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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die große Weberei des 18. Jahrhunderts.
wurden, mag man verurtheilen; für die wichtigste Ge-
webeindustrie, für die Leineweberei, waren sie gleich-
gültig; ihre Blüthe beruhte auf dem großen Export;
in freier Konkurrenz hatte sie sich ihre Stellung auf
dem Weltmarkt erkämpft, nnd die Wollindustrie, die
Strumpfwaarenindustrie, auch Anfänge andrer Gewebe-
industrien waren gefolgt, hatten ebenfalls begonnen zu
exportiren.

Die deutsche Linnenweberei des vorigen Jahrhun-
derts hatte in Schlesien, in der Lausitz, in Westfalen,
in Osnabrück, im Ravensbergischen ihre Hauptsitze.
In Bielefeld hatte sich schon seit Anfang des Jahr-
hunderts die Damastweberei entwickelt. Mehr und mehr
bezahlte Deutschland seine Colonialwaaren mit Leinwand;
in den holländischen und spanischen Colonien war deutsche
Leinwand zu Hause; vor Allem der Absatz über Spa-
nien und nach Spanien war sehr bedeutend; nach der
Schweiz, nach Italien und Frankreich kam ebenfalls viel
deutsche Leinwand, nach diesen Ländern mehr aus Süd-
deutschland; die vereinigten Staaten eröffneten nach ihrem
Abfall vom Mutterlande einen neuen großen Markt.
Besonders seit 1776 steigerte sich die deutsche Linnen-
ausfuhr von Jahr zu Jahr. Die Bevölkerung nahm in
den Webergegenden rasch zu, die Bodenpreise standen
dort noch einmal so hoch als anderwärts.1 Die Kon-
junkturen waren immer steigende, der Begehr regelmäßig
größer als die Produktion. Allein aus Schlesien wurden
1777 für 3 -- 4 Mill. Thaler Leinwand direkt nach

1 Gülich II, 226.

Die große Weberei des 18. Jahrhunderts.
wurden, mag man verurtheilen; für die wichtigſte Ge-
webeinduſtrie, für die Leineweberei, waren ſie gleich-
gültig; ihre Blüthe beruhte auf dem großen Export;
in freier Konkurrenz hatte ſie ſich ihre Stellung auf
dem Weltmarkt erkämpft, nnd die Wollinduſtrie, die
Strumpfwaareninduſtrie, auch Anfänge andrer Gewebe-
induſtrien waren gefolgt, hatten ebenfalls begonnen zu
exportiren.

Die deutſche Linnenweberei des vorigen Jahrhun-
derts hatte in Schleſien, in der Lauſitz, in Weſtfalen,
in Osnabrück, im Ravensbergiſchen ihre Hauptſitze.
In Bielefeld hatte ſich ſchon ſeit Anfang des Jahr-
hunderts die Damaſtweberei entwickelt. Mehr und mehr
bezahlte Deutſchland ſeine Colonialwaaren mit Leinwand;
in den holländiſchen und ſpaniſchen Colonien war deutſche
Leinwand zu Hauſe; vor Allem der Abſatz über Spa-
nien und nach Spanien war ſehr bedeutend; nach der
Schweiz, nach Italien und Frankreich kam ebenfalls viel
deutſche Leinwand, nach dieſen Ländern mehr aus Süd-
deutſchland; die vereinigten Staaten eröffneten nach ihrem
Abfall vom Mutterlande einen neuen großen Markt.
Beſonders ſeit 1776 ſteigerte ſich die deutſche Linnen-
ausfuhr von Jahr zu Jahr. Die Bevölkerung nahm in
den Webergegenden raſch zu, die Bodenpreiſe ſtanden
dort noch einmal ſo hoch als anderwärts.1 Die Kon-
junkturen waren immer ſteigende, der Begehr regelmäßig
größer als die Produktion. Allein aus Schleſien wurden
1777 für 3 — 4 Mill. Thaler Leinwand direkt nach

1 Gülich II, 226.
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[539/0561] Die große Weberei des 18. Jahrhunderts. wurden, mag man verurtheilen; für die wichtigſte Ge- webeinduſtrie, für die Leineweberei, waren ſie gleich- gültig; ihre Blüthe beruhte auf dem großen Export; in freier Konkurrenz hatte ſie ſich ihre Stellung auf dem Weltmarkt erkämpft, nnd die Wollinduſtrie, die Strumpfwaareninduſtrie, auch Anfänge andrer Gewebe- induſtrien waren gefolgt, hatten ebenfalls begonnen zu exportiren. Die deutſche Linnenweberei des vorigen Jahrhun- derts hatte in Schleſien, in der Lauſitz, in Weſtfalen, in Osnabrück, im Ravensbergiſchen ihre Hauptſitze. In Bielefeld hatte ſich ſchon ſeit Anfang des Jahr- hunderts die Damaſtweberei entwickelt. Mehr und mehr bezahlte Deutſchland ſeine Colonialwaaren mit Leinwand; in den holländiſchen und ſpaniſchen Colonien war deutſche Leinwand zu Hauſe; vor Allem der Abſatz über Spa- nien und nach Spanien war ſehr bedeutend; nach der Schweiz, nach Italien und Frankreich kam ebenfalls viel deutſche Leinwand, nach dieſen Ländern mehr aus Süd- deutſchland; die vereinigten Staaten eröffneten nach ihrem Abfall vom Mutterlande einen neuen großen Markt. Beſonders ſeit 1776 ſteigerte ſich die deutſche Linnen- ausfuhr von Jahr zu Jahr. Die Bevölkerung nahm in den Webergegenden raſch zu, die Bodenpreiſe ſtanden dort noch einmal ſo hoch als anderwärts. 1 Die Kon- junkturen waren immer ſteigende, der Begehr regelmäßig größer als die Produktion. Allein aus Schleſien wurden 1777 für 3 — 4 Mill. Thaler Leinwand direkt nach 1 Gülich II, 226.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/561>, abgerufen am 22.11.2024.