ten, fieng Herr M. Schmeltzer den Gottesdienst unter freyen Himmel an, und Predigte über das or- dentliche Sonntags Evangelium, vom Greuel der Verwüstung, fast über 2. Stunden lang, ohne sich und seine Zuhörer zu ermüden/ als welche Letztere alles andere zu vergessen, und nur ihn noch länger zuzuhören begierig schienen. Er hatte gantz unge- meine Meditationes über die wunderbahren Wege GOttes, Kirchen zu bauen, und selbige wieder- um zu verwüsten, brachte anbey die Application auf den gegenwärtigen Zustand der sämtlichen Ein- wohner dieser Jnsul dermassen beweglich vor, daß, wenn auch die Helffte von den Zuhörern die gröb- sten Atheisten gewesen wären, dennoch keiner da- von ungerührt bleiben können.
Jed wedes von auswärtigen Zuhörern hatte sich nach vollendeten Gottesdienste, mit benöthigten Speisen versorgt, wem es aber ja fehlete, der durffte sich nur bey dem Altvater auf der Burg melden, als welcher alle nach Nothdurfft sättigen ließ. Nach- mittags wurde abermals ordentlicher Gottesdienst und Catechiswus- Examen gehalten, welches über 4. Stunden lang währete, und hätten, nebst Herrn M. Schmeltzern, wir Einkömmlinge nimmer- mehr verweynet dieses Orts Menschen anzutreffen, welche in den Glaubens-Articuln so trefflich wohl unterrichtet wären, wie sich doch zu unsern grösten Vergnügen so wohl Junge als Alte finden liessen. Da nun auch dieses vorüber war, beredete sich Al- bertus mit den Aeltesten und Vorstehern der 9. Stämme, und zeigte ihnen den Platz, wo er geson- nen wäre eine Kirche aufbauen zu lassen. Dersel-
be
ten, fieng Herr M. Schmeltzer den Gottesdienſt unter freyen Himmel an, und Predigte uͤber das or- dentliche Sonntags Evangelium, vom Greuel der Verwuͤſtung, faſt uͤber 2. Stunden lang, ohne ſich und ſeine Zuhoͤrer zu ermuͤden/ als welche Letztere alles andere zu vergeſſen, und nur ihn noch laͤnger zuzuhoͤren begierig ſchienen. Er hatte gantz unge- meine Meditationes uͤber die wunderbahren Wege GOttes, Kirchen zu bauen, und ſelbige wieder- um zu verwuͤſten, brachte anbey die Application auf den gegenwaͤrtigen Zuſtand der ſaͤmtlichen Ein- wohner dieſer Jnſul dermaſſen beweglich vor, daß, wenn auch die Helffte von den Zuhoͤrern die groͤb- ſten Atheiſten geweſen waͤren, dennoch keiner da- von ungeruͤhrt bleiben koͤnnen.
Jed wedes von auswaͤrtigen Zuhoͤrern hatte ſich nach vollendeten Gottesdienſte, mit benoͤthigten Speiſen verſorgt, wem es aber ja fehlete, der durffte ſich nur bey dem Altvater auf der Burg melden, als welcher alle nach Nothdurfft ſaͤttigen ließ. Nach- mittags wurde abermals ordentlicher Gottesdienſt und Catechiſwus- Examen gehalten, welches uͤber 4. Stunden lang waͤhrete, und haͤtten, nebſt Herrn M. Schmeltzern, wir Einkoͤmmlinge nimmer- mehr verweynet dieſes Orts Menſchen anzutreffen, welche in den Glaubens-Articuln ſo trefflich wohl unterrichtet waͤren, wie ſich doch zu unſern groͤſten Vergnuͤgen ſo wohl Junge als Alte finden lieſſen. Da nun auch dieſes voruͤber war, beredete ſich Al- bertus mit den Aelteſten und Vorſtehern der 9. Staͤmme, und zeigte ihnen den Platz, wo er geſon- nen waͤre eine Kirche aufbauen zu laſſen. Derſel-
be
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0121"n="107"/>
ten, fieng Herr <hirendition="#aq">M. Schmeltzer</hi> den Gottesdienſt<lb/>
unter freyen Himmel an, und Predigte uͤber das or-<lb/>
dentliche Sonntags Evangelium, vom Greuel der<lb/>
Verwuͤſtung, faſt uͤber 2. Stunden lang, ohne ſich<lb/>
und ſeine Zuhoͤrer zu ermuͤden/ als welche Letztere<lb/>
alles andere zu vergeſſen, und nur ihn noch laͤnger<lb/>
zuzuhoͤren begierig ſchienen. Er hatte gantz unge-<lb/>
meine <hirendition="#aq">Meditationes</hi> uͤber die wunderbahren Wege<lb/>
GOttes, Kirchen zu bauen, und ſelbige wieder-<lb/>
um zu verwuͤſten, brachte anbey die <hirendition="#aq">Application</hi> auf<lb/>
den gegenwaͤrtigen Zuſtand der ſaͤmtlichen Ein-<lb/>
wohner dieſer Jnſul dermaſſen beweglich vor, daß,<lb/>
wenn auch die Helffte von den Zuhoͤrern die groͤb-<lb/>ſten <hirendition="#aq">Atheiſt</hi>en geweſen waͤren, dennoch keiner da-<lb/>
von ungeruͤhrt bleiben koͤnnen.</p><lb/><p>Jed wedes von auswaͤrtigen Zuhoͤrern hatte ſich<lb/>
nach vollendeten Gottesdienſte, mit benoͤthigten<lb/>
Speiſen verſorgt, wem es aber ja fehlete, der durffte<lb/>ſich nur bey dem Altvater auf der Burg melden, als<lb/>
welcher alle nach Nothdurfft ſaͤttigen ließ. Nach-<lb/>
mittags wurde abermals ordentlicher Gottesdienſt<lb/>
und Catechiſwus- <hirendition="#aq">Exam</hi>en gehalten, welches uͤber<lb/>
4. Stunden lang waͤhrete, und haͤtten, nebſt Herrn<lb/><hirendition="#aq">M. Schmeltzern,</hi> wir Einkoͤmmlinge nimmer-<lb/>
mehr verweynet dieſes Orts Menſchen anzutreffen,<lb/>
welche in den Glaubens-Articuln ſo trefflich wohl<lb/>
unterrichtet waͤren, wie ſich doch zu unſern groͤſten<lb/>
Vergnuͤgen ſo wohl Junge als Alte finden lieſſen.<lb/>
Da nun auch dieſes voruͤber war, beredete ſich <hirendition="#aq">Al-<lb/>
bertus</hi> mit den Aelteſten und Vorſtehern der 9.<lb/>
Staͤmme, und zeigte ihnen den Platz, wo er geſon-<lb/>
nen waͤre eine Kirche aufbauen zu laſſen. Derſel-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">be</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[107/0121]
ten, fieng Herr M. Schmeltzer den Gottesdienſt
unter freyen Himmel an, und Predigte uͤber das or-
dentliche Sonntags Evangelium, vom Greuel der
Verwuͤſtung, faſt uͤber 2. Stunden lang, ohne ſich
und ſeine Zuhoͤrer zu ermuͤden/ als welche Letztere
alles andere zu vergeſſen, und nur ihn noch laͤnger
zuzuhoͤren begierig ſchienen. Er hatte gantz unge-
meine Meditationes uͤber die wunderbahren Wege
GOttes, Kirchen zu bauen, und ſelbige wieder-
um zu verwuͤſten, brachte anbey die Application auf
den gegenwaͤrtigen Zuſtand der ſaͤmtlichen Ein-
wohner dieſer Jnſul dermaſſen beweglich vor, daß,
wenn auch die Helffte von den Zuhoͤrern die groͤb-
ſten Atheiſten geweſen waͤren, dennoch keiner da-
von ungeruͤhrt bleiben koͤnnen.
Jed wedes von auswaͤrtigen Zuhoͤrern hatte ſich
nach vollendeten Gottesdienſte, mit benoͤthigten
Speiſen verſorgt, wem es aber ja fehlete, der durffte
ſich nur bey dem Altvater auf der Burg melden, als
welcher alle nach Nothdurfft ſaͤttigen ließ. Nach-
mittags wurde abermals ordentlicher Gottesdienſt
und Catechiſwus- Examen gehalten, welches uͤber
4. Stunden lang waͤhrete, und haͤtten, nebſt Herrn
M. Schmeltzern, wir Einkoͤmmlinge nimmer-
mehr verweynet dieſes Orts Menſchen anzutreffen,
welche in den Glaubens-Articuln ſo trefflich wohl
unterrichtet waͤren, wie ſich doch zu unſern groͤſten
Vergnuͤgen ſo wohl Junge als Alte finden lieſſen.
Da nun auch dieſes voruͤber war, beredete ſich Al-
bertus mit den Aelteſten und Vorſtehern der 9.
Staͤmme, und zeigte ihnen den Platz, wo er geſon-
nen waͤre eine Kirche aufbauen zu laſſen. Derſel-
be
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/121>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.