Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die deutsche Baumwollspinnerei. der Preise, welche wieder zahlreiche Anfangsgeschäftehervorgerufen hatten, trat mit den Handelskrisen (so von 1825 -- 26) wieder eine längere Zeit des gedrücktesten Absatzes ein, welche in England wie bei uns den kleinen Geschäften ein Ende machte. Die Zeit von 1826 -- 32 war keine glänzende. Von 1833 -- 36 waren wieder steigende Konjunkturen; Berichte aus dieser Zeit sagen: wenn ein Bauer oder Müller sich zu wohl fühlte, baute er eine Spinnerei. Nach den Handelskrisen von 1836 und 39 traten wieder die Rückschläge und mit ihnen wieder die zahlreichen Bankerotte der kleinen Spinner ein. So zog sich unter wechselnden Verhältnissen die deutsche Baumwollspinnerei hin, mehr und mehr auch auf ganz große Etablissements sich beschränkend, was ja in dieser Geschäftsbranche mehr als irgendwo angezeigt ist, da nicht leicht in einem Zweige so sehr wie hier das größere Geschäft immer billiger zu arbeiten erlaubt. Wenn die deutsche Baumwollspinnerei in den letzten 20 Jahren endlich in Folge der steigenden Kapitalansammlung und der Ausbildung unserer Maschinenfabriken zu vollständiger Ebenbürtigkeit mit den englischen Spinnereien herange- wachsen ist, so hat darunter nicht das eigentliche Handwerk, sondern nur ein Theil der kleinen Fabrikanten gelitten; 1 der Haupterfolg aber war die wenigstens theilweise Ver- drängung der englischen Twiste vom deutschen Markte. 1 Vergl oben die Zahlen über den Umfang der preuß.
Spinnereien S. 162 -- 63; sonst: Mährlen, die Darstellung und Verarbeitung der Gespinnste, Stuttgart 1861, S. 102 ff. Zollvereinsländischer Ausstellungsbericht von 1851. Bd. II, S. 10 ff. Oestr. Ausstellungsbericht von 1867, Bd. IV, S. 3 ff. Die deutſche Baumwollſpinnerei. der Preiſe, welche wieder zahlreiche Anfangsgeſchäftehervorgerufen hatten, trat mit den Handelskriſen (ſo von 1825 — 26) wieder eine längere Zeit des gedrückteſten Abſatzes ein, welche in England wie bei uns den kleinen Geſchäften ein Ende machte. Die Zeit von 1826 — 32 war keine glänzende. Von 1833 — 36 waren wieder ſteigende Konjunkturen; Berichte aus dieſer Zeit ſagen: wenn ein Bauer oder Müller ſich zu wohl fühlte, baute er eine Spinnerei. Nach den Handelskriſen von 1836 und 39 traten wieder die Rückſchläge und mit ihnen wieder die zahlreichen Bankerotte der kleinen Spinner ein. So zog ſich unter wechſelnden Verhältniſſen die deutſche Baumwollſpinnerei hin, mehr und mehr auch auf ganz große Etabliſſements ſich beſchränkend, was ja in dieſer Geſchäftsbranche mehr als irgendwo angezeigt iſt, da nicht leicht in einem Zweige ſo ſehr wie hier das größere Geſchäft immer billiger zu arbeiten erlaubt. Wenn die deutſche Baumwollſpinnerei in den letzten 20 Jahren endlich in Folge der ſteigenden Kapitalanſammlung und der Ausbildung unſerer Maſchinenfabriken zu vollſtändiger Ebenbürtigkeit mit den engliſchen Spinnereien herange- wachſen iſt, ſo hat darunter nicht das eigentliche Handwerk, ſondern nur ein Theil der kleinen Fabrikanten gelitten; 1 der Haupterfolg aber war die wenigſtens theilweiſe Ver- drängung der engliſchen Twiſte vom deutſchen Markte. 1 Vergl oben die Zahlen über den Umfang der preuß.
Spinnereien S. 162 — 63; ſonſt: Mährlen, die Darſtellung und Verarbeitung der Geſpinnſte, Stuttgart 1861, S. 102 ff. Zollvereinsländiſcher Ausſtellungsbericht von 1851. Bd. II, S. 10 ff. Oeſtr. Ausſtellungsbericht von 1867, Bd. IV, S. 3 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0477" n="455"/><fw place="top" type="header">Die deutſche Baumwollſpinnerei.</fw><lb/> der Preiſe, welche wieder zahlreiche Anfangsgeſchäfte<lb/> hervorgerufen hatten, trat mit den Handelskriſen (ſo<lb/> von 1825 — 26) wieder eine längere Zeit des gedrückteſten<lb/> Abſatzes ein, welche in England wie bei uns den kleinen<lb/> Geſchäften ein Ende machte. Die Zeit von 1826 — 32<lb/> war keine glänzende. Von 1833 — 36 waren wieder<lb/> ſteigende Konjunkturen; Berichte aus dieſer Zeit ſagen:<lb/> wenn ein Bauer oder Müller ſich zu wohl fühlte, baute<lb/> er eine Spinnerei. Nach den Handelskriſen von 1836 und<lb/> 39 traten wieder die Rückſchläge und mit ihnen wieder<lb/> die zahlreichen Bankerotte der kleinen Spinner ein. So<lb/> zog ſich unter wechſelnden Verhältniſſen die deutſche<lb/> Baumwollſpinnerei hin, mehr und mehr auch auf ganz<lb/> große Etabliſſements ſich beſchränkend, was ja in dieſer<lb/> Geſchäftsbranche mehr als irgendwo angezeigt iſt, da<lb/> nicht leicht in einem Zweige ſo ſehr wie hier das größere<lb/> Geſchäft immer billiger zu arbeiten erlaubt. Wenn<lb/> die deutſche Baumwollſpinnerei in den letzten 20 Jahren<lb/> endlich in Folge der ſteigenden Kapitalanſammlung und<lb/> der Ausbildung unſerer Maſchinenfabriken zu vollſtändiger<lb/> Ebenbürtigkeit mit den engliſchen Spinnereien herange-<lb/> wachſen iſt, ſo hat darunter nicht das eigentliche Handwerk,<lb/> ſondern nur ein Theil der kleinen Fabrikanten gelitten; <note place="foot" n="1">Vergl oben die Zahlen über den Umfang der preuß.<lb/> Spinnereien S. 162 — 63; ſonſt: Mährlen, die Darſtellung und<lb/> Verarbeitung der Geſpinnſte, Stuttgart 1861, S. 102 ff.<lb/> Zollvereinsländiſcher Ausſtellungsbericht von 1851. Bd. <hi rendition="#aq">II,</hi><lb/> S. 10 ff. Oeſtr. Ausſtellungsbericht von 1867, Bd. <hi rendition="#aq">IV,</hi> S. 3 ff.</note><lb/> der Haupterfolg aber war die wenigſtens theilweiſe Ver-<lb/> drängung der engliſchen Twiſte vom deutſchen Markte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [455/0477]
Die deutſche Baumwollſpinnerei.
der Preiſe, welche wieder zahlreiche Anfangsgeſchäfte
hervorgerufen hatten, trat mit den Handelskriſen (ſo
von 1825 — 26) wieder eine längere Zeit des gedrückteſten
Abſatzes ein, welche in England wie bei uns den kleinen
Geſchäften ein Ende machte. Die Zeit von 1826 — 32
war keine glänzende. Von 1833 — 36 waren wieder
ſteigende Konjunkturen; Berichte aus dieſer Zeit ſagen:
wenn ein Bauer oder Müller ſich zu wohl fühlte, baute
er eine Spinnerei. Nach den Handelskriſen von 1836 und
39 traten wieder die Rückſchläge und mit ihnen wieder
die zahlreichen Bankerotte der kleinen Spinner ein. So
zog ſich unter wechſelnden Verhältniſſen die deutſche
Baumwollſpinnerei hin, mehr und mehr auch auf ganz
große Etabliſſements ſich beſchränkend, was ja in dieſer
Geſchäftsbranche mehr als irgendwo angezeigt iſt, da
nicht leicht in einem Zweige ſo ſehr wie hier das größere
Geſchäft immer billiger zu arbeiten erlaubt. Wenn
die deutſche Baumwollſpinnerei in den letzten 20 Jahren
endlich in Folge der ſteigenden Kapitalanſammlung und
der Ausbildung unſerer Maſchinenfabriken zu vollſtändiger
Ebenbürtigkeit mit den engliſchen Spinnereien herange-
wachſen iſt, ſo hat darunter nicht das eigentliche Handwerk,
ſondern nur ein Theil der kleinen Fabrikanten gelitten; 1
der Haupterfolg aber war die wenigſtens theilweiſe Ver-
drängung der engliſchen Twiſte vom deutſchen Markte.
1 Vergl oben die Zahlen über den Umfang der preuß.
Spinnereien S. 162 — 63; ſonſt: Mährlen, die Darſtellung und
Verarbeitung der Geſpinnſte, Stuttgart 1861, S. 102 ff.
Zollvereinsländiſcher Ausſtellungsbericht von 1851. Bd. II,
S. 10 ff. Oeſtr. Ausſtellungsbericht von 1867, Bd. IV, S. 3 ff.
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