die theilweise auch selbst schlachten, aber nur eine geringe Zahl Vieh, und an die reinen Detailhändler, die das Fleisch in größern Stücken übernehmen, die verschiedenen Sorten trennen, die einzelnen Stücke hübsch zurecht machen, bei denen das Ladengeschäft die Haupt- sache ist. Beide letztere Arten von Schlächtern verkaufen ihre Abfälle an den Eingeweidehändler (tripe-shop), oder an den Kochladen (cock-shop), wo vornehmlich die untersten Volksklassen diese Abfälle kaufen oder ver- zehren.
Eine ähnliche, wenn auch nicht so weit gehende Arbeitstheilung findet in andern großen Städten statt. Der Berliner Adreßkalender unterscheidet wenigstens Schlächter und Fleischwaarenhandlungen. Im Jahre 1860 kommen auf 80 Fleischwaarenhandlungen 557 Schlächter, 1868 auf 101 Handlungen 976 Schlächter.1 Die Kleinschlächter und Detailhändler brauchen trotz dieser Arbeitstheilung noch ein nicht unbeträchtliches Kapital.
Wichtig auch für den Groß- und Kleinbetrieb des Fleischergewerbes ist die jetzt aus sanitätspolizei- lichen Standpunkt viel besprochene Schlachthausfrage.2
1 Engel, die Industrie der großen Städte, Berliner Gemeindekalender II, 144.
2 Siehe Risch, Bericht über Schlachthäuser und Vieh- märkte, Berlin 1866. Ueber die preuß. Gesetzgebung und die Unmöglichkeit mit ihr die einzelnen widerstrebenden Fleischer zur ausschließlichen Benutzung öffentlicher Schlachthäuser zu zwingen. Viebahn III, 593 -- 94.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
die theilweiſe auch ſelbſt ſchlachten, aber nur eine geringe Zahl Vieh, und an die reinen Detailhändler, die das Fleiſch in größern Stücken übernehmen, die verſchiedenen Sorten trennen, die einzelnen Stücke hübſch zurecht machen, bei denen das Ladengeſchäft die Haupt- ſache iſt. Beide letztere Arten von Schlächtern verkaufen ihre Abfälle an den Eingeweidehändler (tripe-shop), oder an den Kochladen (cock-shop), wo vornehmlich die unterſten Volksklaſſen dieſe Abfälle kaufen oder ver- zehren.
Eine ähnliche, wenn auch nicht ſo weit gehende Arbeitstheilung findet in andern großen Städten ſtatt. Der Berliner Adreßkalender unterſcheidet wenigſtens Schlächter und Fleiſchwaarenhandlungen. Im Jahre 1860 kommen auf 80 Fleiſchwaarenhandlungen 557 Schlächter, 1868 auf 101 Handlungen 976 Schlächter.1 Die Kleinſchlächter und Detailhändler brauchen trotz dieſer Arbeitstheilung noch ein nicht unbeträchtliches Kapital.
Wichtig auch für den Groß- und Kleinbetrieb des Fleiſchergewerbes iſt die jetzt aus ſanitätspolizei- lichen Standpunkt viel beſprochene Schlachthausfrage.2
1 Engel, die Induſtrie der großen Städte, Berliner Gemeindekalender II, 144.
2 Siehe Riſch, Bericht über Schlachthäuſer und Vieh- märkte, Berlin 1866. Ueber die preuß. Geſetzgebung und die Unmöglichkeit mit ihr die einzelnen widerſtrebenden Fleiſcher zur ausſchließlichen Benutzung öffentlicher Schlachthäuſer zu zwingen. Viebahn III, 593 — 94.
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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
die theilweiſe auch ſelbſt ſchlachten, aber nur eine
geringe Zahl Vieh, und an die reinen Detailhändler,
die das Fleiſch in größern Stücken übernehmen, die
verſchiedenen Sorten trennen, die einzelnen Stücke hübſch
zurecht machen, bei denen das Ladengeſchäft die Haupt-
ſache iſt. Beide letztere Arten von Schlächtern verkaufen
ihre Abfälle an den Eingeweidehändler (tripe-shop),
oder an den Kochladen (cock-shop), wo vornehmlich
die unterſten Volksklaſſen dieſe Abfälle kaufen oder ver-
zehren.
Eine ähnliche, wenn auch nicht ſo weit gehende
Arbeitstheilung findet in andern großen Städten ſtatt.
Der Berliner Adreßkalender unterſcheidet wenigſtens
Schlächter und Fleiſchwaarenhandlungen. Im Jahre
1860 kommen auf 80 Fleiſchwaarenhandlungen 557
Schlächter, 1868 auf 101 Handlungen 976 Schlächter. 1
Die Kleinſchlächter und Detailhändler brauchen trotz
dieſer Arbeitstheilung noch ein nicht unbeträchtliches
Kapital.
Wichtig auch für den Groß- und Kleinbetrieb
des Fleiſchergewerbes iſt die jetzt aus ſanitätspolizei-
lichen Standpunkt viel beſprochene Schlachthausfrage. 2
1 Engel, die Induſtrie der großen Städte, Berliner
Gemeindekalender II, 144.
2 Siehe Riſch, Bericht über Schlachthäuſer und Vieh-
märkte, Berlin 1866. Ueber die preuß. Geſetzgebung und die
Unmöglichkeit mit ihr die einzelnen widerſtrebenden Fleiſcher
zur ausſchließlichen Benutzung öffentlicher Schlachthäuſer zu
zwingen. Viebahn III, 593 — 94.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/446>, abgerufen am 22.11.2024.
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