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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Der frühe Sieg der großen Etablissements.
gearbeitet, haben nach und nach einen Stuhl nach dem
andern aufgestellt. Der Sitz der großen Tuchindustrie
ist nicht oder nicht vorwiegend, wie der Sitz der großen
Linnenindustrie, an den Orten, wo von altersher zahl-
reiche Weber waren, die man hätte beschäftigen können.
Die Zahl der Stühle ist überhaupt geringer, als in der
Linnen- und Baumwollindustrie. Wer die Fortschritte
mitmachte in der Tuchindustrie, erzielte reichliche Gewinne,
welche die Ausdehnung der Etablissements erlaubten,
und es galt in den Geschäftskreisen für ganz unzweifel-
haft, daß die Blüthe der deutschen Tuchindustrie von
dem Uebergang zu größeren geschlossenen Etablissements,
von der Verbindung des Färbens, Spinnens, Webens,
Walkens, Scheerens und Appretirens in einem und
demselben Lokale abhänge.1 Viel unwesentlicher war
dem gegenüber die sukzessiv eintretende Ausdehnung des
Maschinenstuhls. Die Maschine machte ja auch hier
Fortschritte, aber langsame; noch heute arbeiten viele
Tuchfabriken ersten Rangs mit Handstühlen. Die Leistung
des Maschinenstuhls ist gleichmäßiger und kann sich täg-
lich auf eine längere Zeit erstrecken; aber abgesehen hier-
von ist sie kaum größer. Nach Mährlen's Aufnahme
von 1858 z. B. ist die tägliche Durchschnittsleistung der
württembergischen Maschinenstühle 10,2 Ellen, während
er als Durchschnittsleistung der Handstühle im Ulmer
Kammerbezirk 10,3 Ellen, im Durchschnitt des ganzen
Landes allerdings 8,3 Ellen anführt. Wenn die Ma-
schinenstühle von 1861 bis zur Gegenwart noch ziemlich

1 Siehe oben S. 523; Hansemann, S. 78 ff.

Der frühe Sieg der großen Etabliſſements.
gearbeitet, haben nach und nach einen Stuhl nach dem
andern aufgeſtellt. Der Sitz der großen Tuchinduſtrie
iſt nicht oder nicht vorwiegend, wie der Sitz der großen
Linneninduſtrie, an den Orten, wo von altersher zahl-
reiche Weber waren, die man hätte beſchäftigen können.
Die Zahl der Stühle iſt überhaupt geringer, als in der
Linnen- und Baumwollinduſtrie. Wer die Fortſchritte
mitmachte in der Tuchinduſtrie, erzielte reichliche Gewinne,
welche die Ausdehnung der Etabliſſements erlaubten,
und es galt in den Geſchäftskreiſen für ganz unzweifel-
haft, daß die Blüthe der deutſchen Tuchinduſtrie von
dem Uebergang zu größeren geſchloſſenen Etabliſſements,
von der Verbindung des Färbens, Spinnens, Webens,
Walkens, Scheerens und Appretirens in einem und
demſelben Lokale abhänge.1 Viel unweſentlicher war
dem gegenüber die ſukzeſſiv eintretende Ausdehnung des
Maſchinenſtuhls. Die Maſchine machte ja auch hier
Fortſchritte, aber langſame; noch heute arbeiten viele
Tuchfabriken erſten Rangs mit Handſtühlen. Die Leiſtung
des Maſchinenſtuhls iſt gleichmäßiger und kann ſich täg-
lich auf eine längere Zeit erſtrecken; aber abgeſehen hier-
von iſt ſie kaum größer. Nach Mährlen’s Aufnahme
von 1858 z. B. iſt die tägliche Durchſchnittsleiſtung der
württembergiſchen Maſchinenſtühle 10,2 Ellen, während
er als Durchſchnittsleiſtung der Handſtühle im Ulmer
Kammerbezirk 10,3 Ellen, im Durchſchnitt des ganzen
Landes allerdings 8,3 Ellen anführt. Wenn die Ma-
ſchinenſtühle von 1861 bis zur Gegenwart noch ziemlich

1 Siehe oben S. 523; Hanſemann, S. 78 ff.
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[581/0603] Der frühe Sieg der großen Etabliſſements. gearbeitet, haben nach und nach einen Stuhl nach dem andern aufgeſtellt. Der Sitz der großen Tuchinduſtrie iſt nicht oder nicht vorwiegend, wie der Sitz der großen Linneninduſtrie, an den Orten, wo von altersher zahl- reiche Weber waren, die man hätte beſchäftigen können. Die Zahl der Stühle iſt überhaupt geringer, als in der Linnen- und Baumwollinduſtrie. Wer die Fortſchritte mitmachte in der Tuchinduſtrie, erzielte reichliche Gewinne, welche die Ausdehnung der Etabliſſements erlaubten, und es galt in den Geſchäftskreiſen für ganz unzweifel- haft, daß die Blüthe der deutſchen Tuchinduſtrie von dem Uebergang zu größeren geſchloſſenen Etabliſſements, von der Verbindung des Färbens, Spinnens, Webens, Walkens, Scheerens und Appretirens in einem und demſelben Lokale abhänge. 1 Viel unweſentlicher war dem gegenüber die ſukzeſſiv eintretende Ausdehnung des Maſchinenſtuhls. Die Maſchine machte ja auch hier Fortſchritte, aber langſame; noch heute arbeiten viele Tuchfabriken erſten Rangs mit Handſtühlen. Die Leiſtung des Maſchinenſtuhls iſt gleichmäßiger und kann ſich täg- lich auf eine längere Zeit erſtrecken; aber abgeſehen hier- von iſt ſie kaum größer. Nach Mährlen’s Aufnahme von 1858 z. B. iſt die tägliche Durchſchnittsleiſtung der württembergiſchen Maſchinenſtühle 10,2 Ellen, während er als Durchſchnittsleiſtung der Handſtühle im Ulmer Kammerbezirk 10,3 Ellen, im Durchſchnitt des ganzen Landes allerdings 8,3 Ellen anführt. Wenn die Ma- ſchinenſtühle von 1861 bis zur Gegenwart noch ziemlich 1 Siehe oben S. 523; Hanſemann, S. 78 ff.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/603>, abgerufen am 22.11.2024.