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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Färberei.

Von den fabrikmäßigen Garnfärbereien haben beson-
ders die Türkischrothfärbereien Fortschritte gemacht. Von
Elberfeld und Barmen, wo sie seit 1780 blühten, haben
sie sich auch nach Sachsen und Süddeutschland verbreitet;
man zählte in Preußen 1849 erst 22 mit 831, 1861
36 mit 1388 Arbeitern. Die andern Garnfärbereien in
Wolle und Baumwolle wurden früher in Preußen mit
den Färbereien überhaupt zusammen gezählt; 1861 erst
wurden sie besonders aufgenommen; man zählte in Preußen
561 Anstalten mit 2526 Arbeitern. Sie kommen
auch sonst zahlreich vor; im ganzen Zollverein betrug
ihre Zahl 834 mit 3826 Arbeitern. Doch sind alle
diese Zahlen wenig zuverlässig, da so viele dieser Geschäfte
nicht selbständig, sondern mit andern großen Etablisse-
ments verbunden vorkommen. Von besonderer Bedeutung
sind die Färbereien von wollenen Stickgarnen, den soge-
nannten Zephyrgarnen, deren Hauptsitz Berlin ist.

In der Seilerei handelt es sich um zwei große
Aenderungen. Der Hanf wird nicht mehr mit der
Hand versponnen, auch hier hat die Maschinenspinnerei
Platz gegriffen. Das ist aber nicht das Schlimmste
für den kleinen Seilermeister; theilweise hat er dadurch
sogar Förderung erhalten, indem er selbst hanfenes
Maschinengarn verwendet.1 Der weitere Schritt aber
war, daß auch für die Herstellung der Seilerwaaren
selbst neue Apparate und Maschinen erfunden wurden.
Der deutsche Ausstellungsbericht von 1851 schreibt schon:

1 Siehe einen Bericht aus Chemnitz im Preuß. Handels-
archiv 1868. II, 116.
Die Färberei.

Von den fabrikmäßigen Garnfärbereien haben beſon-
ders die Türkiſchrothfärbereien Fortſchritte gemacht. Von
Elberfeld und Barmen, wo ſie ſeit 1780 blühten, haben
ſie ſich auch nach Sachſen und Süddeutſchland verbreitet;
man zählte in Preußen 1849 erſt 22 mit 831, 1861
36 mit 1388 Arbeitern. Die andern Garnfärbereien in
Wolle und Baumwolle wurden früher in Preußen mit
den Färbereien überhaupt zuſammen gezählt; 1861 erſt
wurden ſie beſonders aufgenommen; man zählte in Preußen
561 Anſtalten mit 2526 Arbeitern. Sie kommen
auch ſonſt zahlreich vor; im ganzen Zollverein betrug
ihre Zahl 834 mit 3826 Arbeitern. Doch ſind alle
dieſe Zahlen wenig zuverläſſig, da ſo viele dieſer Geſchäfte
nicht ſelbſtändig, ſondern mit andern großen Etabliſſe-
ments verbunden vorkommen. Von beſonderer Bedeutung
ſind die Färbereien von wollenen Stickgarnen, den ſoge-
nannten Zephyrgarnen, deren Hauptſitz Berlin iſt.

In der Seilerei handelt es ſich um zwei große
Aenderungen. Der Hanf wird nicht mehr mit der
Hand verſponnen, auch hier hat die Maſchinenſpinnerei
Platz gegriffen. Das iſt aber nicht das Schlimmſte
für den kleinen Seilermeiſter; theilweiſe hat er dadurch
ſogar Förderung erhalten, indem er ſelbſt hanfenes
Maſchinengarn verwendet.1 Der weitere Schritt aber
war, daß auch für die Herſtellung der Seilerwaaren
ſelbſt neue Apparate und Maſchinen erfunden wurden.
Der deutſche Ausſtellungsbericht von 1851 ſchreibt ſchon:

1 Siehe einen Bericht aus Chemnitz im Preuß. Handels-
archiv 1868. II, 116.
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[489/0511] Die Färberei. Von den fabrikmäßigen Garnfärbereien haben beſon- ders die Türkiſchrothfärbereien Fortſchritte gemacht. Von Elberfeld und Barmen, wo ſie ſeit 1780 blühten, haben ſie ſich auch nach Sachſen und Süddeutſchland verbreitet; man zählte in Preußen 1849 erſt 22 mit 831, 1861 36 mit 1388 Arbeitern. Die andern Garnfärbereien in Wolle und Baumwolle wurden früher in Preußen mit den Färbereien überhaupt zuſammen gezählt; 1861 erſt wurden ſie beſonders aufgenommen; man zählte in Preußen 561 Anſtalten mit 2526 Arbeitern. Sie kommen auch ſonſt zahlreich vor; im ganzen Zollverein betrug ihre Zahl 834 mit 3826 Arbeitern. Doch ſind alle dieſe Zahlen wenig zuverläſſig, da ſo viele dieſer Geſchäfte nicht ſelbſtändig, ſondern mit andern großen Etabliſſe- ments verbunden vorkommen. Von beſonderer Bedeutung ſind die Färbereien von wollenen Stickgarnen, den ſoge- nannten Zephyrgarnen, deren Hauptſitz Berlin iſt. In der Seilerei handelt es ſich um zwei große Aenderungen. Der Hanf wird nicht mehr mit der Hand verſponnen, auch hier hat die Maſchinenſpinnerei Platz gegriffen. Das iſt aber nicht das Schlimmſte für den kleinen Seilermeiſter; theilweiſe hat er dadurch ſogar Förderung erhalten, indem er ſelbſt hanfenes Maſchinengarn verwendet. 1 Der weitere Schritt aber war, daß auch für die Herſtellung der Seilerwaaren ſelbſt neue Apparate und Maſchinen erfunden wurden. Der deutſche Ausſtellungsbericht von 1851 ſchreibt ſchon: 1 Siehe einen Bericht aus Chemnitz im Preuß. Handels- archiv 1868. II, 116.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/511>, abgerufen am 22.11.2024.