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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Einzelne Gewerbe nach Stadt und Land.
häuslichen Bedürfnissen dienen und leicht auf dem Lande
betrieben werden können, auf dem Lande stärker zu wie
in der Stadt. Solche dagegen, deren Produkte jetzt
mehr in Masse erzeugt werden, für welche in den
Städten große Handlungen sind, solche, welche unter
dem veränderten Verkehr leiden, nahmen ab. Wären
die Beispiele zahlreicher, so würde sich das wahrscheinlich
noch mehr zeigen.

In engem Zusammenhang mit der Vertheilung des
Handwerks nach Stadt und Land steht die Verbreitung
der großen Industrie. Eine dezentralisirte Industrie
wird eher das ländliche Handwerk, eine zentralisirte
mehr das städtische Handwerk heben.

Eine abschließende Untersuchung darüber ist an dieser
Stelle nicht möglich; aber einige Bemerkungen darüber
will ich nicht unterlassen einzuschieben. Auch für die
größere Industrie wurde 1849 und 1858 eine Trennung
der preußischen Tabellen nach Stadt und Land vollzogen; es
ist hiernach ein einigermaßen begründetes Urtheil möglich,
obwohl der große Zug nach den Städten wahrscheinlich
bei einer Vergleichung von 1858 und 1868 viel mehr
hervortreten würde.

Eine Reihe von Industrien zeigen von 1849 bis
1858 keine wesentlichen Aenderungen. Die Kunst-, die
Luxusindustrien, die feinere Mechanik und ähnliche Ge-
werbe sind damals wie später vornehmlich in den Städten.
Die Eisen- und Hüttenwerke, die Braun- und Steinkohlen-
werke, die Glashütten, die Kupferhämmer, die Ziegeleien,
die Theeröfen, die Zuckerfabriken befinden sich damals
wie später überwiegend auf dem Lande. Dagegen zeigen

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Einzelne Gewerbe nach Stadt und Land.
häuslichen Bedürfniſſen dienen und leicht auf dem Lande
betrieben werden können, auf dem Lande ſtärker zu wie
in der Stadt. Solche dagegen, deren Produkte jetzt
mehr in Maſſe erzeugt werden, für welche in den
Städten große Handlungen ſind, ſolche, welche unter
dem veränderten Verkehr leiden, nahmen ab. Wären
die Beiſpiele zahlreicher, ſo würde ſich das wahrſcheinlich
noch mehr zeigen.

In engem Zuſammenhang mit der Vertheilung des
Handwerks nach Stadt und Land ſteht die Verbreitung
der großen Induſtrie. Eine dezentraliſirte Induſtrie
wird eher das ländliche Handwerk, eine zentraliſirte
mehr das ſtädtiſche Handwerk heben.

Eine abſchließende Unterſuchung darüber iſt an dieſer
Stelle nicht möglich; aber einige Bemerkungen darüber
will ich nicht unterlaſſen einzuſchieben. Auch für die
größere Induſtrie wurde 1849 und 1858 eine Trennung
der preußiſchen Tabellen nach Stadt und Land vollzogen; es
iſt hiernach ein einigermaßen begründetes Urtheil möglich,
obwohl der große Zug nach den Städten wahrſcheinlich
bei einer Vergleichung von 1858 und 1868 viel mehr
hervortreten würde.

Eine Reihe von Induſtrien zeigen von 1849 bis
1858 keine weſentlichen Aenderungen. Die Kunſt-, die
Luxusinduſtrien, die feinere Mechanik und ähnliche Ge-
werbe ſind damals wie ſpäter vornehmlich in den Städten.
Die Eiſen- und Hüttenwerke, die Braun- und Steinkohlen-
werke, die Glashütten, die Kupferhämmer, die Ziegeleien,
die Theeröfen, die Zuckerfabriken befinden ſich damals
wie ſpäter überwiegend auf dem Lande. Dagegen zeigen

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[275/0297] Einzelne Gewerbe nach Stadt und Land. häuslichen Bedürfniſſen dienen und leicht auf dem Lande betrieben werden können, auf dem Lande ſtärker zu wie in der Stadt. Solche dagegen, deren Produkte jetzt mehr in Maſſe erzeugt werden, für welche in den Städten große Handlungen ſind, ſolche, welche unter dem veränderten Verkehr leiden, nahmen ab. Wären die Beiſpiele zahlreicher, ſo würde ſich das wahrſcheinlich noch mehr zeigen. In engem Zuſammenhang mit der Vertheilung des Handwerks nach Stadt und Land ſteht die Verbreitung der großen Induſtrie. Eine dezentraliſirte Induſtrie wird eher das ländliche Handwerk, eine zentraliſirte mehr das ſtädtiſche Handwerk heben. Eine abſchließende Unterſuchung darüber iſt an dieſer Stelle nicht möglich; aber einige Bemerkungen darüber will ich nicht unterlaſſen einzuſchieben. Auch für die größere Induſtrie wurde 1849 und 1858 eine Trennung der preußiſchen Tabellen nach Stadt und Land vollzogen; es iſt hiernach ein einigermaßen begründetes Urtheil möglich, obwohl der große Zug nach den Städten wahrſcheinlich bei einer Vergleichung von 1858 und 1868 viel mehr hervortreten würde. Eine Reihe von Induſtrien zeigen von 1849 bis 1858 keine weſentlichen Aenderungen. Die Kunſt-, die Luxusinduſtrien, die feinere Mechanik und ähnliche Ge- werbe ſind damals wie ſpäter vornehmlich in den Städten. Die Eiſen- und Hüttenwerke, die Braun- und Steinkohlen- werke, die Glashütten, die Kupferhämmer, die Ziegeleien, die Theeröfen, die Zuckerfabriken befinden ſich damals wie ſpäter überwiegend auf dem Lande. Dagegen zeigen 18 *

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/297>, abgerufen am 23.11.2024.