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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Resultate von 1816--43.
in diesen Zahlen begriffen ist. Die Tuchmacher und Tuch-
scheerer sind zwar theilweise schon in übler Lage; aber
sonst ist der Handwebstuhl noch unangefochten. Die
Zahl der Webstühle nimmt sogar in den meisten Branchen
einen raschen Aufschwung bis 1840; erst in den rück-
gehenden Zahlen von 1843 zeigt sich der Eintritt der
Weberkrisis, die siegende Konkurrenz der neuen vollen-
deteren Technik.

Die vorstehenden Folgerungen aus der Tabelle für
1816--43 galten dem Hauptresultat, das dahin ging:
Stabilität in den zwanziger, Fortschritt in den dreißiger
Jahren. Ein solches Gesammtresultat kann nun aber auf
sehr verschiedene Weise erreicht sein; es kann ausschließlich
durch die Meister- oder durch die Gehülfenzahl oder
gleichmäßig durch beide, es kann erzielt sein dadurch,
daß einzelne Gewerbe ganz zu Grunde gingen, während
andere um so kräftiger erblühten. Obwohl hier noch
nicht näher in dieses Detail eingegangen werden soll,
muß ich wenigstens einige Worte nach beiden Richtungen
hin beifügen.

Die Bewegung der einzelnen Gewerbe ist natür-
lich keine ganz gleichmäßige; aber doch handelt es sich
um keine allzugroßen Differenzen, nicht um den Unter-
gang einzelner Gewerbe, für die andere an die Stelle
träten. Es gehen einzelne etwas zurück, andere und
zwar sehr viele bleiben der Bevölkerung parallel, wieder
andere nehmen etwas stärker zu. Besonders in einzelnen
Perioden ist die Differenz etwas größer. Die stärkste
Zunahme erfolgt 1831--34; nach der Depression von
Revolution und Cholera, nach der Bildung des Zoll-

5 *

Die Reſultate von 1816—43.
in dieſen Zahlen begriffen iſt. Die Tuchmacher und Tuch-
ſcheerer ſind zwar theilweiſe ſchon in übler Lage; aber
ſonſt iſt der Handwebſtuhl noch unangefochten. Die
Zahl der Webſtühle nimmt ſogar in den meiſten Branchen
einen raſchen Aufſchwung bis 1840; erſt in den rück-
gehenden Zahlen von 1843 zeigt ſich der Eintritt der
Weberkriſis, die ſiegende Konkurrenz der neuen vollen-
deteren Technik.

Die vorſtehenden Folgerungen aus der Tabelle für
1816—43 galten dem Hauptreſultat, das dahin ging:
Stabilität in den zwanziger, Fortſchritt in den dreißiger
Jahren. Ein ſolches Geſammtreſultat kann nun aber auf
ſehr verſchiedene Weiſe erreicht ſein; es kann ausſchließlich
durch die Meiſter- oder durch die Gehülfenzahl oder
gleichmäßig durch beide, es kann erzielt ſein dadurch,
daß einzelne Gewerbe ganz zu Grunde gingen, während
andere um ſo kräftiger erblühten. Obwohl hier noch
nicht näher in dieſes Detail eingegangen werden ſoll,
muß ich wenigſtens einige Worte nach beiden Richtungen
hin beifügen.

Die Bewegung der einzelnen Gewerbe iſt natür-
lich keine ganz gleichmäßige; aber doch handelt es ſich
um keine allzugroßen Differenzen, nicht um den Unter-
gang einzelner Gewerbe, für die andere an die Stelle
träten. Es gehen einzelne etwas zurück, andere und
zwar ſehr viele bleiben der Bevölkerung parallel, wieder
andere nehmen etwas ſtärker zu. Beſonders in einzelnen
Perioden iſt die Differenz etwas größer. Die ſtärkſte
Zunahme erfolgt 1831—34; nach der Depreſſion von
Revolution und Cholera, nach der Bildung des Zoll-

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[67/0089] Die Reſultate von 1816—43. in dieſen Zahlen begriffen iſt. Die Tuchmacher und Tuch- ſcheerer ſind zwar theilweiſe ſchon in übler Lage; aber ſonſt iſt der Handwebſtuhl noch unangefochten. Die Zahl der Webſtühle nimmt ſogar in den meiſten Branchen einen raſchen Aufſchwung bis 1840; erſt in den rück- gehenden Zahlen von 1843 zeigt ſich der Eintritt der Weberkriſis, die ſiegende Konkurrenz der neuen vollen- deteren Technik. Die vorſtehenden Folgerungen aus der Tabelle für 1816—43 galten dem Hauptreſultat, das dahin ging: Stabilität in den zwanziger, Fortſchritt in den dreißiger Jahren. Ein ſolches Geſammtreſultat kann nun aber auf ſehr verſchiedene Weiſe erreicht ſein; es kann ausſchließlich durch die Meiſter- oder durch die Gehülfenzahl oder gleichmäßig durch beide, es kann erzielt ſein dadurch, daß einzelne Gewerbe ganz zu Grunde gingen, während andere um ſo kräftiger erblühten. Obwohl hier noch nicht näher in dieſes Detail eingegangen werden ſoll, muß ich wenigſtens einige Worte nach beiden Richtungen hin beifügen. Die Bewegung der einzelnen Gewerbe iſt natür- lich keine ganz gleichmäßige; aber doch handelt es ſich um keine allzugroßen Differenzen, nicht um den Unter- gang einzelner Gewerbe, für die andere an die Stelle träten. Es gehen einzelne etwas zurück, andere und zwar ſehr viele bleiben der Bevölkerung parallel, wieder andere nehmen etwas ſtärker zu. Beſonders in einzelnen Perioden iſt die Differenz etwas größer. Die ſtärkſte Zunahme erfolgt 1831—34; nach der Depreſſion von Revolution und Cholera, nach der Bildung des Zoll- 5 *

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/89>, abgerufen am 22.11.2024.