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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Viktualiengeschäfte und Wirthschaftsgewerbe.
in einigen größern Städten, aber auch da nur für die
Lebensmittel und Viktualien der höhern Gesellschafts-
klassen. Abgesehen von diesen, sowie von den Geschäften,
welche hauptsächlich den Wochenmarkt beziehen, sucht der
kleine Viktualienhandel ähnlich wie der Bäcker und
Fleischer einen lokalen Absatz in den nächstliegenden
Häusern und Straßen.

Die eigentlichen Wirthschaftsgewerbe endlich, welche
in der Umformung und Bereitung der Nahrungsmittel
am weitesten gehen, sind, wie ich das schon mehr
erwähnte, sehr vielfach in den Händen von Personen,
welche nebenbei mit der Produktion oder dem Handel
von Nahrungsmitteln beschäftigt sind, oder vielmehr
von solchen, welche das Wirthschaftsgewerbe nur neben-
bei betreiben. Es ist ebenfalls das lokale Bedürfniß,
das darauf hinwirkt. Die Brauerei verbindet sich mit
der Gastwirthschaft, die Mühle mit einer Ausspannung,
die Bäckerei mit dem Weinausschank, die Hökerei mit
dem Bier- und Kaffeschank, der Materialladen mit dem
Schnapsverkauf -- je eines allein würde seinen Mann
nicht nähren, beides zusammen aber reicht aus, eine
leidliche Existenz für eine Familie zu schaffen.

Diese häufige Verbindung der Wirthschaftsgewerbe
mit andern ist für das richtige Verständniß des ganzen
Gewerbes, wie schon für die richtige Beurtheilung der
Zahlen wichtig. Das Hülfspersonal wird in den
Tabellen etwas niederer erscheinen, als es in Wirklich-
keit ist. Zu- und Abnahme haben eine etwas andere
Bedeutung.

Schmoller, Gesch. d. Kleingewerbe. 28

Die Viktualiengeſchäfte und Wirthſchaftsgewerbe.
in einigen größern Städten, aber auch da nur für die
Lebensmittel und Viktualien der höhern Geſellſchafts-
klaſſen. Abgeſehen von dieſen, ſowie von den Geſchäften,
welche hauptſächlich den Wochenmarkt beziehen, ſucht der
kleine Viktualienhandel ähnlich wie der Bäcker und
Fleiſcher einen lokalen Abſatz in den nächſtliegenden
Häuſern und Straßen.

Die eigentlichen Wirthſchaftsgewerbe endlich, welche
in der Umformung und Bereitung der Nahrungsmittel
am weiteſten gehen, ſind, wie ich das ſchon mehr
erwähnte, ſehr vielfach in den Händen von Perſonen,
welche nebenbei mit der Produktion oder dem Handel
von Nahrungsmitteln beſchäftigt ſind, oder vielmehr
von ſolchen, welche das Wirthſchaftsgewerbe nur neben-
bei betreiben. Es iſt ebenfalls das lokale Bedürfniß,
das darauf hinwirkt. Die Brauerei verbindet ſich mit
der Gaſtwirthſchaft, die Mühle mit einer Ausſpannung,
die Bäckerei mit dem Weinausſchank, die Hökerei mit
dem Bier- und Kaffeſchank, der Materialladen mit dem
Schnapsverkauf — je eines allein würde ſeinen Mann
nicht nähren, beides zuſammen aber reicht aus, eine
leidliche Exiſtenz für eine Familie zu ſchaffen.

Dieſe häufige Verbindung der Wirthſchaftsgewerbe
mit andern iſt für das richtige Verſtändniß des ganzen
Gewerbes, wie ſchon für die richtige Beurtheilung der
Zahlen wichtig. Das Hülfsperſonal wird in den
Tabellen etwas niederer erſcheinen, als es in Wirklich-
keit iſt. Zu- und Abnahme haben eine etwas andere
Bedeutung.

Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 28
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[433/0455] Die Viktualiengeſchäfte und Wirthſchaftsgewerbe. in einigen größern Städten, aber auch da nur für die Lebensmittel und Viktualien der höhern Geſellſchafts- klaſſen. Abgeſehen von dieſen, ſowie von den Geſchäften, welche hauptſächlich den Wochenmarkt beziehen, ſucht der kleine Viktualienhandel ähnlich wie der Bäcker und Fleiſcher einen lokalen Abſatz in den nächſtliegenden Häuſern und Straßen. Die eigentlichen Wirthſchaftsgewerbe endlich, welche in der Umformung und Bereitung der Nahrungsmittel am weiteſten gehen, ſind, wie ich das ſchon mehr erwähnte, ſehr vielfach in den Händen von Perſonen, welche nebenbei mit der Produktion oder dem Handel von Nahrungsmitteln beſchäftigt ſind, oder vielmehr von ſolchen, welche das Wirthſchaftsgewerbe nur neben- bei betreiben. Es iſt ebenfalls das lokale Bedürfniß, das darauf hinwirkt. Die Brauerei verbindet ſich mit der Gaſtwirthſchaft, die Mühle mit einer Ausſpannung, die Bäckerei mit dem Weinausſchank, die Hökerei mit dem Bier- und Kaffeſchank, der Materialladen mit dem Schnapsverkauf — je eines allein würde ſeinen Mann nicht nähren, beides zuſammen aber reicht aus, eine leidliche Exiſtenz für eine Familie zu ſchaffen. Dieſe häufige Verbindung der Wirthſchaftsgewerbe mit andern iſt für das richtige Verſtändniß des ganzen Gewerbes, wie ſchon für die richtige Beurtheilung der Zahlen wichtig. Das Hülfsperſonal wird in den Tabellen etwas niederer erſcheinen, als es in Wirklich- keit iſt. Zu- und Abnahme haben eine etwas andere Bedeutung. Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 28

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/455>, abgerufen am 22.11.2024.