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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die geschäftlichen Arten der Weberei
den eigenen Bedarf auch ab und zu einige Stücke Lein-
wand verkauft werden, sondern ob der Besitzer des
Stuhls in der Hauptsache Bauer, Handwerker oder
sonst etwas ist und nebenher seine freie Zeit zum Weben
benutzt. Stühle dagegen, welche einem Weber gehören,
der auch nicht das ganze Jahr am Webstuhl sitzt, der
vielleicht jetzt den ganzen Sommer auf Tagelohn geht,
gehören nicht in diese Kategorie. Die preußischen Ta-
bellen sind in der Hauptsache so aufgefaßt und behandelt
worden, obwohl die Grenze zwischen Hausarbeit und
gewerblicher Arbeit natürlich immer etwas schwankend
bleibt. Der Beweis hierfür liegt darin, daß die Web-
stühle, welche unter dieser Kategorie verzeichnet sind,
zum kleinsten Theil auf die Weberdistrikte, fast aus-
schließlich auf die rein agrarischen Gegenden fallen.
Weniger ist das der Fall in Süddeutschland. Das
Weben ist dort als häusliche Nebenbeschäftigung über-
haupt sehr viel weniger verbreitet als im Norden.
Man hat es schon allgemein ausgesprochen, in den
Gegenden des Weinbaues fehle diese Nebenbeschäftigung
ganz. Die Zeit der kleinen Leute ist mehr durch andere
Arbeiten ausgefüllt. Die dort unter dieser Rubrik ver-
zeichneten Stühle gehören mehr jedenfalls als im Norden
kleinen Lohnwebern, welche nur einen Theil des Jahres
sich mit Weben abgeben. 1

1 Vergl. Mährlen S. 168 und 169; Mährlen hat eine
genaue Aufnahme veranstaltet, welche für Württemberg erhebt,
welche Anzahl Tage jeder Webstuhl durchschnittlich geht; (siehe
das. S. 65): ein Stuhl auf Baumwolle geht durchschnittlich 255,
32 *

Die geſchäftlichen Arten der Weberei
den eigenen Bedarf auch ab und zu einige Stücke Lein-
wand verkauft werden, ſondern ob der Beſitzer des
Stuhls in der Hauptſache Bauer, Handwerker oder
ſonſt etwas iſt und nebenher ſeine freie Zeit zum Weben
benutzt. Stühle dagegen, welche einem Weber gehören,
der auch nicht das ganze Jahr am Webſtuhl ſitzt, der
vielleicht jetzt den ganzen Sommer auf Tagelohn geht,
gehören nicht in dieſe Kategorie. Die preußiſchen Ta-
bellen ſind in der Hauptſache ſo aufgefaßt und behandelt
worden, obwohl die Grenze zwiſchen Hausarbeit und
gewerblicher Arbeit natürlich immer etwas ſchwankend
bleibt. Der Beweis hierfür liegt darin, daß die Web-
ſtühle, welche unter dieſer Kategorie verzeichnet ſind,
zum kleinſten Theil auf die Weberdiſtrikte, faſt aus-
ſchließlich auf die rein agrariſchen Gegenden fallen.
Weniger iſt das der Fall in Süddeutſchland. Das
Weben iſt dort als häusliche Nebenbeſchäftigung über-
haupt ſehr viel weniger verbreitet als im Norden.
Man hat es ſchon allgemein ausgeſprochen, in den
Gegenden des Weinbaues fehle dieſe Nebenbeſchäftigung
ganz. Die Zeit der kleinen Leute iſt mehr durch andere
Arbeiten ausgefüllt. Die dort unter dieſer Rubrik ver-
zeichneten Stühle gehören mehr jedenfalls als im Norden
kleinen Lohnwebern, welche nur einen Theil des Jahres
ſich mit Weben abgeben. 1

1 Vergl. Mährlen S. 168 und 169; Mährlen hat eine
genaue Aufnahme veranſtaltet, welche für Württemberg erhebt,
welche Anzahl Tage jeder Webſtuhl durchſchnittlich geht; (ſiehe
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[499/0521] Die geſchäftlichen Arten der Weberei den eigenen Bedarf auch ab und zu einige Stücke Lein- wand verkauft werden, ſondern ob der Beſitzer des Stuhls in der Hauptſache Bauer, Handwerker oder ſonſt etwas iſt und nebenher ſeine freie Zeit zum Weben benutzt. Stühle dagegen, welche einem Weber gehören, der auch nicht das ganze Jahr am Webſtuhl ſitzt, der vielleicht jetzt den ganzen Sommer auf Tagelohn geht, gehören nicht in dieſe Kategorie. Die preußiſchen Ta- bellen ſind in der Hauptſache ſo aufgefaßt und behandelt worden, obwohl die Grenze zwiſchen Hausarbeit und gewerblicher Arbeit natürlich immer etwas ſchwankend bleibt. Der Beweis hierfür liegt darin, daß die Web- ſtühle, welche unter dieſer Kategorie verzeichnet ſind, zum kleinſten Theil auf die Weberdiſtrikte, faſt aus- ſchließlich auf die rein agrariſchen Gegenden fallen. Weniger iſt das der Fall in Süddeutſchland. Das Weben iſt dort als häusliche Nebenbeſchäftigung über- haupt ſehr viel weniger verbreitet als im Norden. Man hat es ſchon allgemein ausgeſprochen, in den Gegenden des Weinbaues fehle dieſe Nebenbeſchäftigung ganz. Die Zeit der kleinen Leute iſt mehr durch andere Arbeiten ausgefüllt. Die dort unter dieſer Rubrik ver- zeichneten Stühle gehören mehr jedenfalls als im Norden kleinen Lohnwebern, welche nur einen Theil des Jahres ſich mit Weben abgeben. 1 1 Vergl. Mährlen S. 168 und 169; Mährlen hat eine genaue Aufnahme veranſtaltet, welche für Württemberg erhebt, welche Anzahl Tage jeder Webſtuhl durchſchnittlich geht; (ſiehe daſ. S. 65): ein Stuhl auf Baumwolle geht durchſchnittlich 255, 32 *

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/521>, abgerufen am 25.11.2024.