigen Tugenden gefunden habe, welche ihr
als Braͤutigam vielleicht in wenig Tagen bey der
Concordia findet werdet. Jch vor meine Perſon
wuͤnſche zu eurer Vermaͤhlung tauſendſaches Ver-
gnuͤgen, und zwar ſo, wie ich daſſelbe mit dieſer meiner
Liebſten beſtaͤndig genieſſe, beklage aber nichts mehr,
als daß mich meine Angelegenheiten ſo eilig wieder-
um nach Hauſe treiben, mithin verhindern, eurer
Hochzeit als ein froͤlicher Gaſt beyzuwohnen.
Der junge Kauffmann ſtutzte, und wolte nicht
glauben, daß der Herr von Leuven ſo bald nach
Antwerpen zuruͤck kehren muͤſſe, da er aber den Ernſt
vermerckte, und ſeinen vermeinten Schwieger-
Vater Plürs, unſern Wohlthaͤter, herzu ruffte,
ging es an ein gewaltiges Noͤthigen, jedoch der Herr
von Leuven blieb nach vielen dargethanen Ent-
ſchuldigungen bey ſeinem Vorſatze, morgenden
Mittag abzureiſen, und nahm ſchon im voraus von
der gantzen Geſellſchafft Abſchied.
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/138>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.