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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
zugenommen haben, so haben sie doch dadurch die Hand-
arbeit in den Fabriken selbst kaum beeinträchtigt. Ich
kenne Tuchfabriken, in welchen neben den Maschinen-
stühlen Handstühle gehen, auf welchen der Arbeiter mit
Leichtigkeit täglich einen Thaler verdient.

Das Charakteristische der großen Betriebe ist so, wie
gesagt, nicht der Maschinenstuhl, sondern die Vereini-
gung aller Hülfsgewerbe, die höchste Ausbildung dieser
in einheitlichen geschlossenen Etablissements. Aber es
ist hiegegen doch schon eine Art Reaktion eingetreten,
wie Staatsrath Hermann bereits 1851 bemerkt, wenn
er sagt: "Es waren die ganz großen Geschäfte, welche
die Tuchmanufaktur Deutschlands auf ihre jetzige Höhe
gehoben haben. Aber gerade bei der Vereinigung aller
Zweige der Fabrikation und des Absatzes in einer Hand
kommt der Unternehmer endlich an einen Punkt, wo
die Beaufsichtigung der vielen verschiedenen technischen
Arbeiten und die Besorgung des Absatzes so umfangreich
und komplizirt wird und so viele Kosten verursacht, daß
der Gesammtertrag der Fabrik leicht kleiner ausfällt,
als bei mäßigerem Umfang der Hauptgeschäfte der Fall
gewesen. Damit ist dann die Theilung der Geschäfte
durch das eigene Interesse der Fabrikanten geboten."

Diese Theilung kann darin bestehen, daß die Fa-
brikanten ihr Garn wieder außer dem Hause weben
lassen, wie das in Sachsen niemals ganz aufgehört
hat, auch in Aachen1 noch theilweise üblich ist. Oder
kann sie darin bestehen, daß das Spinnen und die Her-

1 Jahrbuch für die amtl. Statist. II, 328.

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
zugenommen haben, ſo haben ſie doch dadurch die Hand-
arbeit in den Fabriken ſelbſt kaum beeinträchtigt. Ich
kenne Tuchfabriken, in welchen neben den Maſchinen-
ſtühlen Handſtühle gehen, auf welchen der Arbeiter mit
Leichtigkeit täglich einen Thaler verdient.

Das Charakteriſtiſche der großen Betriebe iſt ſo, wie
geſagt, nicht der Maſchinenſtuhl, ſondern die Vereini-
gung aller Hülfsgewerbe, die höchſte Ausbildung dieſer
in einheitlichen geſchloſſenen Etabliſſements. Aber es
iſt hiegegen doch ſchon eine Art Reaktion eingetreten,
wie Staatsrath Hermann bereits 1851 bemerkt, wenn
er ſagt: „Es waren die ganz großen Geſchäfte, welche
die Tuchmanufaktur Deutſchlands auf ihre jetzige Höhe
gehoben haben. Aber gerade bei der Vereinigung aller
Zweige der Fabrikation und des Abſatzes in einer Hand
kommt der Unternehmer endlich an einen Punkt, wo
die Beaufſichtigung der vielen verſchiedenen techniſchen
Arbeiten und die Beſorgung des Abſatzes ſo umfangreich
und komplizirt wird und ſo viele Koſten verurſacht, daß
der Geſammtertrag der Fabrik leicht kleiner ausfällt,
als bei mäßigerem Umfang der Hauptgeſchäfte der Fall
geweſen. Damit iſt dann die Theilung der Geſchäfte
durch das eigene Intereſſe der Fabrikanten geboten.“

Dieſe Theilung kann darin beſtehen, daß die Fa-
brikanten ihr Garn wieder außer dem Hauſe weben
laſſen, wie das in Sachſen niemals ganz aufgehört
hat, auch in Aachen1 noch theilweiſe üblich iſt. Oder
kann ſie darin beſtehen, daß das Spinnen und die Her-

1 Jahrbuch für die amtl. Statiſt. II, 328.
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[582/0604] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. zugenommen haben, ſo haben ſie doch dadurch die Hand- arbeit in den Fabriken ſelbſt kaum beeinträchtigt. Ich kenne Tuchfabriken, in welchen neben den Maſchinen- ſtühlen Handſtühle gehen, auf welchen der Arbeiter mit Leichtigkeit täglich einen Thaler verdient. Das Charakteriſtiſche der großen Betriebe iſt ſo, wie geſagt, nicht der Maſchinenſtuhl, ſondern die Vereini- gung aller Hülfsgewerbe, die höchſte Ausbildung dieſer in einheitlichen geſchloſſenen Etabliſſements. Aber es iſt hiegegen doch ſchon eine Art Reaktion eingetreten, wie Staatsrath Hermann bereits 1851 bemerkt, wenn er ſagt: „Es waren die ganz großen Geſchäfte, welche die Tuchmanufaktur Deutſchlands auf ihre jetzige Höhe gehoben haben. Aber gerade bei der Vereinigung aller Zweige der Fabrikation und des Abſatzes in einer Hand kommt der Unternehmer endlich an einen Punkt, wo die Beaufſichtigung der vielen verſchiedenen techniſchen Arbeiten und die Beſorgung des Abſatzes ſo umfangreich und komplizirt wird und ſo viele Koſten verurſacht, daß der Geſammtertrag der Fabrik leicht kleiner ausfällt, als bei mäßigerem Umfang der Hauptgeſchäfte der Fall geweſen. Damit iſt dann die Theilung der Geſchäfte durch das eigene Intereſſe der Fabrikanten geboten.“ Dieſe Theilung kann darin beſtehen, daß die Fa- brikanten ihr Garn wieder außer dem Hauſe weben laſſen, wie das in Sachſen niemals ganz aufgehört hat, auch in Aachen 1 noch theilweiſe üblich iſt. Oder kann ſie darin beſtehen, daß das Spinnen und die Her- 1 Jahrbuch für die amtl. Statiſt. II, 328.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/604>, abgerufen am 22.11.2024.