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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
mit dem des Handarbeiters vereinigen. Man kann
sagen, daß die sächsischen Strumpfwirker sich in einem
Zustande fortschreitend wachsenden Wohlstandes befinden,
und daß ihre Lage eine Art häuslichen Glückes ist.
Viele von ihnen sind unabhängige Arbeiter, kaufen aus
eigener Hand das rohe Material und verkaufen die fer-
tigen Strümpfe an Aufkäufer, welche die Märkte in
Chemnitz und Leipzig versorgen."

Daneben zeigten sich freilich auch schon damals die
Mißstände jeder Hausindustrie, die ihre Impulse nicht
von oben herab, durch Einmischung der Regierung oder
durch sehr intelligente, um die ganze Bildung der Leute
sich kümmernde Fabrikanten bekömmt. Schon von den
dreißiger Jahren sagt ein anderer Bericht: "Leider ging
mit diesem allgemeinen Wohlbefinden der Arbeiter das
Streben nach Verbesserung nicht Hand in Hand. Je
besser der Verdienst war, desto nachlässiger wurde gear-
beitet und man war taub gegen jede Mahnung, auf
tadellose Qualität zu halten und neue Erfindungen ein-
zuführen. Alles Neue, Ungewohnte fand bei der Mehr-
zahl der Arbeiter Widerstand, den nur die Noth besiegen
konnte."

Und sie trat ein; der Absatz stockte gewaltig zu
Anfang der vierziger Jahre mit der allgemeinen Ueber-
produktion an Baumwollwaaren; erst gegen Ende des
Jahrzehntes wurde es wieder besser, man zählte in
Sachsen 1846 - 19611 Handwirkerstühle, 1849 - 90
Fabrikanten oder Unternehmer, 136 Faktore, 14763
Strumpfwirkermeister und 18189 Gehülfen; von einer
Aenderung der Technik, von Maschinenstühlen, von einer

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
mit dem des Handarbeiters vereinigen. Man kann
ſagen, daß die ſächſiſchen Strumpfwirker ſich in einem
Zuſtande fortſchreitend wachſenden Wohlſtandes befinden,
und daß ihre Lage eine Art häuslichen Glückes iſt.
Viele von ihnen ſind unabhängige Arbeiter, kaufen aus
eigener Hand das rohe Material und verkaufen die fer-
tigen Strümpfe an Aufkäufer, welche die Märkte in
Chemnitz und Leipzig verſorgen.“

Daneben zeigten ſich freilich auch ſchon damals die
Mißſtände jeder Hausinduſtrie, die ihre Impulſe nicht
von oben herab, durch Einmiſchung der Regierung oder
durch ſehr intelligente, um die ganze Bildung der Leute
ſich kümmernde Fabrikanten bekömmt. Schon von den
dreißiger Jahren ſagt ein anderer Bericht: „Leider ging
mit dieſem allgemeinen Wohlbefinden der Arbeiter das
Streben nach Verbeſſerung nicht Hand in Hand. Je
beſſer der Verdienſt war, deſto nachläſſiger wurde gear-
beitet und man war taub gegen jede Mahnung, auf
tadelloſe Qualität zu halten und neue Erfindungen ein-
zuführen. Alles Neue, Ungewohnte fand bei der Mehr-
zahl der Arbeiter Widerſtand, den nur die Noth beſiegen
konnte.“

Und ſie trat ein; der Abſatz ſtockte gewaltig zu
Anfang der vierziger Jahre mit der allgemeinen Ueber-
produktion an Baumwollwaaren; erſt gegen Ende des
Jahrzehntes wurde es wieder beſſer, man zählte in
Sachſen 1846 ‒ 19611 Handwirkerſtühle, 1849 ‒ 90
Fabrikanten oder Unternehmer, 136 Faktore, 14763
Strumpfwirkermeiſter und 18189 Gehülfen; von einer
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[608/0630] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. mit dem des Handarbeiters vereinigen. Man kann ſagen, daß die ſächſiſchen Strumpfwirker ſich in einem Zuſtande fortſchreitend wachſenden Wohlſtandes befinden, und daß ihre Lage eine Art häuslichen Glückes iſt. Viele von ihnen ſind unabhängige Arbeiter, kaufen aus eigener Hand das rohe Material und verkaufen die fer- tigen Strümpfe an Aufkäufer, welche die Märkte in Chemnitz und Leipzig verſorgen.“ Daneben zeigten ſich freilich auch ſchon damals die Mißſtände jeder Hausinduſtrie, die ihre Impulſe nicht von oben herab, durch Einmiſchung der Regierung oder durch ſehr intelligente, um die ganze Bildung der Leute ſich kümmernde Fabrikanten bekömmt. Schon von den dreißiger Jahren ſagt ein anderer Bericht: „Leider ging mit dieſem allgemeinen Wohlbefinden der Arbeiter das Streben nach Verbeſſerung nicht Hand in Hand. Je beſſer der Verdienſt war, deſto nachläſſiger wurde gear- beitet und man war taub gegen jede Mahnung, auf tadelloſe Qualität zu halten und neue Erfindungen ein- zuführen. Alles Neue, Ungewohnte fand bei der Mehr- zahl der Arbeiter Widerſtand, den nur die Noth beſiegen konnte.“ Und ſie trat ein; der Abſatz ſtockte gewaltig zu Anfang der vierziger Jahre mit der allgemeinen Ueber- produktion an Baumwollwaaren; erſt gegen Ende des Jahrzehntes wurde es wieder beſſer, man zählte in Sachſen 1846 ‒ 19611 Handwirkerſtühle, 1849 ‒ 90 Fabrikanten oder Unternehmer, 136 Faktore, 14763 Strumpfwirkermeiſter und 18189 Gehülfen; von einer Aenderung der Technik, von Maſchinenſtühlen, von einer

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/630>, abgerufen am 22.11.2024.