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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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ger und Durst plagten mich, wegen der gethanen
starcken Reise gantz ungem ein, doch da ich nunmeh-
ro auf keinem Dorffe, sondern in Braunschweig ein-
zukehren gesonnen war, tröstete ich meinen Magen
immer mit demjenigen 24. Marien-Groschen-Stü-
cke, welches mir der Amtmann vor 2. Tagen ge-
schenckt, als ich mit ihm aus Braunschweig gefah-
ren, und dieses vor mich so fatale Spiel verabredet
hatte.

Allein, wie erschrack ich nicht, da mir das helle
Tages-Licht zeigte, daß ich in der Angst unrechte
Hosen und an statt der meinigen des Herrn Praece-
ptoris
seine ergriffen. Wie wohl, es war mir eben
nicht um die Hosen, sondern nur um mein schön Stü-
cke Geld zu thun, doch ich sand keine Ursache, den
unvorsichtigen Tausch zu bereuen, weil ich in des
Praeceptors Hosen bey nahe 6. Thlr. Silber-Geld,
und über dieses einen Beutel mit 30. spec. Ducaten
fand. Demnach klagte ich bey meiner plötzlichen
Flucht weiter nichts, als daß nur nicht erlaubt gewe-
sen, von dem ehrlichen Amtmanne, der an mir als
ein treuer Vater gehandelt, mündlich danckbaren
Abschied zu nehmen. Doch ich that es schrifftlich
desto nachdrücklicher, entschuldigte mein Versehen
wegen der vertauschten Hosen aufs beste, kauffte
mir in Braunschweig die nöthigsten Sachen ein,
dung mich auf die geschwinde Post, und fuhr nach
Bremen, allwo ich von der beschwerlichen und unge-
wöhnlich weiten Reise sattsam auszuruhen willens
hatte.

Warum ich nach Bremen gereiset war? wuste
ich mir selbst nicht zu sagen. Ausser dem, daß es die

erste

ger und Durſt plagten mich, wegen der gethanen
ſtarcken Reiſe gantz ungem ein, doch da ich nunmeh-
ro auf keinem Dorffe, ſondern in Braunſchweig ein-
zukehren geſonnen war, troͤſtete ich meinen Magen
immer mit demjenigen 24. Marien-Groſchen-Stuͤ-
cke, welches mir der Amtmann vor 2. Tagen ge-
ſchenckt, als ich mit ihm aus Braunſchweig gefah-
ren, und dieſes vor mich ſo fatale Spiel verabredet
hatte.

Allein, wie erſchrack ich nicht, da mir das helle
Tages-Licht zeigte, daß ich in der Angſt unrechte
Hoſen und an ſtatt der meinigen des Herrn Præce-
ptoris
ſeine ergriffen. Wie wohl, es war mir eben
nicht um die Hoſen, ſondern nur um mein ſchoͤn Stuͤ-
cke Geld zu thun, doch ich ſand keine Urſache, den
unvorſichtigen Tauſch zu bereuen, weil ich in des
Præceptors Hoſen bey nahe 6. Thlr. Silber-Geld,
und uͤber dieſes einen Beutel mit 30. ſpec. Ducaten
fand. Demnach klagte ich bey meiner ploͤtzlichen
Flucht weiter nichts, als daß nur nicht erlaubt gewe-
ſen, von dem ehrlichen Amtmanne, der an mir als
ein treuer Vater gehandelt, muͤndlich danckbaren
Abſchied zu nehmen. Doch ich that es ſchrifftlich
deſto nachdruͤcklicher, entſchuldigte mein Verſehen
wegen der vertauſchten Hoſen aufs beſte, kauffte
mir in Braunſchweig die noͤthigſten Sachen ein,
dung mich auf die geſchwinde Poſt, und fuhr nach
Bremen, allwo ich von der beſchwerlichen und unge-
woͤhnlich weiten Reiſe ſattſam auszuruhen willens
hatte.

Warum ich nach Bremen gereiſet war? wuſte
ich mir ſelbſt nicht zu ſagen. Auſſer dem, daß es die

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[116/0130] ger und Durſt plagten mich, wegen der gethanen ſtarcken Reiſe gantz ungem ein, doch da ich nunmeh- ro auf keinem Dorffe, ſondern in Braunſchweig ein- zukehren geſonnen war, troͤſtete ich meinen Magen immer mit demjenigen 24. Marien-Groſchen-Stuͤ- cke, welches mir der Amtmann vor 2. Tagen ge- ſchenckt, als ich mit ihm aus Braunſchweig gefah- ren, und dieſes vor mich ſo fatale Spiel verabredet hatte. Allein, wie erſchrack ich nicht, da mir das helle Tages-Licht zeigte, daß ich in der Angſt unrechte Hoſen und an ſtatt der meinigen des Herrn Præce- ptoris ſeine ergriffen. Wie wohl, es war mir eben nicht um die Hoſen, ſondern nur um mein ſchoͤn Stuͤ- cke Geld zu thun, doch ich ſand keine Urſache, den unvorſichtigen Tauſch zu bereuen, weil ich in des Præceptors Hoſen bey nahe 6. Thlr. Silber-Geld, und uͤber dieſes einen Beutel mit 30. ſpec. Ducaten fand. Demnach klagte ich bey meiner ploͤtzlichen Flucht weiter nichts, als daß nur nicht erlaubt gewe- ſen, von dem ehrlichen Amtmanne, der an mir als ein treuer Vater gehandelt, muͤndlich danckbaren Abſchied zu nehmen. Doch ich that es ſchrifftlich deſto nachdruͤcklicher, entſchuldigte mein Verſehen wegen der vertauſchten Hoſen aufs beſte, kauffte mir in Braunſchweig die noͤthigſten Sachen ein, dung mich auf die geſchwinde Poſt, und fuhr nach Bremen, allwo ich von der beſchwerlichen und unge- woͤhnlich weiten Reiſe ſattſam auszuruhen willens hatte. Warum ich nach Bremen gereiſet war? wuſte ich mir ſelbſt nicht zu ſagen. Auſſer dem, daß es die erſte

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/130>, abgerufen am 26.11.2024.