webstuhl, der kräftiger gebaut sein muß, als der Lein- wandstuhl, aber in der Hauptsache von Holz ist, wird hier zu Lande zu 20--30 Thlr. angeschlagen. Mährlen 1 rechnet einen guten Baumwollstuhl zu 20 Fl. südd., einen schmalen Jacquardstuhl zu 75 Fl., einen breiten zu 200 Fl., einen Korsettstuhl zu 50, einen Kraftstuhl zu 230 Fl. Der Maschinenstuhl wird nicht bloß da- durch soviel theurer, daß die Haupttheile von Eisen sind, er ist auch komplizirter und muß viel exakter gearbeitet sein. Freilich entscheidet der Preis des Stuhls noch nicht allein die Rentabilität des einen oder andern Betriebs; die Kosten der bewegenden Kraft, die An- wendung anderer Arbeiter an der Maschine, die General- kosten der Fabrik, die verschiedenen Preise für Hand- und Maschinenprodukte kommen mit in Betracht.
Diese technischen Vorbemerkungen enthalten schon einen ungefähren Ueberblick über den Gang der Ver- änderungen, aber eine halbwegs befriedigende Kenntniß können wir doch erst erhalten, wenn wir konkreter auf die Verhältnisse eingehen. Wir müssen uns dabei schon nach dem Zwecke dieser ganzen Untersuchungen vor Allem an die Ergebnisse der zollvereinsländischen, hauptsächlich der preußischen Gewerbestatistik halten. Die erste auf- zuwerfende Frage ist demnach, welche Arten der Weberei müssen wir unterscheiden und wie ist dieser Unterschei- dung in der offiziellen Statistik Rechnung getragen?
Die Geschäftsarten, welche wir für unsere Unter- suchungen zu trennen haben, sind folgende: 1) die Pro-
1 Darstellung und Verarbeitung der Gespinnste, S. 145.
Schmoller, Geschichte d. Kleingewerbe. 32
Preiſe und Leiſtungen der Webſtühle.
webſtuhl, der kräftiger gebaut ſein muß, als der Lein- wandſtuhl, aber in der Hauptſache von Holz iſt, wird hier zu Lande zu 20—30 Thlr. angeſchlagen. Mährlen 1 rechnet einen guten Baumwollſtuhl zu 20 Fl. ſüdd., einen ſchmalen Jacquardſtuhl zu 75 Fl., einen breiten zu 200 Fl., einen Korſettſtuhl zu 50, einen Kraftſtuhl zu 230 Fl. Der Maſchinenſtuhl wird nicht bloß da- durch ſoviel theurer, daß die Haupttheile von Eiſen ſind, er iſt auch komplizirter und muß viel exakter gearbeitet ſein. Freilich entſcheidet der Preis des Stuhls noch nicht allein die Rentabilität des einen oder andern Betriebs; die Koſten der bewegenden Kraft, die An- wendung anderer Arbeiter an der Maſchine, die General- koſten der Fabrik, die verſchiedenen Preiſe für Hand- und Maſchinenprodukte kommen mit in Betracht.
Dieſe techniſchen Vorbemerkungen enthalten ſchon einen ungefähren Ueberblick über den Gang der Ver- änderungen, aber eine halbwegs befriedigende Kenntniß können wir doch erſt erhalten, wenn wir konkreter auf die Verhältniſſe eingehen. Wir müſſen uns dabei ſchon nach dem Zwecke dieſer ganzen Unterſuchungen vor Allem an die Ergebniſſe der zollvereinsländiſchen, hauptſächlich der preußiſchen Gewerbeſtatiſtik halten. Die erſte auf- zuwerfende Frage iſt demnach, welche Arten der Weberei müſſen wir unterſcheiden und wie iſt dieſer Unterſchei- dung in der offiziellen Statiſtik Rechnung getragen?
Die Geſchäftsarten, welche wir für unſere Unter- ſuchungen zu trennen haben, ſind folgende: 1) die Pro-
1 Darſtellung und Verarbeitung der Geſpinnſte, S. 145.
Schmoller, Geſchichte d. Kleingewerbe. 32
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Preiſe und Leiſtungen der Webſtühle.
webſtuhl, der kräftiger gebaut ſein muß, als der Lein-
wandſtuhl, aber in der Hauptſache von Holz iſt, wird
hier zu Lande zu 20—30 Thlr. angeſchlagen. Mährlen 1
rechnet einen guten Baumwollſtuhl zu 20 Fl. ſüdd.,
einen ſchmalen Jacquardſtuhl zu 75 Fl., einen breiten
zu 200 Fl., einen Korſettſtuhl zu 50, einen Kraftſtuhl
zu 230 Fl. Der Maſchinenſtuhl wird nicht bloß da-
durch ſoviel theurer, daß die Haupttheile von Eiſen
ſind, er iſt auch komplizirter und muß viel exakter
gearbeitet ſein. Freilich entſcheidet der Preis des Stuhls
noch nicht allein die Rentabilität des einen oder andern
Betriebs; die Koſten der bewegenden Kraft, die An-
wendung anderer Arbeiter an der Maſchine, die General-
koſten der Fabrik, die verſchiedenen Preiſe für Hand-
und Maſchinenprodukte kommen mit in Betracht.
Dieſe techniſchen Vorbemerkungen enthalten ſchon
einen ungefähren Ueberblick über den Gang der Ver-
änderungen, aber eine halbwegs befriedigende Kenntniß
können wir doch erſt erhalten, wenn wir konkreter auf
die Verhältniſſe eingehen. Wir müſſen uns dabei ſchon
nach dem Zwecke dieſer ganzen Unterſuchungen vor Allem
an die Ergebniſſe der zollvereinsländiſchen, hauptſächlich
der preußiſchen Gewerbeſtatiſtik halten. Die erſte auf-
zuwerfende Frage iſt demnach, welche Arten der Weberei
müſſen wir unterſcheiden und wie iſt dieſer Unterſchei-
dung in der offiziellen Statiſtik Rechnung getragen?
Die Geſchäftsarten, welche wir für unſere Unter-
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Schmoller, Geſchichte d. Kleingewerbe. 32
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/519>, abgerufen am 22.11.2024.
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