Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Spanien gesandt.1 Gegen 1800 hatte die jährlicheAusfuhr aus Schlesien an Leinwand einen Werth von gegen 13 Mill. Thaler. Der Werth der jährlich aus der sächsischen Oberlausitz ausgeführten Leinewand erreichte im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts durchschnittlich mehr als zwei Mill. Thaler.2 Die große märkische Tuchindustrie war durch den 1 Schlötzer's Briefwechsel Th. III, 69 -- 70. 2 Wiek, industrielle Zustände Sachsens S. 234. 3 Siehe oben S. 33.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Spanien geſandt.1 Gegen 1800 hatte die jährlicheAusfuhr aus Schleſien an Leinwand einen Werth von gegen 13 Mill. Thaler. Der Werth der jährlich aus der ſächſiſchen Oberlauſitz ausgeführten Leinewand erreichte im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts durchſchnittlich mehr als zwei Mill. Thaler.2 Die große märkiſche Tuchinduſtrie war durch den 1 Schlötzer’s Briefwechſel Th. III, 69 — 70. 2 Wiek, induſtrielle Zuſtände Sachſens S. 234. 3 Siehe oben S. 33.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0562" n="540"/><fw place="top" type="header">Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.</fw><lb/> Spanien geſandt.<note place="foot" n="1">Schlötzer’s Briefwechſel Th. <hi rendition="#aq">III</hi>, 69 — 70.</note> Gegen 1800 hatte die jährliche<lb/> Ausfuhr aus Schleſien an Leinwand einen Werth von<lb/> gegen 13 Mill. Thaler. Der Werth der jährlich aus<lb/> der ſächſiſchen Oberlauſitz ausgeführten Leinewand erreichte<lb/> im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts durchſchnittlich<lb/> mehr als zwei Mill. Thaler.<note place="foot" n="2">Wiek, induſtrielle Zuſtände Sachſens S. 234.</note></p><lb/> <p>Die große märkiſche Tuchinduſtrie war durch den<lb/> dreißigjährigen Krieg und ſchon vorher verfallen; viele<lb/> Tuchmacher hatten ſich nach Sachſen gezogen, wo die<lb/> Tuchmacherei fortdauernd blühte, gegen Ende des 18.<lb/> Jahrhunderts durch die Wolle der 1765 und 1778<lb/> vom Churfürſten eingeführten Merinoheerden, durch den<lb/> Glanz des ſächſiſchen Hofes und durch die Lepziger<lb/> Meſſe einen neuen Aufſchwung nahm. Aber auch in<lb/> den preußiſchen Staaten erblühte die Wollweberei, durch<lb/> alle möglichen Regierungsmaßregeln befördert, wieder;<note place="foot" n="3">Siehe oben S. 33.</note><lb/> die franzöſiſchen <hi rendition="#aq">Refugiés,</hi> ſpeziell hiefür herbeigeholte<lb/> Tuchmacher aus Jülich und Holand, die Gewerberegle-<lb/> ments hoben die Technik; die ſtehenden Heere ſteigerten<lb/> hier wie anderwärts bedeutend die Nachfrage. Aber<lb/> auch nach dem Auslande nahm der Abſatz zu. Bran-<lb/> denburgiſche und ſchleſiſche Tücher wurden nach Nieder-<lb/> ſachſen und Weſtfalen gebracht; der Hauptexport aber<lb/> ging über Hamburg und dann direkt nach Polen und<lb/> Rußland. Während für die letzten Jahre Friedrich’s<lb/> des Großen Mirabeau eine Geſammtproduktion in dem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [540/0562]
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Spanien geſandt. 1 Gegen 1800 hatte die jährliche
Ausfuhr aus Schleſien an Leinwand einen Werth von
gegen 13 Mill. Thaler. Der Werth der jährlich aus
der ſächſiſchen Oberlauſitz ausgeführten Leinewand erreichte
im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts durchſchnittlich
mehr als zwei Mill. Thaler. 2
Die große märkiſche Tuchinduſtrie war durch den
dreißigjährigen Krieg und ſchon vorher verfallen; viele
Tuchmacher hatten ſich nach Sachſen gezogen, wo die
Tuchmacherei fortdauernd blühte, gegen Ende des 18.
Jahrhunderts durch die Wolle der 1765 und 1778
vom Churfürſten eingeführten Merinoheerden, durch den
Glanz des ſächſiſchen Hofes und durch die Lepziger
Meſſe einen neuen Aufſchwung nahm. Aber auch in
den preußiſchen Staaten erblühte die Wollweberei, durch
alle möglichen Regierungsmaßregeln befördert, wieder; 3
die franzöſiſchen Refugiés, ſpeziell hiefür herbeigeholte
Tuchmacher aus Jülich und Holand, die Gewerberegle-
ments hoben die Technik; die ſtehenden Heere ſteigerten
hier wie anderwärts bedeutend die Nachfrage. Aber
auch nach dem Auslande nahm der Abſatz zu. Bran-
denburgiſche und ſchleſiſche Tücher wurden nach Nieder-
ſachſen und Weſtfalen gebracht; der Hauptexport aber
ging über Hamburg und dann direkt nach Polen und
Rußland. Während für die letzten Jahre Friedrich’s
des Großen Mirabeau eine Geſammtproduktion in dem
1 Schlötzer’s Briefwechſel Th. III, 69 — 70.
2 Wiek, induſtrielle Zuſtände Sachſens S. 234.
3 Siehe oben S. 33.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |