Von 1861 bis zur Gegenwart sehen wir ähnliche Resultate; die 1353 Geschäfte, welche 1861 in der Rheinprovinz waren, sind bis 1867 auf 1155 gesunken,1 während die Produktion noch zunahm; aber auch 1867 ist die durchschnittliche Quantität verarbeiteter Häute, welche dort auf eine Gerberei kommt, nicht über 656 Ztnr. mit einem Durchschnittswerth des fertigen Produktes von 5939 Thlr. für je eine Gerberei. Das deutet immer noch auf Geschäfte hin, welche im Durch- schnitt zwischen großem und kleinem Betrieb in der Mitte stehen.
Das wichtigste Gewerbe in der Verarbeitung des Leders sind die Schuhmacher; sie sind überhaupt fast überall das zahlreichste Gewerbe;2 selbst Preußen, Posen, Pommern haben im Verhältniß zur Bevölkerung nicht sehr viel weniger Schuhmacher als Westfalen und die Rheinprovinz; die größte Zahl Schuhmachermeister hat Württemberg (73 auf 10000 Einw., 52 in Altpreußen), während nach Viebahn in Frankreich 52, in Oestreich 20 Meister auf dieselbe Einwohnerzahl kommen. Was die historische Entwicklung betrifft, so wirken man- cherlei Ursachen neben und gegen einander. Ich theile zunächst das Resultat der preußischen Aufnahmen mit, um daran die weiteren Bemerkungen zu knüpfen. Man zählte:
1 Bienengräber, Statistik des Verkehrs, S. 397.
2 Vgl. oben S. 302; ferner Mittheilungen I, 234; Tabellen und amtliche Nachrichten V, 833. Viebahn III, 680.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Von 1861 bis zur Gegenwart ſehen wir ähnliche Reſultate; die 1353 Geſchäfte, welche 1861 in der Rheinprovinz waren, ſind bis 1867 auf 1155 geſunken,1 während die Produktion noch zunahm; aber auch 1867 iſt die durchſchnittliche Quantität verarbeiteter Häute, welche dort auf eine Gerberei kommt, nicht über 656 Ztnr. mit einem Durchſchnittswerth des fertigen Produktes von 5939 Thlr. für je eine Gerberei. Das deutet immer noch auf Geſchäfte hin, welche im Durch- ſchnitt zwiſchen großem und kleinem Betrieb in der Mitte ſtehen.
Das wichtigſte Gewerbe in der Verarbeitung des Leders ſind die Schuhmacher; ſie ſind überhaupt faſt überall das zahlreichſte Gewerbe;2 ſelbſt Preußen, Poſen, Pommern haben im Verhältniß zur Bevölkerung nicht ſehr viel weniger Schuhmacher als Weſtfalen und die Rheinprovinz; die größte Zahl Schuhmachermeiſter hat Württemberg (73 auf 10000 Einw., 52 in Altpreußen), während nach Viebahn in Frankreich 52, in Oeſtreich 20 Meiſter auf dieſelbe Einwohnerzahl kommen. Was die hiſtoriſche Entwicklung betrifft, ſo wirken man- cherlei Urſachen neben und gegen einander. Ich theile zunächſt das Reſultat der preußiſchen Aufnahmen mit, um daran die weiteren Bemerkungen zu knüpfen. Man zählte:
1 Bienengräber, Statiſtik des Verkehrs, S. 397.
2 Vgl. oben S. 302; ferner Mittheilungen I, 234; Tabellen und amtliche Nachrichten V, 833. Viebahn III, 680.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0644"n="622"/><fwplace="top"type="header">Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.</fw><lb/><p>Von 1861 bis zur Gegenwart ſehen wir ähnliche<lb/>
Reſultate; die 1353 Geſchäfte, welche 1861 in der<lb/>
Rheinprovinz waren, ſind bis 1867 auf 1155 geſunken,<noteplace="foot"n="1">Bienengräber, Statiſtik des Verkehrs, S. 397.</note><lb/>
während die Produktion noch zunahm; aber auch 1867<lb/>
iſt die durchſchnittliche Quantität verarbeiteter Häute,<lb/>
welche dort auf eine Gerberei kommt, nicht über<lb/>
656 Ztnr. mit einem Durchſchnittswerth des fertigen<lb/>
Produktes von 5939 Thlr. für je eine Gerberei. Das<lb/>
deutet immer noch auf Geſchäfte hin, welche im Durch-<lb/>ſchnitt zwiſchen großem und kleinem Betrieb in der<lb/>
Mitte ſtehen.</p><lb/><p>Das wichtigſte Gewerbe in der Verarbeitung des<lb/>
Leders ſind die Schuhmacher; ſie ſind überhaupt faſt<lb/>
überall das zahlreichſte Gewerbe;<noteplace="foot"n="2">Vgl. oben S. 302; ferner Mittheilungen <hirendition="#aq">I,</hi> 234;<lb/>
Tabellen und amtliche Nachrichten <hirendition="#aq">V,</hi> 833. Viebahn <hirendition="#aq">III,</hi> 680.</note>ſelbſt Preußen, Poſen,<lb/>
Pommern haben im Verhältniß zur Bevölkerung nicht<lb/>ſehr viel weniger Schuhmacher als Weſtfalen und die<lb/>
Rheinprovinz; die größte Zahl Schuhmachermeiſter hat<lb/>
Württemberg (73 auf 10000 Einw., 52 in Altpreußen),<lb/>
während nach Viebahn in Frankreich 52, in Oeſtreich<lb/>
20 Meiſter auf dieſelbe Einwohnerzahl kommen. Was<lb/>
die hiſtoriſche Entwicklung betrifft, ſo wirken man-<lb/>
cherlei Urſachen neben und gegen einander. Ich theile<lb/>
zunächſt das Reſultat der preußiſchen Aufnahmen mit,<lb/>
um daran die weiteren Bemerkungen zu knüpfen.<lb/>
Man zählte:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[622/0644]
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Von 1861 bis zur Gegenwart ſehen wir ähnliche
Reſultate; die 1353 Geſchäfte, welche 1861 in der
Rheinprovinz waren, ſind bis 1867 auf 1155 geſunken, 1
während die Produktion noch zunahm; aber auch 1867
iſt die durchſchnittliche Quantität verarbeiteter Häute,
welche dort auf eine Gerberei kommt, nicht über
656 Ztnr. mit einem Durchſchnittswerth des fertigen
Produktes von 5939 Thlr. für je eine Gerberei. Das
deutet immer noch auf Geſchäfte hin, welche im Durch-
ſchnitt zwiſchen großem und kleinem Betrieb in der
Mitte ſtehen.
Das wichtigſte Gewerbe in der Verarbeitung des
Leders ſind die Schuhmacher; ſie ſind überhaupt faſt
überall das zahlreichſte Gewerbe; 2 ſelbſt Preußen, Poſen,
Pommern haben im Verhältniß zur Bevölkerung nicht
ſehr viel weniger Schuhmacher als Weſtfalen und die
Rheinprovinz; die größte Zahl Schuhmachermeiſter hat
Württemberg (73 auf 10000 Einw., 52 in Altpreußen),
während nach Viebahn in Frankreich 52, in Oeſtreich
20 Meiſter auf dieſelbe Einwohnerzahl kommen. Was
die hiſtoriſche Entwicklung betrifft, ſo wirken man-
cherlei Urſachen neben und gegen einander. Ich theile
zunächſt das Reſultat der preußiſchen Aufnahmen mit,
um daran die weiteren Bemerkungen zu knüpfen.
Man zählte:
1 Bienengräber, Statiſtik des Verkehrs, S. 397.
2 Vgl. oben S. 302; ferner Mittheilungen I, 234;
Tabellen und amtliche Nachrichten V, 833. Viebahn III, 680.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/644>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.