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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Volksküchen und Konsumvereine.

Mit vielen Fabriken und Etablissements sind solche
Küchengeschäfte im Großen jetzt verbunden; wie auch Holz-,
Mehl-, Kartoffellieferungen im Großen und zu Engros-
preisen vielfach von edel- und humandenkenden Fabrik-
herren und großen Grundbesitzern übernommen werden.
Typisch bekannt hierfür ist ja die cite ouvriere in
Mühlhausen mit ihrem Waschhaus, ihrem Badehaus,
mit der großen Bäckerei, dem Schlachthaus, Kosthaus und
Materialwaarendepot. Aehnliches Aufsehen haben neuer-
dings die Einrichtungen von Staub in Kuchen im König-
reich Württemberg gemacht. Es ist überall dasselbe
Prinzip des Betriebes im Großen, das durch die Privat-
spekulation nicht zur Geltung kommend, für den Konsum
der kleinen Leute thätig gemacht werden soll.

Am besten freilich wird der Arbeiter dem Lotter-
kredit, der Abhängigkeit vom kleinen Detailladen ent-
rissen durch den Konsumverein, der ihm alle Vortheile
des Bezugs der Waaren im Großen bietet, theilweise
auch die Vortheile der Produktion im Großen. In
England wenigstens sind die Konsumvereine längst ver-
bunden mit großen Assoziationsmühlen, großen Bäcke-
reien, theilweise auch eigenen Schlächtereien. Auch in
Deutschland haben sich die Konsumvereine jetzt rasch
entwickelt. Im Jahre 1868 zählt der Schultze'sche Be-
richt deren schon 555. Die meisten sind bis jetzt nur
Kauf- und Verkaufsgeschäfte. Aber schon sind auch ein-
zelne zur selbständigen Produktion im Großen über-
gegangen. In Berlin haben die dortigen Konsumvereine
eine gemeinsame große Brodbäckerei gegründet; in Saar-
brücken, in Chemnitz existirt eine Assoziationsbäckerei;

Die Volksküchen und Konſumvereine.

Mit vielen Fabriken und Etabliſſements ſind ſolche
Küchengeſchäfte im Großen jetzt verbunden; wie auch Holz-,
Mehl-, Kartoffellieferungen im Großen und zu Engros-
preiſen vielfach von edel- und humandenkenden Fabrik-
herren und großen Grundbeſitzern übernommen werden.
Typiſch bekannt hierfür iſt ja die cité ouvrière in
Mühlhauſen mit ihrem Waſchhaus, ihrem Badehaus,
mit der großen Bäckerei, dem Schlachthaus, Koſthaus und
Materialwaarendepot. Aehnliches Aufſehen haben neuer-
dings die Einrichtungen von Staub in Kuchen im König-
reich Württemberg gemacht. Es iſt überall daſſelbe
Prinzip des Betriebes im Großen, das durch die Privat-
ſpekulation nicht zur Geltung kommend, für den Konſum
der kleinen Leute thätig gemacht werden ſoll.

Am beſten freilich wird der Arbeiter dem Lotter-
kredit, der Abhängigkeit vom kleinen Detailladen ent-
riſſen durch den Konſumverein, der ihm alle Vortheile
des Bezugs der Waaren im Großen bietet, theilweiſe
auch die Vortheile der Produktion im Großen. In
England wenigſtens ſind die Konſumvereine längſt ver-
bunden mit großen Aſſoziationsmühlen, großen Bäcke-
reien, theilweiſe auch eigenen Schlächtereien. Auch in
Deutſchland haben ſich die Konſumvereine jetzt raſch
entwickelt. Im Jahre 1868 zählt der Schultze’ſche Be-
richt deren ſchon 555. Die meiſten ſind bis jetzt nur
Kauf- und Verkaufsgeſchäfte. Aber ſchon ſind auch ein-
zelne zur ſelbſtändigen Produktion im Großen über-
gegangen. In Berlin haben die dortigen Konſumvereine
eine gemeinſame große Brodbäckerei gegründet; in Saar-
brücken, in Chemnitz exiſtirt eine Aſſoziationsbäckerei;

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[445/0467] Die Volksküchen und Konſumvereine. Mit vielen Fabriken und Etabliſſements ſind ſolche Küchengeſchäfte im Großen jetzt verbunden; wie auch Holz-, Mehl-, Kartoffellieferungen im Großen und zu Engros- preiſen vielfach von edel- und humandenkenden Fabrik- herren und großen Grundbeſitzern übernommen werden. Typiſch bekannt hierfür iſt ja die cité ouvrière in Mühlhauſen mit ihrem Waſchhaus, ihrem Badehaus, mit der großen Bäckerei, dem Schlachthaus, Koſthaus und Materialwaarendepot. Aehnliches Aufſehen haben neuer- dings die Einrichtungen von Staub in Kuchen im König- reich Württemberg gemacht. Es iſt überall daſſelbe Prinzip des Betriebes im Großen, das durch die Privat- ſpekulation nicht zur Geltung kommend, für den Konſum der kleinen Leute thätig gemacht werden ſoll. Am beſten freilich wird der Arbeiter dem Lotter- kredit, der Abhängigkeit vom kleinen Detailladen ent- riſſen durch den Konſumverein, der ihm alle Vortheile des Bezugs der Waaren im Großen bietet, theilweiſe auch die Vortheile der Produktion im Großen. In England wenigſtens ſind die Konſumvereine längſt ver- bunden mit großen Aſſoziationsmühlen, großen Bäcke- reien, theilweiſe auch eigenen Schlächtereien. Auch in Deutſchland haben ſich die Konſumvereine jetzt raſch entwickelt. Im Jahre 1868 zählt der Schultze’ſche Be- richt deren ſchon 555. Die meiſten ſind bis jetzt nur Kauf- und Verkaufsgeſchäfte. Aber ſchon ſind auch ein- zelne zur ſelbſtändigen Produktion im Großen über- gegangen. In Berlin haben die dortigen Konſumvereine eine gemeinſame große Brodbäckerei gegründet; in Saar- brücken, in Chemnitz exiſtirt eine Aſſoziationsbäckerei;

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/467>, abgerufen am 25.11.2024.